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Stand: 2020-01-07
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Rolf-Dieter Dominicus

Radikaler Konstruktivismus versus Realismus


Apologie des Subjektivismus. Überarb. Mag.-Arb.
2010. 82 S. 27 cm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2010
ISBN: 3-8366-8489-6 (3836684896)
Neue ISBN: 978-3-8366-8489-7 (9783836684897)

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Der Radikale Konstruktivismus ist eine Wissenschaft, deren Wurzeln im metadisziplinären Bereich der Kybernetik, der Psychologie und der Neurobiologie liegen. Seine Autoren (H. Maturana, E. v. Glasersfeld, G. Roth) vertreten gegenüber dem Realismus eine subjektivistische Wahrnehmungs- und Erkenntnistheorie, die charakterisiert ist durch die Identifikation des Subjekts mit dem Begriff des Beobachters. Der Beobachter wird definiert als ein menschliches Individuum, das aufgrund der informationellen Geschlossenheit seines Nervensystems keinen kognitiven Zugang zu seiner Umwelt hat und die Wirklichkeit konstruiert. Probleme dieser konstruktivistischen Beobachtertheorie bestehen allerdings angesichts der Konfrontation mit dem Phänomen des Selbstbewusstseins in der Dunkelheit des Begriffs des sich selbst erfahrenden Subjekts und des damit drohenden infiniten Regresses und der Zirkularität, die eine Aporie des Radikalen Konstruktivismus und damit eine Schwäche in der Argumentation gegenüber einem metaphysischen Realismus bedeuten.
Der in der vorliegenden Untersuchung angestrebte Versuch der Lösung dieser Aporie stützt sich auf die in der Transzendentalphilosophie Kants entwickelte Unterscheidung zwischen empirischem und transzendentalem Subjekt, den Rückgriff auf die in der transzendentalphilosophischen Tradition stehende historische Immanenzphilosophie und verwandte Konzepte eines Konszientialismus. Im Zuge einer Weiterführung der kantischen Lehre vom zweifachen Subjekt wird Bewusstsein als kontradiktorischer Gegensatz aufgefasst, in der ein transzendentales Subjekt als Nicht-Seiendes einem Objekt als Seiendem gegenübersteht. In der aus diesen Einsichten heraus umgestalteten Subjekttheorie des Radikalen Konstruktivismus, der konszientialistischen Theorie des Beobachters erster und zweiter Ordnung, wird das erkennende Subjekt, der Beobachter zweiter Ordnung in der Terminologie des Radikalen Konstruktivismus, als transzendentales Subjekt definiert, das durch die Bestimmung als unhintergehbares Prinzip den infiniten Regress vermeiden lässt.
Die weitere Klärung des Subjektbegriffs des Radikalen Konstruktivismus erfolgt vom Standpunkt der transformierten Beobachtertheorie in der Auseinandersetzung mit dem metaphysischen Realismus und der philosophy of mind durch Diskussion der Subjektivitätsthese.
Die Untersuchung führt zu dem Ergebnis, dass dem Subjektbegriff des Radikalen Konstruktivismus innerhalb einer reformulierten Beobachtertheorie ein klarer Standort zugewiesen werden kann, wodurch er seinen kryptischen Charakter verliert. Die damit verbundene Auflösung der Aporie des Radikalen Konstruktivismus eröffnet die Möglichkeit zur Verteidigung einer subjektivistischen Position in Kultur-, Sozial- und Naturwissenschaften.
Rolf-Dieter Dominicus, Dr. med., M.A., geboren 1938 in Düsseldorf, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, studierte Philosophie an der FernUniversität in Hagen.
Als interessierter Teilnehmer eines im Jahre 1992 in Heidelberg veranstalteten Interdisziplinären Symposiums "Die Wirklichkeit des Konstruktivismus" verfolgte Dominicus den Disput zwischen den Konstruktivisten Humberto Maturana, Ernst von Glasersfeld, Gerhard Roth und Vertretern eines metaphysischen Realismus, der Heidelberger Psychologengruppe um Ralf Nüse. Angeregt durch dieses Symposium und die anschließende Auseinandersetzung zwischen Subjektivismus und Realismus in der wissenschaftlichen Literatur beschäftigte er sich während seines Studiums mit der konstruktivistischen und psychobiologischen Theorie der Subjekt-Objekt-Beziehung, die auch unter dem Thema des Leib-Seele-Problems abgehandelt wird. Insbesondere interessierte ihn die Erforschung der Stärke und Schwäche des Radikalen Konstruktivismus. Als Forschungse
rgebnis legte er eine Magisterarbeit vor, die als überarbeitete Version diesem Buch zugrunde liegt.
Publikation: Rolf-Dieter Dominicus, Hans Lungwitz und seine Psychobiologie. Eine Lebens- und Werkgeschichte, Essen 1993.