Neuerscheinungen 2016Stand: 2020-02-01 |
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Kurt Salterberg
Kurt Salterberg
Als Soldat in der Wolfsschanze
2016. 111 S. m. 68 Abb. 243 mm
Verlag/Jahr: HELIOS VERLAG 2016
ISBN: 3-86933-165-8 (3869331658)
Neue ISBN: 978-3-86933-165-2 (9783869331652)
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Aus der Sicht eines einfachen jungen Soldaten
berichtet der Zeit- und Augenzeuge über die Abläufe
des 20. Juli 1944 in einem Zwiegespräch mit Ute Jape
Kurt Salterberg: Immer wieder werde ich gebeten, über meine Militärzeit im Zweiten Weltkrieg, der am 1. September 1939 begann und am 8.Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation offiziell endete, und über die Wochen danach, zu berichten. Besonders aber auch über die Zeit, in der ich im FHQ (Führerhauptquartier) Wolfsschanze bei Rastenburg/Ostpreußen als Hitlers Wachsoldat diente. Als Augen- und Zeitzeuge habe ich dort das leider misslungene Attentat auf Adolf Hitler, vom 20. Juli 1944 in der Lagebaracke im FHQ von meinem nahegelegenen Wachposten aus miterlebt und kann darüber berichten. Am 20. Juli 1944 hatte der geheime Widerstandskämpfer Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg versucht, Hitler durch einen Sprengsatz zu töten. Hitler überlebte das Attentat, weil die Aktentasche mit der präparierten Bombe nicht an dem von Stauffenberg vorberechneten Platz stehen blieb, sondern ungünstig weiter entfernt von Hitler, platziert wurde. Schon viermal nach dem Kriege habe ich die wunderschöne masurische Landschaft, die mich immer wieder begeistert, besucht. Natürlich suche ich dann auch das Gelände der ehemaligen Wolfsschanze auf, das heute in Polen wegen seiner riesigen Trümmerbrocken zur touristischen Attraktion geworden ist. Nach dem verlorenen Krieg wurde die Kreisstadt Rastenburg zur polnischen Stadt Ketrzyn umbenannt. Jedes Mal wurde ich von meinen Reisebegleitern oder auch von den dortigen Touristenführern, die mich teilweise kennen, gebeten, ihren Gruppen über meine Zeit als Soldat zu berichten, und meine Ortskenntnisse einzubringen. Über die Hintergründe der Kriegsführung Hitlers wurde ich als junger Soldat leider nie angemessen aufgeklärt. Als Soldat hatte ich Hitler durch meinen Eid unbedingten Gehorsam geschworen. Ich musste den Kommandos meiner Vorgesetzten gehorchen. Während des Krieges, im gefährlichen Fronteinsatz, hatte ich auch kaum Zeit über den Sinn oder Unsinn der Befehle nachzudenken. Nach den erbitterten Kämpfen im eisigen Winter 1942/43 an der Ostfront und dem großen Leid, das ich dort täglich miterlebt hatte, war ich zufrieden, im FHQ in einer ordentlich organisierten Wehrmachtseinheit dienen zu können. Als junger Soldat hat mir die Anlage, wie wir das FHQ nannten, sehr imponiert. Von einer Bedrohung durch den Feind war im FHQ zunächst noch nichts zu spüren. Doch am 20. Juli 1944 erlebte ich als Wachsoldat in unmittelbarer Nähe das Attentat auf den Führer Adolf Hitler mit. Ich selbst hatte den geheimen Widerstandskämpfer Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg an meiner Wache passieren lassen. Am 20. Juli 1944 kam er mit Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, in einer Gruppe von Offizieren, um an einer Lagebesprechung teilzunehmen. Keitel zeigte mir wie stets, schon aus etwa drei Meter Entfernung seinen gültigen Dauerausweis, danach konnte die gesamte 6 Gruppe den inneren Sperrkreis 1a betreten. Von Stauffenberg war kurzfristig zum Stabschef des Allgemeinen Heeres im Berliner Bendler-Block ernannt worden, wodurch er Zugang zu der Lagebesprechung im Führerhauptquartier hatte. Die letzten Monate des Krieges verbrachte ich, wegen eines Lungendurchschusses im Kampf um Lauban (Niederschlesien) an der Ostfront, in verschiedenen Lazaretten. Nach dem Ende des Krieges war für mich und viele Soldaten, die Ungewissheit groß darüber, was die vier Siegermächte, nach Deutschlands verlorenem Krieg, noch mit uns vorhatten. Deutschland war in vier Besatzungszonen aufgeteilt worden: Die vier Siegermächte waren USA, Sowjetunion, Frankreich und Großbritannien. Nach meiner glücklichen Heimkehr in die Heimat, in das Dorf Pracht bei Hamm an der Sieg, wollte ich vom Krieg und vor allem von dem, niemals so vorgestellten, grauenhaften Erlebten, nichts mehr sehen und hören. Erst 40 Jahre später wurde in mir die bewusst verdrängte Erinnerung an diese Zeit nochmals wachgerufen. Das war 1984, zum vierzigsten Jahrestag des 20. Juli 1944.