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Neuerscheinungen 2011

Stand: 2020-01-07
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Willi Jasper

Zauberberg Riva


2011. 271 S. 20,5 cm
Verlag/Jahr: MATTHES & SEITZ BERLIN 2011
ISBN: 3-88221-623-9 (3882216239)
Neue ISBN: 978-3-88221-623-3 (9783882216233)

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Willi Jasper untersucht dieses Zauberberg -Milieu mit seinen schillernden Gästen im ideengeschichtlichen Zusammenhang. Gleichzeitig dokumentarische Erzählung und kulturhistorischer Essay, zeichnet Zauberberg Riva das farbige Bild der geistigen Aufbruch- und Untergangsstimmung dieses mitteleuropäischen Mikrokosmos.
Am Ende des 19. Jahrhunderts gründete der Wiener Arzt Christoph von Hartungen in Riva am Gardasee ein Sanatorium, das schnell zu einem bevorzugten Dorado von Aristokraten, Diplomaten, Wissenschaftlern, Künstlern und Schriftstellern wurde. Die besondere Anziehungskraft des Ortes machte die uralte Verbindung von südlichem Naturerlebnis, Heilklima und humanistischer Kulturtradition aus, die Reminiszenzen reichen von Vergil über Dante bis zu Nietzsche. Vor dem Ersten Weltkrieg verkehrten hier prominente Persönlichkeiten wie Thomas und Heinrich Mann, Sigmund Freud, Franz Kafka und Max Brod, Christian Morgenstern, Rudolf Steiner, Magnus Hirschfeld oder Hermione von Preuschen.
Die faszinierende Mischung aus Tradition, Fortschritt und ästhetischer Erhabenheit war es, die seit dem 19. Jahrhundert den Riva-Besuch zu einem obligatorischen Ereignis für die europäischen Kultureliten machte. In dem Riva benachbarten Fischerdorf Torbole hatte der Italienreisende Goethe bereits 1786 Halt gemacht und war, wie oft zitiert, dem "belebenden Hauch der Antike" begegnet. Am 12. September notiert er in sein Tagebuch: "Heute habe ich an der Iphigenie gearbeitet, es ist im Angesichte des Sees gut von statten gegangen." Auch der Romantiker Heinrich Heine erlag auf seiner "Reise von München nach Genua" jener
"Ruinenverzauberung", die von den mittelalterlichen Überresten der Stadtbefestigung ausging, die man im Rocchetta-Massiv zur Verteidigung des Hafens errichtet hatte. Von Malern sind die Festungsruine und das Sarcatal immer wieder auf die Leinwand gebannt worden. 1855 ließ sich auch Anselm Feuerbach von dieser Landschaft inspirieren: "Das Sarcatal war das Schönste, ganz italienisch, da fühlte ich zuerst, wie man Italien malen müsse. Die Gegend war unbewohnt, das Tal mit den wildesten Granitblöcken übergossen, dazwischen stille kleine Seen, mit alten Kastellen darin; dahin muß man gehen, wenn man weltmüde ist, das gibt Ruhe und Stimmung. Abends lagen wir im Fenster des Gasthofes in Riva, da lag der Gardasee im Mondschein und wir
fragten uns, wachen oder träumen wir "
Willi Jasper, geboren 1945 in Lavelsloh (Niedersachsen), lebt als Kulturwissenschaftler und Publizist in Berlin. Er war bis 2010 Professor für deutsch-jüdische Literaturgeschichte an der Universität Potsdam. Veröffentlichungen: u. a. Biografien über Ludwig Börne, Lessing und Heinrich Mann, Betrachtungen zu ´Faust und die Deutschen´ und zum ´Deutschjüdischen Parnass´ - zuletzt: ´Die Jagd nach Liebe - Heinrich Mann und die Frauen´.