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Stand: 2020-02-01
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Birgit Kreipe, Andreas Töpfer (Beteiligte)

SOMA


Gedichte
Illustration: Töpfer, Andreas
2016. 80 S. 213 mm
Verlag/Jahr: KOOKBOOKS 2016
ISBN: 3-937445-81-1 (3937445811)
Neue ISBN: 978-3-937445-81-6 (9783937445816)

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"Birgit Kreipes Texte sind für mich ein stilles Highlight. So überbordend und spleenig
ihre Sprache auf der einen Seite ist, so zurückhaltend und reflektiert ist sie auf der anderen." - Armin Steigenberger, Ostragehege
"Kreipe liebt die ´eigenartige fügung´ mehr als das Geradeausgedicht. Liebt metaphorische, auch cartooneske Schlieren. Chiffren, durch die sich das Ich vor allzu großer Nachstellung absichert - sich abseilt, ohne sich zu verschweigen. Ihre fragmentierten Narrationen sind einiges, zum Beispiel märchenliche Areale, in denen die Dinge erstaunliche Relationen erfahren ... Das Sein dieser Gedichte erscheint wie im Kaleidoskop geschüttelt. Semantische Gewagtheiten überspielen ein vertrügerischtes
Geläuf. Es ist die Art von Poesie, die es darauf anlegt, nicht austariert zu sein. Zwischen
all den Geheimnissen dieser Autorin ist wirklich Geheimnis. Ein Geheimnis, das
uns bisweilen den Schönheitsarmreicht." - Ron Winkler, poetenladen.de
Sigmund Freud liebte Reisen zu antiken Ausgrabungsorten, verglich die Erinnerungsarbeit der Psychoanalyse mit Archäologie, als wären Erinnerungen Bruchstücke, die sich aus der Asche realer innerer Begebenheiten bergen und wieder zusammensetzen ließen. Der Selbstversuch jedoch zeigt, dass Erinnerungen außerdem - von Phantasien durchwuchert, Fermentierungsprozessen unterworfen, durch Deutungen neu sortiert - eigenständige innere Akteure sind, traumgleich, verdichtet. Was geschieht, wenn diese Erinnerungsprozesse im Gedicht fortgeschrieben werden?
Die Frau mit den Kuckuckshänden taucht auf, begleitet Sie. Kleine Blätter fallen aus dem Licht über den Baumstümpfen. Geister von Ponys wissen den Weg. Früher oder später gelangen Sie in eine Stadt aus Mörtel, der Sie umarmt (ein antikes Werkzeug der
Bindungstheorie), mindestens aber über die Alpen.
- Birgit Kreipe
KINDERHEIM 8
jetzt wird es dunkel. kinderkobras, schwarze riemen
in ihren kisten zischeln, richten sich auf. legen dürre schlingen
auf wände, teppich, die fensterbank. jeden abend umzingeln sie
den schlaf wie dunkle zinnen. die feuerwehr für verbrannte kekse
kommt nicht durch und die nachrichtenhexe schläft, die mutter
in ihrem traum aus bier - ich wirble mit kung-fu-armen die schlangen
in den fluss wie seile! wer kichert noch mit den fliegen? die kleine
geisha, die sagt, sie sei die empress schmerz, steht am fenster.
zeigt die biskuitweiße seite dem mond. hebt einen arm zum gruß
wie ein denkmal. zehn meter weit. sagt: du sollst verhungern. lacht.
Kreipe, Birgit
Birgit Kreipe, geboren 1964 in Hildesheim, arbeitete zunächst als Buchhändlerin und studierte später Psychologie und Neuere Deutsche Literatur in Marburg, Wien und Göttingen. Neben ihrer klinischen Tätigkeit veröffentlichte sie Gedichte unter anderem in der FAZ, in Lichtungen, Ostragehege und Edit, im Jahrbuch der Lyrik sowie in den Anthologien "Die Schönheit ein deutliches Rauschen", Connewitzer Verlagsbuchhandlung 2010, "Schneegedichte", Schöffling & Co. 2011, und "Venedig", Schöffling & Co. 2015. Ihr Gedichtband "schönheitsfarm" erschien 2012 im Verlagshaus J. Frank. Ihre Gedichte wurden mit dem Irseer Pegasus 2014 und dem Münchner Lyrikpreis 2013 ausgezeichnet. 2016 erhielt sie ein Arbeitsstipendium des Berliner Senats.