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Neuerscheinungen 2015

Stand: 2020-02-01
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Danise Juno

Herbstlilie


Limbergens vergessene Kinder. Thriller
2., überarb. Aufl. 2015. 344 S. 21 cm
Verlag/Jahr: ACABUS 2015
ISBN: 3-86282-349-0 (3862823490)
Neue ISBN: 978-3-86282-349-9 (9783862823499)

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Es ist Liebe auf den ersten Blick, als Julia Meinert auf dem alten Bauernhof nahe Dülmen eintrifft.
Fasziniert von der Geschichte des alten Guts in Limbergen stöbert Julia immer tiefer in der düsteren Vergangenheit. Seit dem 18. Jahrhundert häufen sich hier mysteriöse Todesfälle.
Bei ihren Nachforschungen stößt Julia auf eine uralte Legende: 1690 soll ein todbringendes Wesen ein Kind nach dem anderen zu sich geholt haben. Gibt es etwa einen Zusammenhang zwischen den tragischen Ereignissen und der Sage?
Als sich im Leben der Meinerts plötzlich ungewöhnliche Vorfälle häufen, scheinen die Grenzen zwischen Legende und Realität zu verblassen ...

Legende wird zu Bedrohung; Aberglaube wird zu Angst.
Ein fesselnder Thriller, der den Leser mit der Mystik historischer Sagen rund um das Münsterland in seinen Bann zieht.
Prolog

Linthberghe, 1690
Wolkenfetzen jagten über den Horizont und das entfernte Grollen eines Gewitters erfüllte die Nacht. Der kalte Septemberwind toste über das Münsterland und brandete gegen das Gutshaus, welches ihm starrköpfig trotzte.
Katharina stand in der Küche und erwartete die Rückkehr ihres Gatten, der sich die Zeit im Wirtshaus vertrieb. Alles was sie hörte, waren unruhige Laute, die aus dem Stall drangen, als könnten die Tiere darin spüren, welche Boshaftigkeit sich in der undurchdringlichen Dunkelheit verbarg. Das Feuer in der Esse war beinahe gänzlich niedergebrannt und tauchte den Raum in einen rötlichen Schimmer. Das Küchenmädchen trat herein. Das magere Ding trug einen Stapel Holz in den Armen und ächzte unter der Last. Katharina trat ihr in den Weg. "Du sollst doch nicht so viel auf einmal tragen", schalt sie.
Scheu lächelnd sah sie zu ihr auf.
"Nicht", sagte Katharina und hinderte sie daran einen der Scheite auf die Glut zu legen.
"Aber das Feuer", stammelte das Mädchen und sah sie aus großen Augen an.
Katharina schüttelte den Kopf und rieb sich die kalten Arme. Sie dachte an Heinrich. Der kleinste Funke von Verschwendung könnte ihn erzürnen. "Mich friert nicht", sagte sie schließlich, nahm ihr einige Stücke aus den Armen und trat zur Seite.
Das Mädchen warf ihr einen letzten ungläubigen Blick zu, dann sank sie auf die Knie und schichtete die Scheite sorgfältig übereinander.
Katharina reichte ihr die Übrigen. Als sie die Hände frei hatte, trat sie an den Spülstein, nässte ein Tuch und entfernte den Schmutz. Eine Hand legte sich auf die ihre. Sie sah auf, geradewegs in die Augen des Mädchens, das neben ihr hockte.
Es wirkte verlegen, zog die Hand zurück und blickte zu Boden. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und ein Hauch von Unsicherheit begleitete ihre Worte. "Es ist alles Recht. Mehr kann er unmöglich verlangen."
Katharina schwieg. Er konnte. Und wenn es ihm danach gelüstete, dann würde er.
Das Mädchen nahm ihr ohne ein weiteres Wort das Tuch aus der Hand und wischte die restlichen Späne auf.
Katharina erhob sich und ließ ihren Blick durch die Küche schweifen. Sie durfte nichts übersehen.
Als das Geäst der jungen Eiche bedrohlich gegen die Sprossenfenster der Deele schlug, als begehre es beharrlich Einlass, rieselte ihr ein Schauer den Rücken hinunter.
Aus ihrer Kammer drang ein leises Wimmern. Sie schlich die Stufen hinauf und spähte vorsichtig hinein. Ihr Kind regte sich. Sie trat an das Bettchen heran und prüfte, ob es sorgfältig in die Decke eingeschlagen war, dann schaukelte sie sanft die Wiege und summte eine Melodie.
Plötzlich krachte es im Stall. Katharina fuhr zusammen und lauschte. Es hatte sich angehört, als sei das Tennentor mit roher Gewalt zugeschlagen worden. Sie hastete auf leisen Sohlen aus der Kammer und eilte die sechs Stufen hinab in die Küche. Sie sah das völlig erstarrte Mädchen mitten im Raum stehen, mit dem Lappen in der Hand. "Rasch", zischte sie. "Verschwinde!" Sie hastete zu ihr und stieß sie in die Deele, als die Tür zur Tenne auch schon geöffnet wurde.
Heinrich trat lautstark fluchend ein. "Weib, komm her!" Mit einem Schlag erfüllte seine üble Laune das ganze Haus. Seine Hand schoss vor wie eine zubeißende Natter und umschloss ihren Arm. "Warum ist das Feuer aus?", fuhr er sie an.
Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie besser daran getan hätte, es ihm gemütlich zu machen, statt auf verschwendetes Holz zu achten. Was sie auch tat, nichts tat sie ihm Recht. Um ihre Lage nicht zu verschlimmern, achtete sie darauf, dass kein Laut über ihre Lippen drang.
Sein nach Bier stinkender Atem schlug ihr ins Gesicht. "Leg Holz auf! Sofort!", befahl er. Er lockerte seinen Griff, ohne sie jedoch gänzlich loszulassen. Sein eisiger Blick traf sie bis ins Mark und sie glaubte Argwohn darin zu lesen. Dann wandte er sich ab und ließ sich auf einen Stuhl fallen, der unter seiner kräftigen Statur ächzte.