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Stand: 2020-01-07
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Jürgen Kleindienst

Schwarz über die grüne Grenze


Als Flucht noch möglich war. 1945-1961. 21 Geschichten und Berichte von Zeitzeugen
Herausgegeben von Kleindienst, Jürgen
2011. 320 S. m. zahlr. Fotos, Dok. u. Faks. 200 mm
Verlag/Jahr: ZEITGUT 2011
ISBN: 3-86614-193-9 (3866141939)
Neue ISBN: 978-3-86614-193-3 (9783866141933)

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Dem im Jahr 2001 erschienenen ZEITGUT-Band 11 Von hier nach drüben. Grenzgänge, Fluchten und Reisen 1945-1961 folgt mit Schwarz über die grüne Grenze die inhaltliche Weiterführung der Beschreibung des Lebens an und mit der innerdeutschen Grenze während dieser Jahre. Aus der ursprünglichen Demarkationslinie zwischen den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges der Sowjetunion und den westlichen Kriegsalliierten USA, Großbritannien und Frankreich wurde in der Folge der politischen Entwicklung der Nachkriegszeit nun eine deutsch-deutsche Grenze. Von 1961 bis 1989 entstand schrittweise ein hochtechnisiertes Bauwerk mit tödlichen Selbstschußanlagen, Minenfeldern, Stolperdrähten und nächtlicher Beleuchtung eine der bestbewachten Grenzen dieser Erde.
Mit dem Zusammenbruch der DDR und mit der Wiedervereinigung Deutschlands bekam diese Grenze ihre historische Funktion als Verlauf deutscher Ländergrenzen zurück und hat Deutschland eine Zeitlang zu einem der glücklichsten Länder der Welt gemacht.
Doch bis es dazu kam, verfolgen wir mit den Zeitzeugen-Erinnerungen dieses Buches erst einmal die Verwerfungen der Kriegsfolgen in der Mitte Deutschlands, unter denen die Menschen tagtäglich zu leiden hatten. Für Reisende war das Grenzgebiet nur ein Durchgangsbereich, der allerdings durch die meist selbstherrlich abgewickelten Kontrollen der DDR-Grenzer immer Angstgefühle erweckte. Möglichst rasch wollte man solche Begegnungen hinter sich bringen.
Und wer in Ost oder West neben der Grenze lebte und arbeitete gewöhnte sich zwangsläufig bald an die einseitige hermetische Verriegelung seiner Lebenswelt.
Ab Seite 105 erzählt der inzwischen verstorbene Thüringer Walter Hart vom brutalen Eingriff in sein Leben an der thüringisch-hessischen Grenze im Sommer 1952. Weil seine Eltern selbständige Bauern und Handwerker waren, galten sie bei SED-Genossen im Grenzdorf Bettenhausen als politisch unzuverlässig. Und als die DDR-Führung damals den Grenzstreifen ausbaute, verloren die Harts zusammen mit 14 anderen Familien aus dem Dorf ihr Haus, Hof und ihre Existenz. Innerhalb eines Tages wurden sie im Rahmen der Aktion Ungeziefer brutal und unvorbereitet aus ihren Häusern verjagt und weit entfernt in anderen Gegenden zwangsweise neu angesiedelt.
Von 1949 bis 1961 flüchteten etwa 2,6 Millionen Menschen aus der DDR in den Westen, ab 1952 überwiegend über Berlin. Hier bot die Sonderregelung der alliierten Siegermächte für die alte deutsche Hauptstadt mit dem Viermächte-Statut ein letztes Schlupfloch für die Flucht. Erst der Mauerbau 1961 riegelte jeglichen Fluchtweg ab. Und abermals, wie bereits 1952, wurden im Oktober 1961 mehrere tausend Grenzbewohner der DDR zwangsweise umgesiedelt. Etwa 12.000 Menschen waren seinerzeit längs der gesamten DDR-Zonengrenze von diesen Aktionen betroffen. Letzter Ausweg: Flucht heißt ein Beitrag in diesem Buch. Mit dem Jahr 1961 endete diese Möglichkeit als Lebens-Alternative. Wer die Flucht jetzt noch in Erwägung zog, spielte mit Leben und Tod. Die Erinnerungen aus diesen Jahren sind im Buch Mauerzeit , Band 25 der Reihe Zeitgut, zu lesen.
Ingrid Hantke und Jürgen Kleindienst
Jürgen Kleindienst wurde 1964 in der niedersächsischen Metropole Hannover geboren, studierte Germanistik und Anglistik in Göttingen, arbeitete nebenbei als freier Journalist und geriet 1994 aus bis heute ungeklärter Ursache zur Leipziger Volkszeitung, für die er nach dem Volontariat zunächst fünf Jahre lang in Wurzen als Lokalredakteur tätig war. Seit 2000 ist er dort Kulturredakteur. Neben einem ausgedehnten Studium der hiesigen Gemengelage schreibt er hin und wieder für verschiedene Kleinkunstprojekte in vornehmlich satirischer Absicht.