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Neuerscheinungen 2016

Stand: 2020-02-01
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Anamaria D. Nemet

Die Wahrnehmung Rumäniens


Eine soziologische Studie zu Stereotypen und Vorurteilen
2016. 120 S. 22 cm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2016
ISBN: 3-9593491-3-0 (3959349130)
Neue ISBN: 978-3-9593491-3-0 (9783959349130)

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Rumänien als Land, das sich auf dem Weg einer langsamen, aber stetigen Reform und gen Westen befindet, wird noch immer als genuin balkanisches Land und ehemaliger Ostblockstaat betrachtet. Die These der vorliegenden Arbeit ist, dass Rumänien sein veraltetes Image als Nation ohne charakteristische positive Labels anhaften geblieben ist, vom dem es sich nicht lösen kann. Faktoren wie mediale Darstellung, Vorurteile und Verallgemeinerungsprozesse führen dazu, dass der Wahrnehmung Rumäniens kein realitätsnahes Verständnis zugrunde liegt, vielmehr wird die Situation weitgehend vereinfacht dargestellt. Im Buch wird untersucht, wie deutsche und rumänische Studenten das jeweils fremde Land sehen und erleben, was anhand von Einzelinterviews belegt wird. Die Ergebnisse daraus werden theoretisch unter besonderer Betrachtung der Konzeption des Fremden ausgedeutet, mit dem Ziel, ein differenziertes Bild über Rumänien aus westlicher Sicht zu dokumentieren.
Textprobe:
Kapitel 2.4. Durchführung der Erhebung:
Die Interviews wurden, gemäß dem jeweiligen Wunsch der Interviewten, entweder in den persönlichen Räumlichkeiten der Interviewten oder der Interviewerin durchgeführt. Die Thematisierungsbereitschaft war mit Ausnahme weniger Fällen, auf die im weiteren Verlauf der Arbeit eingegangen wird, hoch. Die durchschnittliche Länge der Interviews betrug etwa 40 Minuten.
Die Interviewerin ist Rumänin. Dieser Aspekt ist insofern von Bedeutung, als er typischerweise zwei Situationen provozieren kann. Die erste Situation bezieht sich auf die Interviews mit den deutschen Teilnehmerinnen. Hiermit könnten die Interviewten, wenn es um negative Aspekte in Rumänien bzw. Kritik ging, sozial erwünschte Antworten geben und somit eine Thematisierungsgrenze markieren. Dieselbe Situation kann auch aus Motiven der Höflichkeit heraus eingetreten sein.
Die zweite Situation bezieht sich auf die rumänischen Interviewten. Hiermit können gewissen Themen nicht genauer angesprochen worden sein, weil die Interviewten aus derselben Kultur stammen und sie es deswegen nicht für notwendig gehalten haben, etwas näher zu erklären. Dadurch, dass alle Interviews auf Deutsch geführt wurden, konnten diese Probleme teilweise vermieden werden. Das gilt vor allem für die rumänischen Interviewten. Somit konnten diese durch die Verwendung der deutschen Sprache sich auf die wesentlichen Aspekte konzentrieren und nicht abschweifen. Das ist jedoch nur eine Annahme.
2.5. Teilnahmebereitschaft der Befragten:
Die Reaktion der Befragten war bereits bei der ersten Kontaktaufnahme äußerst freundlich und dem Interview freudig und ausgeschlossen entgegenblickend. Die deutschen Interviewten waren sehr interessiert und die zwei von ihnen haben den Wunsch geäußert, später die Arbeit lesen zu wollen. Es entstand zu keinem Zeitpunkt der Eindruck, dass Meinungen zurückgehalten wurden oder Aussagen nicht ehrlich waren. Keine weiteren besonderen Interaktionsphänomene waren zu bemerken.
Wie zu erwarten sind manche Teilnehmende weniger ausführlich auf die Fragen eingegangen. Dies bedeutet jedoch keinen Mangel für die spätere Analyse. Die Mehrheit der Teilnehmer hat die Beantwortung der Fragen sehr ernst genommen, weshalb die Antworten auch lang und ausführlich waren. Die Aussagen wurden während des Interviews bzw. in einem späteren Zeitpunkt in vielen Fällen überarbeitet und viele Details hinzugefügt, so dass ein komplettes Bild entstehen konnte.
2.6. Auswertungsverfahren:
Die qualitative Sozialforschung zählt längst zu einer "normal science" (Flick 2001: 13) und das in unterschiedlichen Bereichen wie u.a. Soziologie, Psychologie bis hin zu den Wirtschaftswissenschaften. Das Instrumentarium der qualitativen Sozialforschung basiert auf dem im Moment des Sprechens interaktiv konstruierten kommunikativen Sinn. Hier miteinbegriffen sind auch alle paralinguistischen Phänomene wie Tonfall, Schnelligkeit, Langsamkeit der Sprache, Seufzen, Lachen und ähnliches. Demzufolge kann in der qualitativen Forschung vieles gedeutet und interpretiert werden. Unabhängig davon, was man tut, kommuniziert man etwas: "Man kann nicht nicht kommunizieren" (Watzlawick 2007:51). Da jedes Individuum über ein eigenes Relevanzsystem verfügt, ist es unmöglich, den Gesprächspartner anhand von dem, was er sagt, genau zu verstehen. Demzufolge wurden unterschiedliche Verfahrensregeln, unterschiedliche "Leseschulen" oder Verfahrensprinzipien entwickelt, wie etwa die Tiefenhermeneutik, objektive Hermeneutik, Ethnomethodologie oder die Konversationsanalyse. Sinn und Ziel dieser Methoden ist es, so genau wie möglich die soziale Wirklichkeit mit ihren Problemen zu deuten: "Die soziale Wirklichkeit stellt somit im Grunde genommen ein Gebilde aus geronnenem kommunikativem Sinn" (Kruse 2006:13). Im Fokus des Auswertungsverfahrens steht die Rekonstruktion subjektiver Konzepte und Deutungsmuster gegenüber Rumänien und Deutschland.
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