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Neuerscheinungen 2010

Stand: 2020-01-07
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Joseph Roth

Radetzkymarsch


Roman. In der Fassung der Erstausgabe von 1932. Nachw. v. Eva Demski
2010. 653 S. 15,5 cm
Verlag/Jahr: MANESSE 2010
ISBN: 3-7175-2218-3 (3717522183)
Neue ISBN: 978-3-7175-2218-8 (9783717522188)

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Im Aufstieg und Untergang einer Familie spiegeln sich die letzten Jahrzehnte der Donaumonarchie: 1859 rettet der slowenische Infanterieleutnant Joseph Trotta dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. das Leben. Er wird dafür geadelt und mit Orden ausgezeichnet und verläßt unwiderruflich den Weg seiner bäuerlichen Vorfahren. Von der knorrigen Stärke des "Helden von Solferino" ist bei seinem weichen und feinfühligen Enkel Carl Joseph von Trotta nichts übriggeblieben. "Das kurze Leben dieses vom drohenden Untergang Österreichs beschatteten Enkels des "Helden von Solferino" ist der beispielhafte und symbolische Lebenslauf eines ganzen Landes von Enkeln, einer Welt von Enkeln." (Hermann Kesten)
"Eines der schönsten Prosawerke des Jahrhunderts, voller Traurigkeit, voller Weisheit, voller Schrecknis" (Peter Wapnewski)

Nicht nur jedem Anfang, auch so manchem Ende wohnt ein Zauber inne. Joseph Roth, literarischer Kronzeuge der Donaumonarchie, bringt deren endzeitlichen Zauber noch ein letztes Mal zum Aufleuchten. "Radetzkymarsch", sein berührendes Requiem auf das alte Österreich, ist selbst durchdrungen von jener taktvollen Grazie, der es in einer unzeitgemäßen Welt nachspürt.

Ein gütiger Patriarch wacht in weisem Ratschluss über seine Untertanen, die Weltordnung der Habsburger scheint unvergänglich. Doch hinter kaiserlichem Glanz und Gloria mehren sich die Anzeichen des Verfalls. In Marsch- und Walzerklänge mischen sich Trommelwirbel und schrille nationalistische Töne. Franz von Trotta, Spross einer vom Kaiser protegierten Familie, wird gewahr, dass die Welt, die er als k.u.k.-Beamter in der böhmischen Provinz bis in die letzte Faser seines Wesens repräsentiert, längst dem Untergang geweiht ist. Bald wird nichts mehr sein, wie es einmal war.

Der liebenswürdige Melancholiker Roth (1894-1939) hat die "Welt von Gestern" von ihrem Ende her vermessen. Er zeigt den Anachronismus eines Reichs, das zusehends in lähmendem Fatalismus versinkt, verschweigt nicht die schrittweise Aushöhlung schwarzgelber Traditionen, des Kaisers "unbarmherzigen Glanz", offenbart aber zugleich die bis heute ungebrochene Faszination: den hohen Ehrbegriff, die geistreiche Sinnlichkeit, die legere und genießerische Lebensart. Mit leiser Wehmut, dabei so unbestechlich, wie es einem Chronisten zukommt, zeigt er das Nebeneinander von Strenge und Eleganz, Noblesse und Biedersinn, Souveränität und Unvermögen. Der "Radetzkymarsch", lange Zeit nur in entstellter Textgestalt zugänglich, wird hier in der vom Autor beglaubigten Erstfassung von 1932 vorgelegt.
Roth, Joseph
Joseph Roth (1894-1939), als Sohn jüdischer Eltern in Ostgalizien geboren, studierte deutsche Literatur und Philosophie in Lemberg und Wien. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als Journalist und reüssierte als Erzähler, ehe ihn die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 ins Exil trieb. Dem Alkohol verfallen, starb er vereinsamt in einem Pariser Armenhospital.

Demski, Eva
Eva Demski, geboren 1944 in Regensburg, studierte in Mainz und Freiburg Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte. Sie lebt heute als freie Journalistin und Schriftstellerin in Frankfurt am Main. Ihr Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Veröffentlichungen (Auswahl): ®Afra. Roman in fünf Bildern¯ (1992), ®Das siamesische Dorf¯ (2006), ®Gartengeschichten¯ (2009).