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Neuerscheinungen 2014

Stand: 2020-02-01
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Dorothee Dziewas, Irene Hannon (Beteiligte)

Wo die Schatten wohnen


Übersetzung: Dziewas, Dorothee
1. Auflage. 2014. 384 S. 187 mm
Verlag/Jahr: FRANCKE-BUCHHANDLUNG 2014
ISBN: 3-86827-430-8 (3868274308)
Neue ISBN: 978-3-86827-430-1 (9783868274301)

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Kelly Warren, eine begabte Illustratorin, hat Zweifel am vermeintlichen Selbstmord ihres Vaters. Sie bittet Detective Cole Taylor, den Todesfall unter die Lupe zu nehmen. Tatsächlich entdeckt Cole bei seinen Nachforschungen eine Ungereimtheit nach der anderen. Unterdessen erleidet Kelly einen mysteriösen, beinahe tödlichen Allergieschock. Und das ist erst der Anfang. Irgendjemand scheint es auf sie abgesehen zu haben.
Wird es Cole und seinem Team gelingen, die Puzzlestücke zusammenzusetzen, bevor es für Kelly zu spät ist?
Prolog
Vincentio Rossi hob sein Glas mit einem zehn Jahre alten Lombardi Brunello di Montalcino, schloss die Augen und atmete das komplexe Bouquet des rubinroten Weines ein.
Vollkommen.
Andererseits konnte man das auch erwarten, wenn die Flasche hundert Dollar kostete.
Aber die Kosten spielten keine Rolle. Nach achtundzwanzig Jahren unfreiwilliger Abstinenz geizte er nicht bei seinen Vergnügungen. Als Vierundsiebzigjähriger mit zu hohem Blutdruck und einem Cholesterinwert jenseits von Gut und Böse war es seine Absicht, jede Minute zu genießen. Wer wusste schon, wie viele Jahre oder Monate ihm noch blieben?
Vincentio trank einen kleinen Schluck und ließ den pfeffrigen Geschmack mit einer Note von wilden Champignons und Trüffel auf seiner Zunge nachklingen, während er im Romano s saß und aus dem Fenster auf die vertraute Kulisse der Buffalo Street hinausblickte. Der Privattisch, an dem er in den letzten drei Jahren an jedem Werktag gesessen hatte, gefiel ihm, weil er von dort aus beobachten konnte, ohne selbst gesehen zu werden.
Aber er aß nicht gern alleine. Isabella sollte ihm eigentlich auf dem leeren Stuhl gegenübersitzen. Das Romano s war ihr Lokal gewesen, und in all den Jahren, die sie voneinander getrennt gewesen waren, hatte er sich darauf gefreut, endlich wieder mit ihr hier zu sitzen. Aber alle seine Beziehungen und all sein Geld waren nicht in der Lage gewesen, den Krebs aufzuhalten, der ihr vor fünf Jahren das Leben geraubt hatte.
Und das Schlimmste war, dass er am Ende nicht bei ihr sein konnte, um ihre Hand zu halten und Lebewohl zu sagen.
Vincentio führte das Glas an seine Lippen und trank einen großen Schluck des erdigen Weines. Er wünschte, er könnte die Zeit zurückdrehen und mit ihr zu den Hügeln Siziliens zurückkehren, in denen sie ihre Flitterwochen verbracht hatten.
Und er wünschte, er hätte nicht den entscheidenden Fehler begangen, der ihn alles gekostet hatte.
Als sein Telefon plötzlich zu vibrieren begann, zuckte seine Hand. Die dunkelrote Flüssigkeit schwappte bis zum Rand des Glases, und er stellte den Weinkelch vorsichtig auf den Tisch, um das Handy von seinem Gürtel zu ziehen.
Früher hatte er Nerven aus Stahl gehabt.
Noch etwas, das sich geändert hatte.
Er kniff die Augen zusammen, um die Nummer auf dem Display zu erkennen. Seine Augen waren auch nicht mehr besonders gut. Aber es spielte keine Rolle, die Anruferkennung war unterdrückt.
Die Stimme, die ihn grüßte, war jedoch vertraut. Ein Adrenalinstoß ließ seine Nervenenden kribbeln, und er wandte sich von den anderen Besuchern des Restaurants ab. Gibt es Neuigkeiten? Vincentio verschwendete keine Zeit damit, den Gruß des Mannes am anderen Ende der Leitung zu erwidern. Sie hatten mit Ihrer Vermutung recht. Er ist in der Stadt.
Vincentios Finger schlossen sich fester um den Stiel seines Weinglases. Sind Sie sicher? Ich habe ihn selbst gesehen. Er ist älter geworden aber es besteht kein Zweifel.
Ein Gefühl der Erregung durchströmte Vincentio, sodass ihm einen Moment lang beinahe ein wenig schwindelig war. Er hatte sehr, sehr lange auf diesen Augenblick gewartet. Sie wissen, was ich brauche. Ja. Ich werde Ihnen die Information zukommen lassen, sobald ich sie habe. Hervorragend. Sie werden gut entlohnt werden, wie immer.
Mit zitternder Hand schob Vincentio das Handy in seine Halterung zurück und kramte in der Innentasche seiner Anzugjacke nach einem kleinen, zusammengefalteten Stück Papier. Im Laufe der Jahre war das Papier brüchig geworden, und er entfaltete den vergilbten Zettel vorsichtig.
Alle Namen, die er vor mehr als zwei Jahrzehnten notiert hatte, waren mit einem Häkchen versehen und durchgestrichen. Bis auf einen.
Er strich das Papier auf der Tischdecke glatt, holte einen Stift aus seiner Jacke und hakte den letzten Namen ab.
Schritt Nummer eins.
Dann faltete er den Zettel wieder zusammen, steckte ihn ein und umfasste erneut den Stiel seines Weinglases.
Draußen eilten die Menschen a