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Neuerscheinungen 2010

Stand: 2020-01-07
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Miriam Eberhard

Die Unentwegten


Eine Familiengeschichte. Mit e. Vorw. v. Hermann Bausinger
2010. 376 S. 20 SW-Abb. 22 cm
Verlag/Jahr: KLÖPFER & MEYER VERLAG 2010
ISBN: 3-940086-85-1 (3940086851)
Neue ISBN: 978-3-940086-85-3 (9783940086853)

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Pauline und Friedrich Thiel waren die Großeltern der Autorin. Die Liaison der umworbenen, künstlerisch sehr begabten Kaufmannstochter mit dem technisch genialen, aber leider unvermögenden Autorennfahrer war seinerzeit für Paulines wohlhabende und standesbewußte Eltern ein gehöriges Problem. Die beiden aber ließen sich nicht auseinanderbringen, heirateten in Laupheim bei Ulm - und bekamen dort zwischen 1927 und 1948 vierzehn Kinder, zwei davon verloren sie wieder.

Dabei war ihr Anfang "höchstbelastet", denn die Zwangsversteigerung fast des gesamten Familienbesitzes während der Weltwirtschaftskrise Ende der zwanziger Jahre war nicht aufzuhalten - und so musste die wachsende Großfamilie, wie andere freilich auch, sich in wirtschaftlich schwerer und politisch brisanter Zeit "arm und allein" und also "mehr schlecht als recht" durchschlagen: ein wahres Lebensabenteuer.

Jahrelang hat die Enkelin, die Nichte, sich mit ihren vielen Tanten und Onkeln getroffen, zusammengesetzt, hat sich lang und breit die je eigenen Lebensläufe - und also die je eigene Version der turbulenten "Großfamilienereignisse" erzählen lassen. Und aus hunderten von Gesprächsstunden und durchaus unterschiedlichen Erinnerungen hat Miriam Eberhard ein faszinierendes Panorama der dreißiger bis sechziger Jahre komponiert: eine amüsante, anekdotenreiche, aber doch sehr bewegende schwäbische "Familienalltagsgeschichte". In der Tat: ein großes Beispiel für Lebenslust und Lebensmut. Und für Zivilcourage.
"Ein bemerkenswertes literarisches Dokument! Und da ziehe ich - sehr tief - meinen imaginären Hut!"
Professor Dr. Hermann Bausinger, Kulturwissenschaftler

"Gute Geschichten aus der Vergangenheit."
Stuttgarter Zeitung

"Eine lebensnahe Familiensaga."
Südwest Presse

"Ein bedeutendes Stück ´Erzählte Geschichte´ über Bürger- und Kleinbürgertum und den Antisemitismus in einer schwäbischen Kleinstadt."
Schwäbische Zeitung

In der Pogromnacht im November 1938 haben wir im Kinderzimmer geschlafen. Wenn man da die Fensterläden aufgemacht hat, konnte man durch den Schlosspark direkt zur Synagoge sehen. Der Vater ist nachts aufgestanden: "Heute Nacht isch´s so unruhig! Was isch au in der Stadt los? Des isch so unruhig. I muss amol gucke!" Und dann ist er raus und hat geguckt. Und hat das dann mitgekriegt, was da los ist. Morgens um fünf ist er heimgekommen, hat uns Große geweckt und hat die Fensterläden aufgemacht: "Kinder, gucket do naus!" Das war eine Zeit, wo die Blätter von den Bäumen längst unten waren.

Und die, die schon in die Schule gegangen sind, hat er anschließend mit zur Synagoge genommen: "Kinder, des müsset ihr sehe, was heut Nacht passiert ischt. Des isch´s Schlimmste, was passiere kann. Des isch dr Anfang vom Zweite Weltkrieg!" Und da ist er vor die Hitlerschen, die Nazis, die an der Synagoge rumstanden, hingestanden und hat das auch noch laut gesagt: "Was ihr do machet, isch a Sauerei!" Mutig war er.

"Und von jetzt ab", hat der Vater gesagt, "gehör ich nicht mehr dazu!" Er hat gesagt: "Für mich isch des erledigt!"