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Neuerscheinungen 2017

Stand: 2020-02-01
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Abteilung Zukunft

30 Jahre Reitschule Bern


Bilderbogen
2017. 64 S. 30 sechsfarbige Illustrationen, Beil.: Leporello. 243 mm
Verlag/Jahr: EDITION 8 2017
ISBN: 3-85990-328-4 (3859903284)
Neue ISBN: 978-3-85990-328-9 (9783859903289)

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Seit über dreissig Jahren, und ununterbrochen seit 1987, ist die Reitschule der Schand- fleck von Bern. Geliebter, hartnäckiger Schandfleck von Bern - lässt sich weder schönfärben noch vertreiben. Im Gegenteil, als grosses und grossartiges Kultur- und Politzentrum strahlt die Reitschule weitüber die Stadtgrenzen heraus. Viele Menschen wachsen in der Reitschule auf, manche werden in ihr älter.
Die Reitschule ist aber auch ein Freiraum, der den kritischen Blick auf Selbstverständliches, Normales und Unveränderliches zulässt. Sie ist der Ort, in dem verdrängte Fragen der patriarchal-kapitalistischen Ordnung aufs Tapet gebracht werden. Sie ist Widerstand und Revolte und Kunst und Kultur.
In einer Zeit, in der die Rufe nach Grenzen, Regulierung, Kontrolle, Bestrafung, Ordnung und System nervöser und schriller werden, in der man nostalgisch alte, verlogene Modelle heraufbeschwört und aus der Geschichte nichts lernen will, ist bereits die Existenz der Reitschule ein politisches Statement. Ein dreissigjähriges starkes Statement- eine Unruhe im Abendrot.
Was die Reitschule alles noch ist oder war oder sein könnte, vereinigt sich in unserem "Leporello" zu einem reich illustrierten Bilderbogen. Während einem Jahr wanderten die Bilder von einer Gestalterin zum andern Künstler oder Kollektiv. Alle hatten einen Moment Zeit, das Bild weiterzuführen. Wie in der Geschichteübernahmen die Nachfolger innen von den Ahn innen - bis ins heute.
Wir sind glücklich, dass dieser lange Prozess reibungslos abgelaufen ist, dass die Alten wie die Jungen schnell und ohne zu zweifeln ihre Mitarbeit - einmal mehr unbezahlt - zugesagt haben. Wir sind stolz, dieses Projekt kollektiv realisiert zu haben und sehen darin die Gewissheit: Die Reitschule war und ist eine gute Schule, denn sie vereinigt Menschen, die sich vielleicht sonst nie begegnet wären. Darum: fight for your reit.
Die Reitschule ist auch deshalb ein Politzentrum, weil sie
ein Ort ist für die vereinigten schwarzen Schafe aller Länder,
für die geschlechtsverwirrten und unhappy queers, für die Männer in Frauenkleidern und vice versa,
für das unkontrollierte Ausrasten, für das Scheitern und Toben,
für die systemverweigernden Punks und den sprichwörtlichen Dreck dazu, ein Ort für jene, deren pure Existenz schon illegalisiert ist,
ein Ort, wo "suffering from capitalism" auf Anhieb Verständnis und Empathie erntet,
ein Ort für die Staatsschmarotzer innen und Grossverteilerdieb innen,
ein Ort für die Hysterie, für die wütenden Feminist innen und Emanzen, für feminist killjoys, für Utopist innen und Idealist innen mit stets naivem Herzen und zu grossen Träumen,
ein Ort, wo "eine andere Welt ist möglich" nicht nur auf den Dachziegeln geschrieben steht, sondern auch Utopie und manchmal Gewissheit ist,
ein Ort für die, die das Chaos dem Zwang der Ordnung vorziehen,
ein Ort für das Verworfene aus der schönen heilen Plastikwelt,
ein Ort für das konstitutive Aussen glücklicher Verklärung,
ein Ort für Randständige - denn von den Rändern kommt die Revolution.
Ja, wir sind die Unruhe in eurem Abendrot.