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Neuerscheinungen 2014

Stand: 2020-02-01
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Sebastian Mattheus

Heuristische Entscheidungen im Controlling: Jüngste Erkenntnisse über das menschliche Entscheidungsverhalten und Implika


Erstauflage. 2014. 116 S. 220 mm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2014
ISBN: 3-9585055-6-2 (3958505562)
Neue ISBN: 978-3-9585055-6-8 (9783958505568)

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Vor dem Hintergrund rasant zunehmender Komplexität, Zeitrestriktionen und der Tatsache, dass Controller heutzutage immer intensiver in den unternehmerischen Entscheidungsprozess eingebunden werden, gewinnen entscheidungstheoretische Erkenntnisse auch in der Controlling-Disziplin weiter an Bedeutung. Da der Ausgangspunkt einer jeden Entscheidung stets die menschliche Psyche ist, erscheint es sinnvoll, die Psychologie sowohl für die deskriptive als auch die präskriptive Forschung zu Rate zu ziehen.
Dieses Buch legt den Fokus auf den Einsatz von sogenannten Heuristiken. Während diese früher den Ruf einer lästigen Fehlerquelle hatten, könnten sie sich heute als ein schnell und frugal einsetzbares Entscheidungswerkzeug erweisen. Es wird nicht nur der Frage nachgegangen, ob Menschen bzw. Controller heuristisch entscheiden, sondern auch ob Heuristiken - exemplarisch am Beispiel der sogenannten Rekognitionsheuristik - eine sinnvolle Erweiterung des Controlling-Instrumentariums darstellen.
Textprobe:
Kapitel 4.1, Studien über den allgemeinen Einsatz von Heuristiken im Überblick:
Im Folgenden wird zunächst das menschliche Entscheidungsverhalten beim Prognostizieren der Ergebnisse von Sportereignissen untersucht. Dies hat den Vorteil, dass sich sportliche Begegnungen häufig als Paarvergleiche abbilden lassen und somit der Versuch unternommen werden kann die Rekognitionsheuristik zu beobachten. Außerdem ist eine solche Prognose mit einer Sportwette zu vergleichen und Glücksspiele [sind] seit den Anfängen der Wahrscheinlichkeitstheorie im 17. Jahrhundert ein häufiger Gegenstand der Entscheidungsforschung . Da detailliertes Wissen über etwas positiv mit dem Wiedererkennen dessen korreliert ist, unterscheiden die folgenden Erhebungen bei den Probanden zwischen Experten und Laien. Vor dem Hintergrund des Umfangs dieses Buchs wird im Folgenden vor allem der Einsatz der Rekognitionsheuristik durch Laien beleuchtet. Diese sehen sich überdies tendenziell häufiger in der Situation partiellen Unwissens und eignen sich daher für die Beobachtung.
Ayton und Önkal ließen sowohl eine Gruppe bestehend aus 50 türkischen Studenten als auch eine Gruppe bestehend aus 54 britischen Studenten die Ergebnisse von 32 Fußballspielen des englischen F.A. Cups tippen . Während die türkischen Studenten nur über sehr wenig Wissen über englische Fußballmannschaften verfügten, wussten die britischen Studenten zwar mehr, jedoch nicht erheblich mehr. Da die Namen englischer Teams für gewöhnlich den Namen einer Stadt in sich tragen, z.B. Manchester United, konnte nicht nur eine Mannschaft wiedererkannt werden, sondern auch eine Stadt. Bei 662 Beobachtungen kam es zu dem Fall, dass türkische Probanden ein Team wiedererkannten und das andere nicht. In 627 dieser 662 Fälle (95%) wurde das wiedererkannte Team gewählt. Es scheint als hätten diese Studierenden die Rekognitionsheuristik angewandt, und zwar in einer Häufigkeit, die über dem Zufallsniveau liegt. Insgesamt entschieden sich die türkischen Studenten in 93% der Fälle für die bekanntere Mannschaft.
Pachur und Biele bildeten zwei Gruppen aus Probanden in Deutschland: eine Laiengruppe, bestehend aus 121 Personen (59 männlich, durchschnittlich, 29,9 Jahre alt), welche auf öffentlichen Plätzen in Berlin rekrutiert wurde und eine Expertengruppe, bestehend aus 20 Personen (18 männlich, durchschnittlich 39,5 Jahre alt), welche aus der Medienbranche rekrutiert wurde. Diese haben die Ergebnisse von 24 Vorrundenspielen der Fußball-Europameisterschaft 2004 getippt. Danach mussten die Probanden angeben, ob sie von den jeweiligen Nationalmannschaften schon einmal gehört bzw. gelesen hatten. Dieser Schritt ist nachgelagert, um den Prozess des Wiedererkennens beim Prognostizieren des Siegers nicht zu beeinflussen. Im Durchschnitt haben die Laien 11,1 Mannschaften von 16 (SD=3,4) wiedererkannt und waren durchschnittlich bei 9,22 von 24 (SD=4,93) Spielen in der Lage die Rekognitionsheuristik zu verwenden. 103 der 121 Laien haben mindestens einmal ein Team eines Paarvergleichs wiedererkannt und das andere nicht. In allen Fällen, wenn ein Proband der Laiengruppe eine Mannschaft wiedererkannte und die andere nicht, haben sich 90,5% (SD=12,2) der Testpersonen für das wiedererkannte Team entschieden und somit die Rekognitionsheuristik eingesetzt.
Scheibehenne und Bröder stellten zwei Gruppen aus Versuchspersonen zusammen. Eine bestand aus 105 Laien (50% männlich, im Durchschnitt 30 Jahre alt, SD=11,0) und eine aus 79 Tennisamateuren (24% männlich, im Durchschnitt 37 Jahre alt, SD=14,9). Diese sollten die Ergebnisse von 127 Tennispartien des Wimbledon-Turniers 2005 vorhersagen. In dieser Studie mussten die Befragten zunächst angeben welche der 128 Tennisspieler des Turniers sie wiedererkannten. Erst darauf folgend wurden die Vorhersagen für die Begegnungen abgegeben. Dies könnte den Prozess des Wiedererkennens beeinflusst haben, doch sind die Autoren der Meinung, dass