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Paul Goesch, Thomas Röske
(Beteiligte)
Paul Goesch 1885-1940
Zwischen Avantgrade und Anstalt
.
1. Aufl. 2016. 176 S. 282 mm
Verlag/Jahr: WUNDERHORN 2016
ISBN: 3-88423-539-7 (3884235397)
Neue ISBN: 978-3-88423-539-3 (9783884235393)
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Paul Goesch ist einer der wenigen ausgebildeten Künstler der Sammlung Prinzhorn. Er war
ein angesehener expressionistischer Maler und Zeichner seiner Zeit und aktives Mitglied
der Avantgarde, der zwanzig Jahre in psychiatrischen Anstalten verbrachte, bis er 1940 von
den Nationalsozialisten ermordet wurde. Das Museum, dem 2015 über 340 Werke Goeschs geschenkt wurden, präsentiert mehr als 150 Zeichnungen und Aquarelle des Künstlers aus eigenen Beständen, viele davon werden erstmals ausgestellt.
Paul Goeschs vielfältige Gouachen zeigen phantastische Architektur, Porträts, christliche
und mythologische Szenen sowie gegenstandslose Kompositionen. Er hatte Architektur
studiert (1903-1911) und war danach im Staatsdienst im westpreußischen Kulm tätig. Nach
dem Ersten Weltkrieg gehörte er zur avantgardistischen Kunstszene Berlins, war Mitglied
der "Novembergruppe", des Arbeitsrates für Kunst und der "Gläsernen Kette". Er nahm an Ausstellungen teil, publizierte Zeichnungen und Texte. Schon früher hatte er in Sanatorien Erholung von seiner "Nervosität" gesucht, in Schwetz war er 1917-1919 in einer Anstalt gewesen.
Ab 1921 blieb Goesch fast ohne Unterbrechung in den Anstalten Göttingen und Teupitz.
Hier malte und aquarellierte er auf allem, was ihm zur Verfügung stand, von Papier über
Karton bis hin zu Packpapier und Briefumschlägen. Auch nahm er eine Zeit lang weiterhin
Illustrationsaufträge an und war auf Ausstellungen vertreten. 1940 ermordeten ihn nationalsozialistische Ärzte.
In der Kunst ist Paul Goesch bis heute ein Grenzgänger geblieben. Obgleich er in der
"Gläsernen Kette" ein gleichwertiges Mitglied neben u.a. Bruno Taut, Walter Gropius und
Hans Scharoun war, blieb seine Rezeption wegen seiner Psychiatrisierung zögerlich. Und
als "Anstaltskünstler" fanden ihn viele "zu professionell". Hans Prinzhorn, der bereits um
1920 Werke von Goesch erhielt, äußerte sich in seinem bahnbrechenden Buch Bildnerei
der Geisteskranken nicht über den Berliner Künstler - weil er ihm nicht authentisch genug
erschien. Heute können wir jenseits der einen wie der anderen Vorurteile einen einzigartigen Künstler neu entdecken. Zeitlich parallel stellt die Berlinische Galerie Goesch in einer Ausstellung neben Bruno Taut und Paul Scheerbart als Visionär der Moderne vor.
Dr. phil. Thomas Röske ist seit 2002 Leiter der Sammlung Prinzhorn der Psychiatrischen
Universitätsklinik Heidelberg. Er hat Kunstgeschichte, Musikwissenschaft und Psychologie
in Hamburg studiert und 1991 mit einer Arbeit über Hans Prinzhorn promoviert.