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Neuerscheinungen 2010

Stand: 2020-01-07
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Maarten Munnik, Monika Welz (Beteiligte)

100.000 Meilen Einsamkeit


Geschichten von der Straße
Übersetzung: Welz, Monika
2010. 434 S. 82 SW-Abb. 180 mm
Verlag/Jahr: KASTANIENHOF 2010
ISBN: 3-941760-05-X (394176005X)
Neue ISBN: 978-3-941760-05-9 (9783941760059)

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Mehr als drei Jahre reiste Maarten Munnik auf seinem Motorrad um die Welt - von Europa durch Asien bis nach Australien und von Südamerika bis Alaska. 100.000 Meilen Kultur, Abenteuer und vor allem "butt-pain".
Mit einer sehr unkomplizierten Sicht auf die Welt erzählt er seine Geschichten auf ganz eigene Weise. Er ist kein Held, auch kein echter Abenteurer. Maarten bezeichnet sich selbst als "einfach nur dumm und naiv", und diese Kombination führt ihn in, durch und aus vielen ungewöhnlichen Situationen - manchmal dramatisch, manchmal sehr komisch, aber immer ganz verschieden.
Der Dieb von Bagdad

Irgendwo in der iranischen Wüste

Mit halboffenen Augen sah ich auf Millionen von Sternen über mir. Ganz langsam kamen Teile meines Gehirns wieder in Gang. Irgendetwas stimmte nicht, durch irgendetwas bin ich wach geworden.

Ich war schnell eingeschlafen, irgendwo in der iranischen Wüste, in der Nähe einer kleinen Stadt. Wir hatten kein Hotel oder einen anderen Zufluchtsort gefunden, und so schlugen wir unser Lager auf dem steinigen Wüstenboden auf. Mein Moskitonetz hing vom Lenker meines Motorrads und ich lag gemütlich in meinem Schlafsack, bis zu diesem Zeitpunkt.

Ich richtete mich auf, auf die Ellebogen gestützt, und schaute mich um. Alles war friedlich. Alle schliefen, außer Achim, der hastig sein Gepäck ablud. Im Mondlicht sah er ziemlich klein aus, nicht einmal halb so groß sonst. Eigenartigerweise schienen auch seine Haare viel länger zu sein als sonst.
Meine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt von Achim zu ... Achim, der sich gerade in seinem Schlafsack umdrehte.
Einen Moment mal! Wenn Achim sich in seinem Schlafsack umdrehte, dann war es nicht er, der sein Gepäck ablud.

Mein gut trainierter Körper schnellte hoch wie ein Blitz. Innerhalb einer einzigen Sekunde hatte ich den Reißverschluss des Schlafsacks in der Hand und zog ihn auf. Das heißt, bis der Reißverschluss im Moskitonetz hängen blieb und beide sich verfitzten. Ich versuchte, den Reißverschluss rauszuziehen. Ich versuchte aufzustehen. Ich wollte loslaufen und den Dieb überwältigen. Aber in einem Mumienschlafsack, der nicht mal halb geöffnet und vollkommen mit einem Moskitonetz verknotet ist, kannst du dich auch gleich wieder hinlegen und weiterschlafen.

Der Dieb hatte meinen Kampf bemerkt und wollte wegrennen, mit dem, was er gerade in den Händen hatte.
Da wachte Achim auf und weckte die anderen mit einem Schrei. Warum war ich nicht auf die Idee gekommen?
Als alle wach waren und bereit zur Verfolgung (ich war der Letzte), war nichts von dem nächtlichen Besucher mehr zu sehen. Wir liefen umher, mit einer Fackel in der Hand, in alle Richtungen leuchtend, aber umsonst. Der Dieb war weg, und mit ihm Achims Helm und Regenanzug.

Wir legten uns wieder schlafen, oder vielmehr taten wir so, als ob wir entspannt genug waren, um wieder einzuschlafen. Aber meine Gedanken ließen sich nicht von dem, was geschehen war, ablenken.

Am nächsten Morgen ging Achim los, um sich noch einmal umzuschauen und im Dorf nachzufragen, ob sie jemanden gesehen hätten in einem Regenanzug mit einem Motorradhelm auf dem Kopf. Aber alle hatten fest geschlafen. Bis auf einen.