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Silvia Lutz, Elizabeth Musser (Beteiligte)

Das Hugenottenkreuz


Übersetzung: Lutz, Silvia
1. Aufl. 2015. 384 S. 205 mm
Verlag/Jahr: FRANCKE-BUCHHANDLUNG 2015
ISBN: 3-86827-483-9 (3868274839)
Neue ISBN: 978-3-86827-483-7 (9783868274837)

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Die Missionarstochter Gabriella wird zum Literaturstudium nach Frankreich geschickt. Im romantischen, verschlafenen Städtchen Castelnau lernt sie den attraktiven amerikanischen Professor David kennen. Er kann mit ihrem unerschütterlichen Glauben an Gott nichts anfangen, dennoch fühlt sich Gabriella zu ihm hingezogen. Doch warum verschwindet er immer wieder in geheimer Mission? Gabriella wird in seine gefährlichen Unternehmungen mit hineingezogen und gerät ins Visier algerischer Untergrundkämpfer. Wer ist David wirklich? Und woher kommt die kleine Ophélie, die plötzlich im Waisenhaus der rührigen Nonne Mutter Griolet auftaucht und Gabriella ans Herz wächst?

Elizabeth Musser entführt den Leser in ein spannendes Kapitel französisch-algerischer Geschichte und an faszinierende Orte. Ein packendes, anrührendes Buch, das zu lesen sich lohnt!

Von der Autorin komplett überarbeitete und neu übersetzte Version des beliebten Bestsellers.
Kapitel 1
September1961
Castelnau, Frankreich

Über dem gemütlichen Städtchen Castelnau in Südfrankreich ging sanft die Sonne auf. Gabriella schlüpfte leise aus dem Bett, streckte sich und fuhr mit den Fingern durch ihre dichten, roten Haare. Der Fliesenboden fühlte sich kühl unter ihren nackten Füßen an. Sie spähte aus ihrem winzigen Zimmer und beobachtete, wie sich die leeren Straßen unter ihr nach und nach mit Menschen füllten. Mme. Leclerc, ihre Vermieterin, betrat als Erste die Boulangerie, die Gabriella ein Stück weiter unten in der Straße gerade noch sehen konnte. Wahrscheinlich wollte sie Baguettes und Gros Pains kaufen ein unverzichtbarer Bestandteil des Frühstücks für die drei Studentinnen, die bei ihr wohnten.
Sie schaute noch ein wenig länger aus dem Fenster, bis ein großer, schlanker Mann Mitte zwanzig selbstsicher die Straße heraufkam. Der nächste Kunde, der die Boulangerie betrat, war nicht zu übersehen. Gabriella hatte ihn anhand der Beschreibung ihrer Mitbewohnerinnen sofort erkannt, als sie ihn vor ein paar Tagen das erste Mal Brot hatte kaufen sehen. Es war David Hoffmann, der attraktive amerikanische Professor der Universität. Gabriella strengte ihre Augen an, um ihn besser sehen zu können.
Castelnau war eine angenehme Kleinstadt, dachte sie, während sie vom Fenster wegtrat. Sie zog die Daunendecke ordentlich über das Bett und schüttelte das Kissen auf. Hier war nichts so wie in Dakar oder an irgendeinem anderen Ort im Senegal. Abgesehen natürlich davon, dass der Strand und das Meer nicht weit entfernt waren. Aber hier war es das Mittelmeer und nicht der Atlantik.
Gabriella band ihre ungezähmten Haare mit einem breiten Band zurück und wusch sich dann in dem kleinen Porzellanwaschbecken in der Zimmerecke das Gesicht. Sie öffnete einen großen Eichenkleiderschrank und holte eine frisch gebügelte Bluse und einen einfachen Matrosenrock mit geradem Schnitt heraus. Beim Anziehen fiel ihr auf, dass der Rock lose um ihre Hüfte hing trotz des Brotes und des Kuchens aus der Boulangerie.
Sie war erst vor zwei Wochen aufgeregt und zuversichtlich nach Castelnau gekommen und hatte es nicht erwarten können, ein neues Land zu erkunden und seine Menschen kennenzulernen. Aber je mehr Tage sie von ihrer Familie trennten, umso stärker wurde zu ihrer eigenen Überraschung ihr Heimweh. Bei einem Spaziergang durch die Stadt fiel ihr zum Beispiel eine Frau auf, deren Haare wie die ihrer Mutter aussahen, oder zwei schlanke, braun gebrannte Mädchen, die sorglos lachten, so wie Jessica und Henrietta.
Bis zum Nachmittag würde es draußen glühend heiß werden, aber der Morgen war frisch und kühl und ein Hauch von Herbst lag in der Luft. Zu Hause gäbe es keine Herbstgerüche. Und zu Hause würde sie heute nicht ihren ersten Tag an der Universität erleben. Aber sie war jetzt hier, in diesem kleinen französischen Ort, der durch ein ganzes Meer von der afrikanischen Welt, die sie liebte, getrennt war. Gabriella wusste, dass sie die Gedanken an die Vergangenheit verdrängen musste. Mit ihren einundzwanzig Jahren sollte sie schon wissen, dass nichts Gutes dabei herauskäme, wenn sie dem Heimweh zu viel Raum gäbe.
Sie griff nach der großen, ledergebundenen Bibel, die auf ihrem Nachttisch lag, und blätterte in den vertrauten Seiten, bis sie die Stelle fand, die sie suchte. Als sie zehn Minuten später das Buch vorsichtig auf den Nachttisch zurücklegte, rutschte ein Brief aus der Bibel heraus. Sie bückte sich und hob ihn auf. Als sie ihn in das Buch zurücklegte, stach ihr ein Satz ins Auge: Ich gebe dir dieses Kreuz, das für mich immer ein Symbol für Vergebung und Liebe war.
Ein Schatten zog über ihr Gesicht. Instinktiv berührte sie die Goldkette, die um ihren Hals hing. Ohne die kalten, harten Fliesen unter ihren nackten Knien zu beachten, kniete sie sich auf den Boden und stützte ihre gefalteten Hände auf die Seite des Bettes. Sie betete und bewegte die Lippen, ohne einen Ton vo