Neuerscheinungen 2015Stand: 2020-02-01 |
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Lynn Austin, Dorothee Dziewas
(Beteiligte)
Fionas Geheimnisse
Übersetzung: Dziewas, Dorothee
1., Aufl. 2015. 416 S. 187 mm
Verlag/Jahr: FRANCKE-BUCHHANDLUNG 2015
ISBN: 3-86827-523-1 (3868275231)
Neue ISBN: 978-3-86827-523-0 (9783868275230)
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Kathleen hatte ihrem Zuhause bewusst den Rücken gekehrt. Darum soll es nur ein kurzer Besuch werden, der sie Jahre später in ihre Heimat führt. Doch es wird eine atemberaubende Reise in die Geheimnisse ihrer Familiengeschichte: Was hat es mit Fiona, Kathleens rätselumwobener Großmutter, auf sich?
Kapitel 1
Bethesda, Maryland
Das wäre nicht das erste Mal, dass Kathleen Seymour von zu Hause fortging, um niemals zurückzukehren. Aber nach dem Tag, den sie hinter sich hatte, war sie schwer in Versuchung, alle ihre Sachen zu packen, in ihren Lexus zu steigen und so weit zu fahren, wie eine Tankfüllung sie bringen würde. Dem Wenigen nach zu urteilen, das sie über ihre Vorfahren wusste, war es beinahe schon eine Familientradition, von zu Hause wegzulaufen, wenn Schwierigkeiten auftauchten, und in einer neuen Stadt noch einmal ganz von vorne anzufangen. Wenn die hohen Tiere vom staatlichen Zeugenschutzprogramm Rat brauchten, wie man jemandem an einem neuen Ort eine neue Identität verschaffte, konnten sie sich von Kathleens Verwandten vielleicht noch ein paar Tipps holen. Das waren Experten.
"Ich haue ab und komme nie wieder!", schrie ihre sechzehnjährige Tochter Joelle, als wollte sie Kathleens Gedanken aussprechen. Joelle stampfte demonstrativ die Treppe hinauf in ihr Zimmer, aber der dicke Teppich dämpfte die Wirkung ihres Wutanfalls.
"Gib dir keine Mühe!", rief Kathleen ihr hinterher. "Ich gehe zuerst!"
Als Erwiderung knallte Joelle ihre Zimmertür so heftig zu, dass die Teetassen unter ihr im Esszimmerregal bebten.
"Weißt du was? Ich habe die Nase gestrichen voll von deiner Frechheit, Joelle", brüllte Kathleen und schlug sich dann die Hand vor den Mund. Sie hatte genau die gleiche Formulierung benutzt, in genau demselben Tonfall, wie ihre Mutter es immer getan hatte. Wann hatte sie sich in ihre Mutter verwandelt?
Sie sank auf einen Stuhl am Küchentisch, weil ihre Beine sie nicht länger tragen wollten. Vor einigen Stunden während der Auseinandersetzung mit ihrem Chef hatten sie zu zittern begonnen und sie kaum zum Parkplatz getragen, als sie aus dem Bürogebäude gestürmt war. Es war gut, dass sie in ihrem Auto gesessen hatte, die hochhackigen Schuhe ausgezogen, als die Polizei sie auf ihrem Handy anrief. Sonst wäre sie vielleicht auf der Stelle eingeknickt.
"Mrs Seymour? Hier spricht Wachtmeister Marks von der städtischen Polizei. Wir haben Ihre Tochter Joelle Marie Seymour ... in Gewahrsam ..."
Danach konnte Kathleen sich nur noch an wenig erinnern. Irgendwie war sie zum Einkaufszentrum gefahren, hatte das Büro der Sicherheitskräfte gefunden und eine qualvolle Begegnung mit Wachtmeister Marks und dem Ladendetektiv durchlitten, der Joelle dabei erwischt hatte, wie sie einen Lippenstift im Wert von sieben Dollar an der Kosmetiktheke gestohlen hatte. Es war ihr wie ein böser Traum erschienen, vor allem Joelles Reaktion auf die ganze Sache. Sie hatte keine Reue gezeigt, wie sie da auf dem Stuhl hing, die Arme verschränkt, und sich weigerte jemanden anzusehen, während sie lässig mit dem Fuß wippte - die hübsche Joelle mit ihrem zimtfarbenen Haar, das Kathleen so an das ihres eigenen Vaters erinnerte. Aber das Letzte, was Kathleen in dieser Situation brauchen konnte, war eine Erinnerung an ihren Vater.
Zum Glück hatte sie den Geschäftsführer des Kaufhauses überreden können, keine Anzeige zu erstatten, weil es Joelles erstes Vergehen war, aber ein Hausverbot für ein Jahr wurde verhängt, und im Falle eines zweiten Diebstahls war eine Vernehmung durch die Polizei genauso fällig wie eine Jugendstrafe. Kathleen hatte Wachtmeister Marks praktisch bekniet, Joelle zu verschonen.
"Wo sind deine Freundinnen?", fragte Kathleen ihre Tochter, als die Polizei sie schließlich gehen ließ. "Bist du nicht mit Colleen und Stacey zum Einkaufszentrum gegangen?"
Joelle zuckte mit den Schultern. "Sie sind abgehauen, als ich geschnappt wurde."
"Schöne Freundinnen."
"Kannst du mich bei Colleen absetzen?", fragte Joelle, als sie den Wagen erreichten.
Kathleen starrte sie ungläubig an. "Hast du den Verstand verloren?"
Joelle ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und knallte die Tür zu. Den Sicherheitsgurt und das lästige Pling des Warntons ignorierte sie. Als sie die Hand ausstreckte, um die Lauts