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Neuerscheinungen 2015

Stand: 2020-02-01
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Joachim Bartholomae, Stefan Blahak, Fabian Dobler, Detlef Grumbach, Dirk Heißerer, Inge Jens, Christian Klein, Irmela von der Lühe, Uwe Naumann (Beteiligte)

Treffpunkt im Unendlichen


Fredric Kroll - Ein Leben für Klaus Mann. Mit Texten von Klaus Mann: "The Chaplain"; "Windy Night, Rainy Morrow"; "The Last Day"
Herausgegeben von Grumbach, Detlef; Mitarbeit: Heißerer, Dirk; Jens, Inge; Naumann, Uwe; Bartholomae, Joachim; Blahak, Stefan; Dobler, Fabian
2015. 240 S. 20 cm
Verlag/Jahr: MÄNNERSCHWARM 2015
ISBN: 3-86300-191-5 (3863001915)
Neue ISBN: 978-3-86300-191-9 (9783863001919)

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Klaus Mann war fast vergessen, als Fredric Kroll Anfang der 1970er Jahre die Herausgeberschaft der "Klaus-Mann-Schriftenreihe" übernahm. Zu Beginn ahnte wohl niemand, dass dieses biografische Projekt auf über 3.000 Seiten anwachsen und mehr als 30 Jahre in Anspruch nehmen würde. Wegbegleiter wie Klaus Täubert, Klaus-Mann-Forscher wie Uwe Naumann und Veit Schmidinger sowie die Erika-Mann-Biografin Irmela von der Lühe würdigen diese beispiellose Arbeit; Freunde und "Nachfolger" berichten von Begegnungen mit Fredric Kroll. Last not least enthält der Band drei Erstveröffentlichungen aus dem Nachlass Klaus Manns: "The Chaplain" (1945), "Windy Night, Rainy Morrow" (1946) und "The Last Day" (1949). Eine interessante Archäologie der Klaus-Mann-Rezeption in Deutschland, eine aufregende Entdeckung der letzten Projekte Klaus Manns.
Aus der Einleitung

Den Anfängen der "Klaus-Mann-Schriftenreihe" gehen in diesem Buch Stefan Blahak und Klaus Täubert auf die Spur, der Herausgeber wendet sich den Schwierigkeiten ihrer Vollendung dreißig Jahre später zu. Uwe Naumann, Irmela von der Lühe und Veit Johannes Schmidinger blicken aus der Perspektive ihrer Beschäftigung mit Klaus und auch Erika Mann auf die unschätzbare Ergiebigkeit der Kroll´schen Arbeit und auf seine ungewöhnliche Persönlichkeit. Dirk Heißerer gräbt im Umfeld Klaus Manns und schenkt Fredric Kroll ein hübsches Detail aus dem Umfeld seines Idol, Stefan M. Weber berichtet, wie er sich als unbekannter Verehrer Klaus Manns im sechsten Band der Schriftenreihe wiederfand. Inge Jens, Anatol Regnier, Henry-Georg Richter-Hallgarten und Joachim Bartholomae gratulieren vor dem Hintergrund ihrer persönlichen Begegnungen mit Fredric Kroll, Christian Klein und Frank Dobler resümieren, was der Biograf und Komponist Fredric Kroll bis dato geschaffen hat.

Unterbrechen und ergänzen wollen wir unsere "Archäologie" um die Erstveröffentlichung einiger Arbeiten von Klaus Mann: Wir drucken in deutscher Übersetzung das Drehbuch der Filmszene "The Chaplain" (1945), das Klaus Mann für den Film "Paisà" von Roberto Rossellini geschrieben hat, das aber in der Form nicht realisiert wurde; das Exposé "Windy Night, Rainy Morrow" (etwa 1946), mit dem Klaus Mann gemeinsam mit seinem Freund Christopher Lazare einen Verlag für einen aktuellen amerikanischen Schwulenroman gesucht hat; und schließlich stellen wir in ausführlichen Zitaten (nach einer von Fred Kroll verfassten deutschen "Lesefassung") das Exposé und Fragment von "The Last Day" (1949) vor.

"Windy Night, Rainy Morrow" haben wir deshalb ausgewählt, weil der Text bei aller Skizzenhaftigkeit zeigt, in welcher Weise Klaus Mann, gemeinsam mit seinem Freund Christopher Lazare, sich wieder dem Thema Homosexualität zuwenden wollte. In seinem Romandebüt "Der fromme Tanz" (1926) schreibt er in aller Selbstverständlichkeit über das Lebensgefühl seines Helden Andreas. Diese Selbstverständlichkeit ist ihm in dem Maß verloren gegangen, wie ihm gesellschaftlichen Reaktionen und Ausgrenzungen entgegenschlugen - bis hin zum Homosexuellenhass innerhalb der Linken, auf den er 1934 mit seinem Essay "Die Linke und ´das Laster´" (später publiziert unter dem Titel "Homosexualität und Faschismus") reagierte. Über die Wahl Tschaikowsky zum Protagonisten seines im Tagebuch als "autobiographisches Buch" ("Tagebücher 1934-1935", Neuausgabe 1995, S. 117) bezeichneten Roman schreibt Klaus Mann im "Wendepunkt": "Wie hätte ich nicht alles von ihm wissen sollen? Die besondere Form der Liebe, die sein Schicksal war [.]. Man huldigt nicht diesem Eros, ohne zum Fremden zu werden in unserer Gesellschaft, wie sie nun einmal ist; man verschreibt sich nicht dieser Liebe, ohne eine tödliche Wunde davonzutragen" ("Der Wendepunkt", Neuausgabe 2006, S. 457 f.). Nach dem Krieg setzt er in den USA ein Publikum voraus, "das über ein ausreichendes Maß an Neugier, wenn nicht gar Toleranz verfügt, um eine unverblümte Darstellung dieser Lebensweise zu ertragen" und will mit Lazare zusammen den zerstörerischen Einfluss der Gesellschaft auf das Leben eines Schwulen darstellen und "für Toleranz werben und Einblicke in ein Problem vermitteln" (s. S. 157).

Die beiden übrigen Texte werfen interessante Schlaglichter darauf, wie die Verzweiflung Klaus Manns über die politische Situation nach dem Krieg wuchs. Der von Erika Mann übersetzte und im Erinnerungsband "Klaus Mann zum Gedächtnis" 1950 publizierte Essay "Die Heimsuchung des europäischen Geistes" gilt als das Vermächtnis Klaus Manns. Hier legt er dar, wie wenig Chancen er sieht, dass aus Faschismus und Krieg die richtigen Lehren gezogen werden und fragt nach der Rolle und den Einflussmöglichkeiten der Intelektuellen. Er sieht "schwarz, schwarz, schwarz" (Reprint 2003, S. 199). Die Filmszene "The Chaplain" erzähl