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Neuerscheinungen 2016

Stand: 2020-02-01
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Jürgen Köhler-Grundmann

Wer hat sich die Zahlen ausgedacht?


Eine Geschichte für Mädchen und Jungen von 8 bis 12 Jahren
2016. 200 S. 21 cm
Verlag/Jahr: KINZEL 2016
ISBN: 3-9554406-4-8 (3955440648)
Neue ISBN: 978-3-9554406-4-0 (9783955440640)

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Die kleine, kluge Laura wacht eines Morgens auf und bemerkt, die Zahlen sind verschwunden und ohne Zahlen kann doch der neue Tag nicht leben. ´Ich bin schuld daran´, befürchtet sie nicht ohne Grund. Und kommt zu dem Schluss: ´Irgendwer muss sich irgendwann die Zahlen ausgedacht haben.´
Also begibt sie sich auf eine abenteuerliche Suche. Sie trifft auf Leander, einen Menschen aus längst vergangener Zeit, sie begegnet Zauberern und Fabelwesen und hört von großen Entdeckungen. Mancherlei Unterstützung erfährt Laura auf ihrem Weg - und für die größte Not wird ihr sogar ein Zauberspruch geschenkt. Mutig und entschlossen findet sie auch dann einen Ausweg, wenn die Gefahr unüberwindbar scheint. Denn sie hat sich fest vorgenommen, die Zahlen zurückzuholen.
Am Ende ihrer Reise ist Laura imstande, auf die Frage ´Wie wurden die Zahlen zu Gefährten des Menschen?´ mit der Bemerkung zu antworten: ´Ich hab jetzt eine Idee, wie es gewesen sein könnte.´
Sie sind weg

Über Felder und Wiesen zieht leise der helle Tag in die Stadt, der Tag, den Laura verunsichert und verwirrt erwartet. Noch kuschelt sie sich ins Bett, tief versteckt im Kopfkissen. Diesen Tag will sie vorsichtig beginnen, wird ihn nicht wie andere Tage mit dem Schrei des Weckers in ihr Zimmer lassen. Fest, ganz fest schließt Laura die Augen. So fest, dass sie das Summen der Zeit hören kann. Sie achtet auf gewohnte Geräusche in der Küche, versucht, das Blubbern des Bäckerautos zu erhaschen - doch sie hört nichts. Vorsichtig, ganz sacht streckt sie sich, langsam und unsicher den Wecker suchend. Sollte sich die Ankündigung der fremden Frau als richtig erweisen? Laura erinnert sich sehr genau an die merkwürdige Begegnung gestern Nachmittag:
Gerade hatte sich der Regen in ein schwaches Tröpfeln verwandelt, als Laura ihren Nachhauseweg begann. Sie mochte diesen Weg zwischen Johannesschule und der Beethovenstraße, in der sie mit ihrer Mutter wohnte. Manchmal war dieser Weg lang, manchmal sehr kurz; Laura ging ihn seit einigen Jahren, seit sie ein Schulkind ist. In wenigen Monaten wird sich ihr Heimweg verändern, eine andere Schule wartet bereits auf sie. Heute würde Laura Zeit brauchen bis nach Haus, nicht nur wegen der Pfützen, die sie umkurven musste. Ein Käfer krabbelte vorüber, stutzte, schlug einen Haken und hielt Lauras Blicke fest. Hoch oben unter dem Dach spektakelten die Schwalben, wollten von ihren Jungen und der Mühsal des Futtersuchens erzählen. Das klapprige Auto des Buchhändlers stand - wie so oft, wie auch einen Tag zuvor - schief an der Straße. Deshalb musste Laure dem Auto vorgestern ein Abziehbildchen auf eine Scheibe kleben.
Der Kenner aller Bücher hatte das bemerkt, schaute sie erst strafend an, um dann festzustellen: "Gut, Laura, jetzt wird jeder mein geschmücktes Auto bewundern."
Und wie stets hatte er das Gespräch mit seinem einzigen Thema, den Büchern, fortgesetzt: "Laura, alle Bücher kann ich nicht kennen, dafür sind es viel zu viele. Aber das hier ist ein ganz besonderes Buch", sagte er mit leichter Verehrung in der Stimme und zeigte ihr dabei einen grün und gelb gebundenen, abgegriffenen Schmöker. "Kennst du schon das Buch über Robert und seine zwölf Begegnungen mit dem Zahlenteufel?"
Er gab es ihr mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck, mit einem Funkeln in den Augen.
"Mag sein", setzte der Buchhändler fort, "es kommt etwas früh in deine Hände, aber du bist ein nachdenkliches, ein neugieriges Mädchen; wir können später bei einem Kakao über deine
Fragen reden. Und du wirst sehen, dieser Teufel ist klug."
Beim Lesen, das fühlte Laura, würde sie Abenteuer erleben, könnte sie Entdeckungen machen, wäre sie mit Robert, mit dem Teufel und seinen Zahlen auf einer großen Reise ... Laura liebt es, mit ihrer Mutter zu reisen. Gerne vergleicht sie dabei die Ungewissheiten von Ausflügen mit ihren Erwartungen, sie mag das Erkunden fremder Orte wie das Erforschen unbekannter Landschaften. Oft hält es sie nicht an der Seite ihrer Mutter, dann hüpft sie unbeschwert und mit prüfendem Blick in ihre Umgebung, hetzt über Steine oder durch Pfützen oder schnell hin zu einem Aussichtspunkt. Kein Turm ist ihr zu hoch, keine Treppe darin zu steil - noch atemlos kann sie die Sicht aus der Höhe genießen und die Ferne bestaunen: Wer wohnt wohl in diesem Haus? Was hat es mit der Staubwolke dort hinter dem Wäldchen auf sich? In solchen Momenten ist Laura Langfeld - das zarte, blonde Mädchen mit dem hellblauen Halstuch - die Neugierde selbst, ihre Gedanken wirbeln und ihr Mund erzählt davon, pausenlos. Ist sie erst groß, will sie Forscherin werden und davon berichten.
Gestern, auf ihrem Weg nach Hause, war Laura stumm.