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Neuerscheinungen 2017

Stand: 2020-02-01
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Myron Hurna

Erlkönigs Erlösung


Gedichte. Ungekürzte Ausgabe
2017. 102 S. 21 cm
Verlag/Jahr: LEIPZIGER LITERATURVERLAG 2017
ISBN: 3-86660-217-0 (3866602170)
Neue ISBN: 978-3-86660-217-5 (9783866602175)

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Erlkönigs Erlösung versammelt 73 Gedichte aus den Jahren 2010 bis 2015, die die Vielfalt poetischen Sprechens aufzeigen wollen. Sie horchen die Sprache ab nach semantischen und lautlichen Eigentümlichkeiten, graben nach etymologischen Wurzeln und bergen vergessene Worte. Der Versuch einer geschärften Wahrnehmung lässt das "herbstliche Blatt" zur "Höhenkarte" werden, nimmt den Thalamus wörtlich, widmet sich ebenso den Höhlungen des Hades wie dem leeren Raum und entlarvt Gott als "genialen Spielzeugmacher". Die Gedichte führen zu realen und mythischen Orten, die schon immer das dichterische Interesse weckten: nach Kolchis ebenso wie nach Arkadien und zu Orten wie Pompeji, Jerusalem, Venedig oder Cabo Fisterra. Zugleich entpuppt sich das dichtende Ich als "Logopäden-Schreck" und Kosmopoet. Dazu braucht es die Kollegialität zu Mitverschwörern in Sachen Dichtung wie Brecht, Benn und Schwitters, von denen Gedichte adaptiert werden, und auch die Liebe zu Sagengestalten wie die Loreley, Hekate, Penelope und Philomele. Die Reflexion geht zum politischen Gedicht ebenso wie über "das Dichthandwerk, das einer treibt". Anspielungsreich und versteckt tauchen die unbekannte Tegernseer Nonne ebenso auf wie die galicische Dichterin Rosalía de Castro. In Rollengedichten sprechen zornige und zärtliche Frauen und Liebesgedichte vermitteln Botschaften zwischen Erotik und postamouröser Trauer.
Ich bin ein Krieger

mit singendem Bogen:

Es blüht die Myrte

sommers an der Sehne

und winters blüht

der Jasmin.

Ich bin ein Krieger

mit singendem Bogen:

Nachts nähe ich mir

Splitter unter die Haut,

tags lausche ich still,

da schöner und schöner

der Gegenbogen singt,

deine Braue.

Mein Herz ist heuer UNGEHEUER

Mein Herz ist heute ungehörig,

so furchtbar schwierig,

dass ich mich gerne trennen würde.

Es bebt und blutet, es webt und wütet

und schreibt mir einen langen Abschiedsbrief

und macht auf chief.

Es ist ein Hohlorgan und lässt sichs wohl ergehn,

es stiehlt Systolen, schießt mit Pistolen

und hat ganz einfach keinen Bock auf Himmelspfortenpochen,

geschweige denn auf Frühlingswochen.

Ich würds ja töten, doch ists nun mal mein vierter

sehr unbequemer Mieter.

Und nur weils hüpft und jauchzt und Unsinn fabelt

und sich wie seltene Korallenwesen gabelt

und Gefühle beizitiert, die es ja gar nicht gibt,

hab ich kein Recht es einzufangen.

Zum Schluss ists dann auch eingegangen.

Die mittlere Verweildauer eines

Dornes

im Herzen

beträgt sieben Jahre.

Sieben Jahre, in denen du

ein Gedicht schreiben kannst,

unbeschadet von Vernunft.
Myron Hurna: wurde 1978 in Bad Hersfeld geboren, studierte an der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität Philosophie und Neuere Deutsche Literaturgeschichte und schloss das Studium mit einem Magister Artium ab. 2006 Mitarbeit am Literaturprojekt Potyah76/Zug76, einer deutschlandweiten Lesetournee ukrainischer Autoren. Myron Hurna promovierte an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf mit seiner Dissertation Legitimität moralischer Normen.