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Neuerscheinungen 2014

Stand: 2020-02-01
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Doris Byer, Abdoulaye Sima (Beteiligte)

Mali


Eine Spurensuche
Fotos: Sima, Abdoulaye
2014. 400 S. 230 mm
Verlag/Jahr: LITERATURVERLAG DROSCHL 2014
ISBN: 3-85420-956-8 (3854209568)
Neue ISBN: 978-3-85420-956-0 (9783854209560)

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Ein spannendes und aufrüttelndes Familienepos der anderen Art:
Im Süden Marokkos am Rand der Wüste begegnet die Autorin einem jungen schwarzen Franzosen mit Dreadlocks, der eigentlich ins Land seiner Herkunftsfamilie, nach Mali, unterwegs ist. Die gemeinsame Rückreise von Marokko nach Frankreich ist der Beginn eines aufregenden und ungewissen neuen Vorhabens für beide: die Suche nach den afrikanischen Wurzeln dieser seit fast einem Jahrhundert mit Europa aufs engste verbundenen Familie Sima.
Doris Byers Buch ist vieles in einem: eine Familiengeschichte, eine Geschichte des westlichen Sudan von der mythischen Vorzeit bis heute, ein Abriss der Kolonialgeschichte Westafrikas aber auch ein erstaunlicher Einblick in den Alltag eines erst seit 50 Jahren dekolonisierten Landes, krisengeschüttelt und doch funktionierend; und nicht zuletzt ist Mali der Bericht von einer Reise vom Niger bis zur Mündung des Senegal in den Atlantik. Der Blick der Autorin hat nichts mit den diversen Anliegen des touristischen Blicks zu tun, Doris Byer fragt auf ihrer Reise nach der unaufhebbaren Verflechtung von Afrika und Europa.
Ein überraschendes und bei aller politischen Schärfe nie verallgemeinerndes Buch, in dem sich die Geschichte dies- und jenseits von Sahara und Mittelmeer in den Lebensläufen einer Familie aus Mali widerspiegelt.
Neuerdings durchstöberte Abdoulaye die Buchläden zwischen Rue des Écoles und Place Jussieu, dunkle Räumlichkeiten mit staubigen Stellagen, bis zur Decke vollgestopft mit alten und neueren Büchern, mit Zeitschriften und Katalogen auf den Tischen, Stühlen, Leitersprossen und sogar am Boden. Die Verkäufer und Verkäuferinnen lächelten nie; aber sie wussten genau, dass ein gutes Buch auch nach zehn oder mehr Jahren nicht veraltet ist. Und ihre Kunden wussten das auch. Es mochte Abdoulaye einige Überwindung gekostet haben, so einen Laden zu betreten. Immerhin hatte er kurz vor dem Abitur das Lycée abgebrochen, weil er angeblich "keine Lust" mehr gehabt hatte. Vermutlich war für ihn eine Atmosphäre exklusiver Gelehrsamkeit weder vertraut noch besonders anziehend. Nun aber hielt er stolz seine Entdeckung in Händen: Parlons Soninké von Christian Girier. "Ein Buch über die Sprache meines Volkes!", rief er scherzhaft theatralisch, "zwanzig Jahre hat der Autor an der Transkription gearbeitet stell dir das vor!" "Wieso deines Volkes? Bist du nicht Franzose?" Sein gutmütiges Lachen verriet, dass er mit ihren kleinen Hinterhältigkeiten längst vertraut war. "Na und? Dennoch ist mein Vater ein Soninké und meine Mutter eine Peul." "Und wie sprechen sie miteinander?" "Meistens Bambara, die Nationalsprache von Mali, und natürlich Französisch. Aber meine Mutter, nun, eigentlich ist das, was sie spricht, kaum Französisch." "Nach so vielen Jahren?" Er schwieg. Und auf ihre insistierende Frage, wie er denn als Kind mit der Mutter gesprochen habe, meinte er schnell: "Wir verstehen uns sehr gut, meine Mutter und ich. Seit sie ein Mobiltelefon hat, ruft sie mich jeden Tag an!"
Was ihn bewegte, war etwas anderes: In der historischen Einleitung des Buches schien sein Familienname auf: "Sima! Schau, hier steht es. Wir stammen von einer königlichen Familie ab!"
Doris Byer, Historikerin, Schriftstellerin. 1966 Mag. art., Hochschule für Angewandte Kunst; 1980-1986 Studium der Geschichte und Ethnologie, Universität Wien. 1996 interfakultative Habilitation für Historische Anthropologie. Forschung, Lehre und zahlreiche Publikationen zur Geschichte der Anthropologie, zu Rassismus, Migration und Wandel in postkolonialen Gesellschaften. Sie lebte und arbeitete in Jamaica, auf den Salomon-Inseln, in Marokko, Frankreich, Mali und Wien. Gegenwärtig erarbeitet sie die Geschichte einer afro-europäischen Familie über vier Generationen. Sie ist jüngste Tochter von Hugo A. Bernatzik.