Neuerscheinungen 2016Stand: 2020-02-01 |
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Hendrik Jackson, Andreas Töpfer
(Beteiligte)
sein gelassen
Parmenides-Notate
Illustration: Töpfer, Andreas
2016. 112 S. 210 mm
Verlag/Jahr: KOOKBOOKS 2016
ISBN: 3-937445-74-9 (3937445749)
Neue ISBN: 978-3-937445-74-8 (9783937445748)
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ursprünglich als Trostbuch konzipiert, aus der Erfahrung eines abrupten Verlustes heraus, das Bildnis rieselnden Lebens, schraffiert hin auf Schönheit und Gelassenheit - - - sind diese tastenden und zaudernden Notate versucht, entgegen der Natur reflexhafter Reflexionen, Marksteine zu setzen im rückwärtigen Nebel, wo ein Sein zu erahnen wäre - wie jenes, das in den stets begleitenden Schriften Parmenides´ anklang? irgendwo zwischen absolutem Außen und unendlicher Inwendigkeit schimmerte ein Versprechen vor Augen, dass mehr wäre als das, was zu Anekdoten verflochten sich in Erzählungen erledigte. ein Bleibendes, das, nicht in Anspruch genommen, sein gelassen würde.
an dem einen Pol möge Novalis einstehen für liebendes Zeitloses fast, am anderen der slowenische Dichter Dane Zajc für eine Poesie hin zu dem äußersten denkbaren Punkt, inmitten schwerblütigsten Aufscheins von schönem Anhaften an dies Leben zum Tode. eine Dauer wird erdacht, die nicht mehr nur innig ist und doch "nicht nicht sein" kann (und auch nicht nichts werden) - damit aber immer noch nicht ganz bei Trost wäre, vielmehr momenthaft wie Eisblume und Lumen.
- Hendrik Jackson
entrückt
es waren sonderbare Umstände, unter denen ich an jenem Morgen aufwachte: jener Halbschlaf, der uns zuweilen diffuse Gedanken eingibt, die auch noch im Wachzustand unsere Gedanken verwirren, war es nicht, der mich einhüllte, sondern hellste Klarheit stand im Raum, oder war da, wie Musik aus Kopfhörern in einem ist, nicht von links und nicht von rechts, sondern in einem weiten Raum ausgebreitet, einem Raum, den der Kopf gar nicht umgrenzen könnte. doch schien diese Klarheit des Tags so gar nicht zu jenem sonderbaren Traumbild zu passen, das all mein Fühlen beherrschte: ein Schneebild, so schön, aber auch diffus, wie es mir lange nicht in den Sinn gekommen war, durchströmte mich: hinter einem Rieseln von weißen Punkten erschien schwach eine Schönheit, zu der ich mich hingezogen fühlte. doch während ich mich sonst - im Laufe des Lebens hatte ich das erfahren - zu Dingen oder Menschen hingezogen fühlte, die etwas Flüchtiges, wenn nicht Unerreichbares an sich hatten, und wenn auch hier die Schönheit von einer fast zurückweisenden Perfektion schien, so war doch das Sonderlichste und zugleich Anziehendste dieses Bildes das Vertrauen, das von ihm ausging, dies untrügliche, umhüllende Gefühl, wie anbefohlen fast: es sei dies eine unauslöschliche Nähe. eine Nähe, die mir fremd schien und zugleich zu mir gehörte, gerade durch die Fremdheit allen Selbstbezug überstieg und mich hinauszutragen schien bis zu jener berauschenden Opakheit, von der alte Autoren einst schrieben, sie durchströme die Welt, gliche einem Meer: der Schlaf sei ihre Flut und der Tag ihre Ebbe.
( ... )
ich selbst ging ja zu Parmenides nicht wie zu einer Autorität, ältesten, unangefochtensten, sondern zu diesem Einen, meinem Parmenides, in der philosophischen Meditation, um es ihm gleich zu tun. als ob ich die Kraft hätte, den Verstand: mir blieb nur dieser Weg, zunehmend gleichgültig gegenüber Einwürfen, wenn ich nur selbst die richtige Frage aufwerfen könnte, die Idee des Trostes, indem ich Tod und Schönheit zu denken versuchte, irritiert von Zerstreuung, neu Anlauf nehmend, scheiternd.