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Neuerscheinungen 2017

Stand: 2020-02-01
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Sarah Meyer-Dietrich

Ruhrpottkind


1. Aufl. 2017. 240 S. 22 cm
Verlag/Jahr: HENSELOWSKY + BOSCHMANN 2017
ISBN: 3-942094-73-8 (3942094738)
Neue ISBN: 978-3-942094-73-3 (9783942094733)

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Meine Mama ist nicht alleinerziehend, sage ich. Wir haben ja noch Oma. Eine Familie im Ruhrpott Ende der 80er-Jahre. Im Mittelpunkt Jenni und ihre kleine Schwester Jana, die zwischen Alf und C64 groß werden. Die Mutter dauernd überfordert, der Vater längst von der Bildfläche verschwunden, aber zum Glück gibt es noch Oma. Und zur Not kann Jenni verschwinden: mit Donald Duck nach Timbuktu oder mit Huckleberry Hawke im Airwolf in die Wüste. Und dann ist da noch Jennis unvergleichlich lakonische Art, dem Leben zu begegnen. Aber was hilft das alles, wenn Oma krank wird, Mama sich wünscht, tot zu sein, oder Jana plötzlich verschwindet? Ein mitreißender Roman über das Leben, das manchmal so verdammt wehtut, dass man es nur mit genügend Witz aushalten kann
Eine Familie im Ruhrpott Ende der 80er Jahre. Im Mittelpunkt Jenni und ihre kleine Schwester Jana, die zwischen Alf und C64 groß werden. Die Mutter dauernd überfordert, der Vater längst von der Bildfläche verschwunden, aber zum Glück gibt es noch Oma. Und zur Not kann Jenni verschwinden: mit Donald Duck nach Timbuktu oder mit Huckleberry Hawke im Airwolf in die Wüste. Und dann ist da noch Jennis unvergleichlich lakonische Art, dem Leben zu begegnen. Aber was hilft das alles, wenn Oma krank wird, Mama sich wünscht, tot zu sein, oder Jana plötzlich verschwindet?
Jetzt kneif ich mir wirklich selbst ins Bein, damit ich aufhör, über Mama nachzudenken. Bringt aber nichts. Am schlimmsten ist, dass ich mich frage, ob Mama wegen mir tot sein will. Ich mein, ich hab die ja echt lieb. Nur manchmal halt nicht. Wenn sie zum Beispiel sagt: "Jetzt kannst du was erleben." Dabei will ich ja eigentlich voll viel erleben. Ich würde so gerne mal in den Ruhr Zoo. (...) Oder wie früher in den Löwenpark im Westerholter Wald. Nur gibt es den ja nicht mehr, also, den Wald schon, aber nicht den Park. Die Löwen sind alle zurück nach Afrika. In Afrika würd ich auch voll gern mal was erleben. Aber auf das, was ich mit Mama erlebe, wenn sie findet, dass ich was ausgefressen hab, würde ich echt lieber verzichten.
Vielleicht, denk ich plötzlich, vielleicht ist der Ralf deshalb abgehauen. Vielleicht hat der was ausgefressen und dann so Schiss vor Mama gehabt, dass der lieber weg ist, als was erleben zu können. Vielleicht ist der wie Donald Duck nach Timbuktu. (...)
Donald erlebt auch echt viel. Manchmal reist er mit Dagobert, Tick, Trick und Track echt weit weg. Leider sind seine Abenteuer immer nur ein paar Seiten, und dann ist die Geschichte schon wieder vorbei. Das ist ja meistens so, dass die tollen Sachen schnell vorbei sind. Nur die blöden bleiben. Morgen ist Mittwoch. Morgen gibt es das neue Micky-Maus-Heft. Aber nicht, wenn Mama sauer auf mich ist. Erst recht nicht, wenn Mama tot ist. Das ist natürlich Quatsch mit Soße. Nur weil Mama tot sein will, heißt das ja nicht, dass es klappt. (...)
Trotzdem. Wenn ich nur dran denke, dass Mama tot sein könnte, tut das schon so weh, dass ich jetzt gleich aus dem Bett klettern und Jana ins Bein kneifen muss, wenn es mit meinem eigenen schon nicht funktioniert.
"Aua!", sagt Jana.
"Wollte nur gucken, ob du noch lebst", sag ich.
Meyer-Dietrich, Sarah
Sarah Meyer-Dietrich wurde 1980 geboren und wuchs im Ruhrgebiet auf. Sie studierte Wirtschaftswissenschaft und promovierte in Bochum. Heute ist sie freie Autorin und Dozentin für kreatives Schreiben. Sie erhielt für ihre Erzählungen einige Literaturpreise, darunter den Förderpreis des Literaturpreises Ruhr. 2016 erschien ihr erster Roman "Immer muss man mit Stellwerksbränden, Streiks und Tagebrüchen rechnen". www.sarahmeyerdietrich.de