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Neuerscheinungen 2016

Stand: 2020-02-01
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Maria Eckl, Flößerkulturverein München-Tha, Christine Rädlinger, Lisa Walleit (Beteiligte)

Vom Wasser auf die Straße


Flößerei in der Umbruchszeit
Mitarbeit: Flößerkulturverein München-Thalkirchen; Walleit, Lisa; Eckl, Maria
2016. 80 S. meist historische Schwarz-Weiß-Abbildungen, 30 Farbige Abbildungen und 8 historische Karten
Verlag/Jahr: SCHIERMEIER 2016
ISBN: 3-943866-50-5 (3943866505)
Neue ISBN: 978-3-943866-50-6 (9783943866506)

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Lange waren Loisach und Isar wichtige Wasserstraßen, Flöße ein unabdingbares Transportmittel für schwere Güter wie Baustoffe oder Brennstoffe. Das Flößerhandwerk war ein angesehener Berufszweig und Bauern konnten ihr Einkommen mit Bau- oder Brennholz für die Großstädte aus dem eigenen Wald etwas aufbessern. Mit der Bahn entstand den Flößern eine starke Konkurrenz. Flussregulierungen, vor allem aber der Bau neuer Kraftwerke, wie z.B Schönmühl, führten dazu, dass dieser Berufszweig nicht mehr auszuüben war. Schwertransporte übernahm die Bahn, später auch Lastwagen auf dem ausgebauten Straßennetz. Familien, die lange von der Flößerei gelebt hatten, mussten schließlich neue Wege gehen, um das Überleben zu sichern.
Der Ausstellungskatalog zeigt wesentliche Entwicklungsstufen dieser Umbruchszeit, wobei auch einige Flößerfamilien an Loisach und Isar im Mittelpunkt stehen.
Das Flößerhandwerk
Der Transport schwerer Güter wurde seit Jahrhunderten auf Wasserstraßen durchgeführt. Flößer brachten auf ihren Flößen Baumaterial wie Steine, Gips und Kalk, Kreide oder Wetz- und Schleifsteine, dazu Heizmaterial in die Städte München, Passau, Wien und sogar Budapest. Vorrangiges Transportgut war seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allerdings Holz in jeder Art: Bauholz für die wachsenden Großstädte München, Wien und Budapest. Holzarbeit im Wald war auch ein weiteres Arbeitsfeld der Flößer; man ging zusammen ins Holz und fuhr zusammen auf dem Floß. Die Flöße fuhren je nach Auftragslage und Wasserstand zwischen März und November. Regelmäßig verkehrten auch Passagierflöße aus den Bergen bis nach Wien.
Die Fahrtdauer von Großweil durch den Triftkanal bis München betrug damals je nach Wasserführung 6-8 Stunden, von München nach Wien 6-7 Tage.
Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts entstand eine Fülle von Bestimmungen zur Regelung des Floßverkehrs auf den Wasserstraßen. So konnten nach der bayerischen Floßordnung von 1843 nur ausgebildete Flößer ein Floß führen, konzessionierte Floßmeister bildeten Lehrlinge aus. Frauen war offiziell die Arbeit auf Flößen verboten, sie brachten angeblich Unglück. Junge unausgebildete Männer und Frauen wurden aber vor allem während der Weltkriege auf Flößen beschäftigt.

Flößer mussten auf einer mehrere Tage dauernden Floßfahrt zu ihren Zielorten und auf ihrem langen Rückweg in
ihre Heimat Unterkünfte für die Nacht suchen. Entlang der Flüsse gab es deshalb Herbergen für Flößer, kleine Häuser bei Bauernhöfen, aber auch Klosterherbergen. Die Rückkehrer von den Zielhäfen oder Länden gingen auf den Flößersteigen entlang der Flüsse; noch heute sind Teile dieser Wege in den Straßennamen enthalten. Mit dem Bau der Eisenbahnlinie nach Wien verkürzte sich allerdings dieser Rückweg, der bisher Wochen gedauert hatte, auf wenige Tage. Für Flößer gab es außerdem ein verbilligtes Rückfahrticket.

Flussregulierungen und Kraftwerke
Die Flussregulierungen ab dem Ende des 19. Jahrhunderts dienten einem besseren Hochwasserschutz für die angrenzenden Gemeinden und einer Verbesserung der Floßpassage. Diese Baumaßnahmen brachten jedoch wesentliche Einschränkungen für die Flößer mit sich, denn an den neu eingebauten Wehren und Floßrutschen entstanden neue Gefahrenstellen.
Sowohl für die Isar als auch für die Loisach bedeuteten die Flussbegradigungen darüber hinaus tiefe Eingriffe in das ökologische Gleichgewicht. So war z.B. die Folge des begradigten Auslaufs der Loisach aus dem Kochelsee das vollständige Austrocknen des bis dahin fischreichen Rohrsees und die Senkung des Kochelseespiegels um etwa 1,80 m. Die Begradigung der Isar zwischen Bad Tölz und Lenggries von 1925 bis 1933 hatte Auswirkungen auf das Ökosystem der Flussauen.
Mit dem Bau von Kraftwerken an den Flüssen Isar und Loisach ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde schließlich das Ende der Flößerei eingeläutet. Da die Wasserkraft der Stromgewinnung zugutekommen sollte, verblieb in den Floßpassagen nur wenig Restwasser, die Durchfahrt für Flöße war auf wenige Stunden am Tag beschränkt.
Abschnittweise wurden nun Wasserwege für Flößer gesperrt: Ab 1923 war die Passage ab München nach Wien nicht mehr befahrbar, die Floßfahrt endete an der Münchner Zentrallände.
Nach dem Bau des Walchenseekraftwerks 1924 und der Isarableitung in Krün lag die Floßpassage zwischen Mittenwald und Vorderriß trocken.
Durch die Rißbachüberleitung 1949 sowie der Umleitung weiterer Zuflüsse war die Floßfahrt ab Lenggries nur noch mit Einschränkungen möglich.
Anhand zweier Beispiele, dem Kraftwerk Schönmühl an der Loisach und dem im Wasser des Sylvensteinspeichers 1959 untergegangenen Flößerorts Fall, werden die Auswirkungen dieser Maßnahmen in der Ausstellung näher beleuchtet.

Alternative Transportmethoden
Seit 1854 entstanden von