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Neuerscheinungen 2016

Stand: 2020-02-01
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Helena Kugele

Dunkle Wasser schweigen


Roman
2016. 162 S. Bild der Autorin. 20,5 cm
Verlag/Jahr: BRENDLE 2016
ISBN: 3-942796-13-9 (3942796139)
Neue ISBN: 978-3-942796-13-2 (9783942796132)

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Der junge Kommissar Damrongchai Hägle, der seine Existenz einer kurzen Urlaubsbegegnung seiner Mutter mit einem Thailänder verdankt, dessen Namen er auch trägt, wird nicht ganz freiwillig von Frankfurt in seinen Heimatort Calw im Schwarzwald versetzt. Kaum angekommen, soll er in einem Mordfall ermitteln. In diesem Zusammenhang begegnet er auch einem früheren Mitschüler, dem größten Feind seiner Kindheit, wieder.
Im Mordfall scheinen alle Spuren in einer Sackgasse zu enden. Aber auch das Zusammenleben mit seiner Großmutter und die häufigen Begegnungen mit seiner Mutter stellen sich als Herausforderung heraus.
Regelmäßig rasselt er zudem mit seinem äußerst pedantischen Kollegen Merten zusammen. Und dann geschieht ein weiterer Mord, der auf denselben Täter schließen lässt. Eines Tages, gerät Damrongchai Hägle selbst in größte Gefahr, und das ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als er glaubte, endlich der richtigen Frau begegnet zu sein.
Dunkle Wasser schweigen
Schwarze Tannen, deren Spitzen im trüben Himmel verschwanden, ragten schlank am Wegesrand empor. Werner Bauer sog die schwere Moosluft ein. Es hatte auch sein Gutes, im Schwarzwald zu wohnen, dachte er, während das Hundehalsband, das er umklammerte, in seine Hand schnitt. Sein Hund zog in die Freiheit und Bauer konnte seinen Freund kaum noch bändigen. Das struppige Fell des Riesenschnauzers kratzte an seinen Fingerknöcheln, als er den Karabiner an der Leine löste. Ein schwarzer Blitz rannte durch das Bodengestrüpp.
"Howard!", rief Bauer, doch er erkannte nur noch die fliegenden Ohren, die im Wald verschwanden.
Howard war Werner Bauers bester Freund und insgeheim hatte er Verständnis für dessen Ungehorsam. Dieser dämliche Name war die Idee seiner Frau gewesen, wie alles andere auch, die Heirat, der Hund, die Scheidung.
Bauers rechter Wanderschuh verfing sich an einer Wurzel, wodurch er kurz ins Wanken geriet. Aber das störte ihn überhaupt nicht. Dieser Teil des Waldes gefiel ihm. Niemand war hier unterwegs. Keine Menschen, die voller Angst seinem schwarzen Hund begegneten, und keine Hunde, über die Howard herfallen konnten.
Bauer lächelte. Hier schienen sich alle Probleme in Luft aufzulösen. Und während in ihm ein winziges Gefühl der Zufriedenheit seine Knospe trieb, verzerrte sich einen Wimpernschlag später sein Gesicht zu einer schmerzgeplagten Fratze. Er schrie auf und hörte, wie seine eigene Stimme von der Stille des Waldes verschluckt wurde. Im Augenwinkel nahm er den riesigen Holzprügel wahr, der aus Howards Schnauze ragte. Die von schaumigem Speichel triefende Zunge wippte auf und ab. Bauer fasste sich an seine kurze feste Wade, in die sein bester Freund beim Vorbeirennen den Prügel gerammt hatte. Der Hund wendete und hetzte auf Bauer zu, stoppte abrupt und legte den Stock seinem Herrchen vor die Füße. Der schwarze Schrubber hechelte und blinzelte nach oben mit diesem Blick, der Werner Bauer an seine Exfrau erinnerte. Der Lieb-mich-Blick, der seinem Begleiter ein warmes Gefühl bescherte, bei seiner Frau allerdings einen Fluchtreflex ausgelöst hatte.
Jedenfalls mistete seine Exfrau jetzt Pferdeställe aus bei ihrem Ponyhofbesitzer. Er ist so anders als du, hatte sie gesagt.
Wie er Gäule hasste.
"Na, Howie", flötete Bauer, "bringst du mir ein Stöckchen. Das ist aber schön."
Er hob die verschleimte Keule vom Boden auf und suchte eine passende Wurfrichtung. Ein paar Schritte weiter öffnete sich links vor ihm eine kleine Lichtung. Howard sprang an ihm hoch und versuchte den Stock mit seinem Wolfsgebiss zu ergreifen. Bauer wehrte ihn mit dem linken Arm ab und holte rechts aus. Es waren Sekunden, bis er das Platschen von Wasser vernahm, und es waren Sekunden, bis er das zweite Mal das Geräusch hörte. Das grün-braune Wasser spritzte über die Einfassung des Beckens aus Sandstein. Der Schnauzer jaulte auf, schwamm dann aber zu dem treibenden Holzstück und hielt es fest. Irgendetwas hinderte ihn, das Wasser wieder zu verlassen. Panisch weit aufgerissene Augen trafen Werner Bauers Blick.
"Lass den Stock los, du blöder Hund!"
Der stämmige Mann versuchte Howard vom Beckenrand aus zu erwischen aber die Gefahr, in das eiskalte Wasser zu fallen, war ihm zu groß.
Schnell nestelte der Hundebesitzer seine Schnürsenkel auf. Dann hörte er das immer kraftloser werdende Jaulen seines Hundes, der weiterhin den Stock apportieren wollte.
Bauer hielt sich am Geländer fest und stieg über drei Stufen tiefer in das Becken. Er hatte Mühe, auf dem glitschigen Boden Halt zu finden.