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Neuerscheinungen 2016

Stand: 2020-02-01
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Simone Ehm, Astrid Giebel, Ulrich Lilie, Rainer Prönneke (Beteiligte)

Geistesgegenwärtig behandeln


Existenzielle Kommunikation, Spiritualität und Selbstsorge in der ärztlichen Praxis
Herausgegeben von Ehm, Simone; Giebel, Astrid; Lilie, Ulrich; Prönneke, Rainer
2016. 371 S. 220 x 145 mm
Verlag/Jahr: VANDENHOECK & RUPRECHT; NEUKIRCHENER 2016
ISBN: 3-7887-3003-X (378873003X)
Neue ISBN: 978-3-7887-3003-1 (9783788730031)

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Ziel dieses Bandes ist es, den Austausch darüber zu intensivieren, wie Spiritualität - als wichtige Dimension in der Sorge um Kranke - in der ärztlichen Praxis nachhaltig erfahrbar gemacht werden kann. Ärztinnen und Ärzte aus verschiedenen medizinischen Fachrichtungen berichten von ihren Erfahrungen und Erkenntnissen, auf existenzielle Bedürfnisse und die Sinnsuche von Kranken einzugehen, und reflektieren ihr eigenes Erleben im Umgang mit erschütternden Situationen oder tragischen Verläufen. Expertinnen und Experten aus nichtärztlichen Disziplinen beschäftigen sich mit der Frage, welche Rahmenbedingungen und Organisationsentwicklungsprozesse in Einrichtungen und Diensten förderlich sind, um eine spirituelle Dimension in der ärztlichen Behandlung und Begleitung von Kranken zu verankern.
Die Medizin, eigentlich Schirmherrin der Gesundheit, fokussiert in ihrer modernen Form - global gesehen - die traditionelle körperorientierte Krankheitsversorgung. Die soziale, psychische und spirituelle Dimension der Gesundheit, ebenso wie deren Entstehen, Erhalt und Ausbau, werden eher von anderen Wissenschaften definiert und abgedeckt. Es ist deshalb kein Zufall, dass nicht jene Ärztinnen und Ärzte, die sich der unbedingten Rettung, des Erhalts und der Verlängerung von Leben verschrieben haben, sondern Vertreterinnen und Vertreter der Pflegeberufe, insbesondere der palliativen und sogenannten "end-of-life"-Pflege, sich als erste mit den spirituellen und religiösen Bedürfnissen von Patienten und Patientinnen auseinandergesetzt haben. Spiritualität im Gesundheitswesen ist ein weitgehend noch unerforschtes Terrain, wenngleich zahlreiche in den vergangenen Jahren erschienene Studien sich dieser 4. (bio-psycho-sozial-spirituellen) Dimension von Gesundheit und Krankheit - zunehmend - widmen. In Deutschland wollen viele Patienten und Patienten spirituelle Bedürfnisse, Sinnfragen, Ängste und Leid mit dem Arzt oder der Ärztin besprechen, unabhängig davon, ob sie mit einem Seelsorgenden in Kontakt stehen oder nicht. Es besteht eine deutliche Übereinstimmung zwischen spirituellem Wohlbefinden und der allgemeinen Lebensqualität, auch bei Patientinnen und Patienten mit erheblich einschränkenden körperlichen Symptomen wie beispielsweise Schmerzen. Eine hohe Arbeitsverdichtung mit einhergehender Zeitknappheit im Gesundheitswesen, Bürokratie und personellen Engpässen scheinen der empathischen Berücksichtigung spiritueller Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten im der ärztlichen Behandlung entgegenzustehen. Ein wichtiger Grund, warum sich Medizin mit Spiritualität schwer tut, liegt darin, dass die epidemologisch dominierten Gesundheitswissenschaften unter der strengen Forderung nach empirischer Evidenzbasierung stehen. Aus ärztlicher Sicht sind "Spiritualität" und "spirituelle Dimension von Gesundheit und Krankheit" bislang erst ansatzweise terminologisch definiert sowie in ihren Wirkungen erhoben worden. Als blockierend wirkt sich ggf. auch eine Vermengung der spirituellen Dimension mit der psychischen Gesundheit aus. Schließlich verstärken die gesellschaftliche Vermarktung des Lifestyle-Produktes "Spiritualität" sowie die thematische Nähe zu Grenzgebieten und Grenzwissenschaften die vorhandenen Vorurteile. Diese wiederum verhindern eine sachliche Kenntnisnahme und Auseinandersetzung mit der wissenschaftlichen Evidenz für die positive gesundheitliche Wirksamkeit spiritueller Interventionen. Ein anderer Grund liegt in der zunehmenden Ökonomisierung des Gesundheitswesens und der relevanten Wissenschaften, wodurch die Optimierung des materiellen Kosten-Nutzen-Verhältnisses in den Mittelpunkt gestellt wird. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt hingegen im Rahmen der Palliativmedizin, wo spirituelle Begleitung mittlerweile zu den ärztlichen Fertigkeiten gezählt wird, ganz pragmatisch fest, dass jeder Mensch spirituell sei, weil er sich spätestens angesichts des Todes existenziellen Fragen stellen müsse und Erfahrungen im Umgang damit mache. Spiritualität wird hier aus medizinisch-anthropologischer Sicht als die Reflexion der Erfahrungen verstanden, die im Umgang mit existenziellen Fragen gemacht werden. In jüngerer Zeit überlegen nicht nur unterschiedliche Fachdisziplinen, sondern auch Institutionen und Organisationen, wie sie sich des Themas "Spiritualität als Querschnittsaufgabe" in fachlicher und wirtschaftlich-finanzieller Hinsicht annehmen können - zum Wohl der Patientinnen und Patienten mit ihren Angehörigen, der Mitarbeitenden auf allen Fachebenen, ihrer Kooperationspartner -, aber auch zur Gestaltung der gelebten Kultur ihrer Einrichtungen und der Erfahrung des Geistes, der sie prägt. Im vorliegenden Band setzen sich Ärztinnen