Neuerscheinungen 2015Stand: 2020-02-01 |
Schnellsuche
ISBN/Stichwort/Autor
|
Herderstraße 10 10625 Berlin Tel.: 030 315 714 16 Fax 030 315 714 14 info@buchspektrum.de |
Thomas Lang
Bulle & Bär
Der Ponzi-Trick. Thriller
1. Aufl. 2015. 372 S. 21 cm
Verlag/Jahr: ACABUS 2015
ISBN: 3-86282-382-2 (3862823822)
Neue ISBN: 978-3-86282-382-6 (9783862823826)
Preis und Lieferzeit: Bitte klicken
Der Trickbetrüger Norman Gerber hat 900 Millionen Euro abgesahnt. Mit einem Schneeballsystem, einem sogenannten "Ponzi-Trick". Die Zahl seiner Opfer geht in die Tausende: Vom Rentner, der sich nach dem Verlust seiner Ersparnisse erhängt, bis zum russischen Oligarchen, der keinesfalls auf 80 Millionen Euro Verlust sitzen bleiben will. Als Gerber auffliegt, setzt er sich ab. Ermittler für Wirtschaftskriminalität und Geprellte schmieden eine Allianz und starten eine Jagd um die halbe Welt. Auf seiner spektakulären Flucht mit seiner Privatmaschine stürzt Gerber bei schwerem Sturm ins Meer. Als eine Gruppe von Gerbers Opfern eine Bank überfällt und Geiseln tötet, eskaliert der Fall. Ist Gerber wirklich tot? Oder war der Absturz am Ende sein genialster Trick?
Ein packender und zugleich sehr unterhaltsamer Thriller über die kriminellen Tricks und dubiosen Machenschaften in der Wirtschaft. Thomas Lang setzt dabei auf überzeugende Charaktere mit Eigensinn und Wiedererkennungswert.
Prolog
In Norman Gerbers Stimme schwang Panik mit: "Echo-Charlie-Alfa-Lima-Kilo ruft Flughafen Sud Corse in Figari! Bitte kommen!"
Es dauerte einen Moment, bis das Funkgerät reagierte.
"Figari Flugkontrolle ruft Delta-Golf-Alfa-Lima-Kilo. Identifizieren Sie Ihren Kurs!"
Norman Gerber räusperte sich.
"Echo-Charlie-Alfa-Lima-Kilo. Ich bin mit meiner Piper auf dem Weg von Palma de Mallorca nach Figari. Ich kann der Sturmfront auf meinem Kurs nicht ausweichen. Mein Steuerbordmotor verliert permanent an Drehzahl."
Die Stimme im Funkgerät schwieg für einige Sekunden. So lange wie ein korsischer Fluglotse benötigte, um einen offensichtlich komplett Übergeschnappten zu identifizieren. Und den Kopf darüber zu schütteln: Dieser Kamikaze steuerte mit seiner kleinen Kiste direkt in einen Sturm, der inzwischen den gesamten Süden der Insel bis weit auf das Tyrrhenische Meer im Westen hinaus verschluckt hatte und die Scheiben des Kontrollturms wie eine bis zum Anschlag aufgedrehte Dusche wässerte.
"Wir haben Sie auf dem Radar. Sie steuern direkt in das Zentrum der Sturmfront. Ich rate Ihnen dringend, nach Süden auszuweichen. Mit etwas Glück, können Sie Olbia noch erreichen."
"HAST DU TOMATEN AUF DEN OHREN, DU KORSISCHER ESELFICKER? Ich habe steuerbord kaum mehr Motorleistung und verliere ständig an Höhe."
Die Stimme aus dem Funkgerät verlor schlagartig ihre förmlich gelangweilte Ruhe und schlug in Wut um.
"Mann, versuchen Sie es! Der Sturm erreicht in seinem Zentrum Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 km/h! Das kann Ihre Kiste kaum überstehen!"
In Norman Gerbers Stimme mischte sich Verzweiflung.
"Jetzt ist das Steuerbord-Triebwerk ganz ausgefallen!", schrie er in sein Mikrofon. "Ich kann den Kurs nicht länger halten und verliere beständig an Höhe. Es sind nur noch 1800 Fuß! ... 1750! ... 1700!"
Norman Gerber beobachtete abwechselnd den hektischen Zeiger des Höhenmessers und die nunmehr schwarze, von weißer Gischt durchzogene Wasseroberfläche, die sich rasch näherte. Er versuchte die Panik in seiner Stimme unter Kontrolle zu bringen. Was ihm nicht gelang.
"Ändern Sie Ihren Kurs! Ändern Sie Ihren Kurs! Verdammt noch mal! Drehen Sie auf Süd!", schrie die Stimme aus dem Funkgerät, die nun mindestens so panisch klang wie die des Piloten.
Die Flughöhe betrug inzwischen nur noch 600 Fuß. Tendenz schnell fallend. Der Pilot umklammerte die Griffhörner des Steuers fest, bis die Knöchel auf seinen Handrücken weiß hervorstanden. Es war so gut wie unmöglich, das Flugzeug stabil zu halten. Er begann immer stärker zu schwitzen.
"Ich schaffe es nicht", brüllte Norman Gerber in sein Mikrofon. Die Flughöhe war auf 350 Fuß gesunken. Die Oberfläche der See hatte sich in eine geifernde Monstrosität verwandelt, die tobend nach allem gierte, was nicht genügend Kraft aufbringen konnte, um sich in Sicherheit zu bringen.
Die Stimme aus dem Funkgerät war zu einem unverständlichen Stammeln zerfallen. Der Lotse im Tower des Flughafens Sud Corse starrte auf seinen Kontrollschirm und verfolgte den hellen Punkt, den das Flugzeug mit spanischer Kennung auf der schwarzen Fläche seines Kontrollschirms hinterließ. Der Akzent des Piloten deutete auf einen Deutschen hin. Auch wenn er ein ausgezeichnetes Englisch sprach. Ein besseres als der korsische Fluglotse. Der vergaß, einen Blick auf die große Uhr zu werfen, die über dem Kontrollpult hing, und konnte somit nicht nachvollziehen, wie lange es nach dem letzten verzweifelten Schrei des Piloten noch gedauert hatte, bis der Punkt auf dem Schirm etwa 30 Kilometer vor der Küstenlinie erloschen war.
Es schien eine Ewigkeit gedauert zu haben. Dann straffte sich der Lotse und löste Alarm aus.
Vorausgesetzt, es wäre Norman Gerber im Moment seines Aufpralls auf die Wasseroberfläche noch möglich gewesen, einen letzten Blick auf seine Uhr zu werfen, hätte sie ihm 17.01 Uhr angezeigt.
10. April 2014, 9.30 Uhr
Die Akte klatschte auf die Tischplatte und ruts