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Franz Grillparzer

Selbstbiographie


2., bearb. Aufl. 2014. 244 S. 168 mm
Verlag/Jahr: HOOF 2014
ISBN: 3-936345-09-0 (3936345090)
Neue ISBN: 978-3-936345-09-4 (9783936345094)

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Wer sich näher mit Grillparzers Persönlichkeit beschäftigt, wird sehr bald bei der Lektüre seiner "Selbstbiographie" darauf kommen, daß hier ein äußerst schwieriger Charakter am Werke war. Die Nachwelt hat hier bessere und tiefere Einblicke, als seinen Zeitgenossen vergönnt war. Diese kannten nur den "literarischen" Grillparzer, wenn sie nicht gerade mit dem Dichter persönlich bekannt waren. Der eigentliche Mensch blieb ihnen eher unbekannt. Sein ganzes Leben rang Franz Grillparzer auf der Suche nach dem eigenen Ich mit sich selbst, und diese "Selbstbiographie" ist ein Zeugnis dieses "Kampfes".
Vielleicht Ende 1834 oder Anfang 1835 setzte Grillparzer ernstlich zu einer "Selbstbiographie" an und führt den Leser den es erst nach 1872 gegeben hat in Kurzform in seine dreiundvierzig bzw. vierundvierzig Erdenjahre ein, wobei er auf ein reiches Schaffen zurückblicken kann, lagen doch damals alle Dramen bis zu "Der Traum, ein Leben" vor und war der Dichter schon seit zwei Jahren wohlbestallter Direktor des Hofkammerarchivs.
Franz Grillparzer, 15.1.1791 Wien - 21.1.1872 ebd., Sohn eines Wiener Rechtsanwalts arbeitete nach Abschluss seines Jurastudiums (1807-11) zunächst als Privatlehrer, war dann Praktikant an der Hofbibliothek und hatte von 1813 an verschiedene Beamtenstellen inne (Hofkammer, Finanzministerium); von 1832 bis zu seiner Pensionierung als Hofrat 1856 amtierte er als Direktor des Hofkammerarchivs. 1816 lernte er Joseph Schreyvogel, den Direktor des Burgtheaters, kennen, der zu seinem wichtigsten Förderer wurde und 1817 ´Die Ahnfrau´, 1818 ´Sappho´ mit großem Erfolg aufführte. Nach dem Suizid seiner Mutter unternahm G. 1819 eine Italienreise; das nach seiner Rückkehr in einem Almanach 1821 veröffentlichte Romgedicht ´Campo vaccino´ brachte ihm mit der Gegenüberstellung von großer Vergangenheit und ´neuer, flacher Zeit´ den Ruf des Radikalismus ein und sorgte damit auch für künftige Zensurprobleme. Weitere Reisen führten ihn nach Deutschland (1826, 1847), Paris und London (1836) sowie Kons
tantinopel und Athen (1843). 1861 wurde er zum Mitglied des österreichischen Herrenhauses auf Lebenszeit ernannt. Nach dem Misserfolg seines Lustspiels ´Weh´ dem, der lügt!´ (UA 1838), zog sich G. vom Theater zurück; seine späten Stücke wurden erst postum veröffentlicht. G.s Dramatik verbindet Momente des spanischen Barocktheaters, der Wiener Theatertradition und der Weimarer Klassik, ohne die Spannungen zwischen zeitenthobener Ordnungsvorstellung und geschichtlicher Veränderung bzw. neuzeitlichem Subjektivismus verleugnen zu können. Er versuchte sich in den verschiedensten dramatischen Gattungen - Schicksalstragödie, Künstlerdrama, Besserungsstück, Traumspiel, Geschichtsdrama, Liebestragödie -, nahm deren Traditionen auf und erweiterte zugleich ihre Ausdrucksmöglichkeiten durch eine psychologisierende Charakterdarstellung und die Einbeziehung der Widersprüchlichkeit der Erfahrungen der Moderne. Gerade aus seinem Konservatismus heraus griff er die Degeneration des habsburgischen H
errscherhauses an, so wie er andererseits nach anfänglicher Bejahung der Revolution von 1848 durch diese den Zerfall des Staates durch separatistische Tendenzen befördert sah. Die Widersprüchlichkeit, die er sich selbst in seinen autobiographischen Schriften und Tagebüchern zuschrieb, und die Problematik der künstlerischen Existenz unter dem Regime Metternich reflektiert - vieldeutig - die Erzählung ´Der arme Spielmann´.