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Neuerscheinungen 2017

Stand: 2020-02-01
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Karina Moebius

Niemals ohne Lippenstift


2017. 240 S. 14.8 x 21 cm
Verlag/Jahr: NOVA MD 2017
ISBN: 3-9611169-3-8 (3961116938)
Neue ISBN: 978-3-9611169-3-5 (9783961116935)

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"I bin do ned dement!" Für die immer lebenslustige und humorvolle Tante Elfie ist es absolut nicht einzusehen, dass sie plötzlich Hilfe im täglichen Leben brauchen soll. Sie liebt attraktive Männer, ihren Lippenstift und den Grünen Veltliner. Dass sie mittlerweile recht wunderlich geworden ist, bemerkt sie nicht.
Als letzte noch verbliebene Blutsverwandte verbringt ihre Großnichte im Laufe von einigen Jahren unzählige Stunden an der Seite der Tante Elfie; in guten, wie in schlechten Zeiten.
Humorvoll erzählt die Autorin über ihre manchmal skurrilen Erlebnisse mit der Tante und deren Demenzerkrankung und gibt dabei humorvolle Einblicke in ein langes und erfülltes Leben.
Bankgeschäfte

Die Tante hat eingesehen, dass alleine zu leben für sie schon recht mühsam geworden ist, und so trägt sie sich schon seit einer Weile mit dem Gedanken, vielleicht doch in eine Senioren-residenz zu übersiedeln. Seit Jahrzehnten sei sie in der Senioren-residenz in Gersthof angemeldet, und sie möchte nun dort einmal vorsprechen und sich alles ansehen.
"I hob jo dreißig Joahr mit dem Fritzl in Gersthof g´wohnt. Durt is hoid vü schena ois in Meidling", erklärt die Tante mit etwas Wehmut in der Stimme. Wir vereinbaren also den zweiten Termin für eine Fahrt mit dem Auto nach Gersthof. Den ersten Termin hatte die Tante kürzlich verschoben, weil sie einfach keine Lust hatte und stattdessen lieber ein Plauderstündchen einlegte.
"Es ist gut, wenn ich dabei bin", denke ich laut nach. "Vier Ohren hören mehr als zwei."
"Du hoidst mi oba ned fia deppat?", fragt die Tante prompt und sieht mich dabei leicht entrüstet an.
"Na, na!", beeile ich mich zu antworten. "Es gibt nur sicher jede Menge Informationen, die wir vielleicht aufschreiben müssen, und da du eh schlecht siehst ...", rede ich mich um Kopf und Kragen. Doch die Tante hat schon wieder längst vergessen, worum es eben ging, und redet davon weiter, dass sie ja dann einen Tischler bräuchte, der ihr das Zimmer verbaut.
Als ich am vereinbarten Donnerstag pünktlich um zehn Uhr bei der Tante auf der Matte stehe, ist alles anders. Sie hat ihre Bankomat- und Visakarte verloren. Vielleicht hat sie diese auch nur verlegt, aber das weiß sie natürlich nicht. Ich möchte ihr helfen, noch einmal alles abzusuchen, aber Tantchen behauptet steif und fest, sie hätte schon überall nachgesehen und nichts gefunden. Wir müssen also jetzt sofort zur Bank gehen und das regeln. Doch ganz so einfach ist das nicht, denn die kontoführende Bank der Tante ist nicht gerade ums Eck und wir müssen mit dem Auto fahren, in eine Gegend, in der ich mich nicht wirklich auskenne. Ich weiß nur, dass die Bank in der Fußgängerzone liegt, das Einbahnsystem rundherum trickreich ist und auch Parkmöglichkeiten bescheiden sind. Die Tante müsste also in jedem Fall ein ganz schönes Stück zu Fuß gehen, auch wenn wir einen der Fußgängerzone relativ nahen Parkplatz finden sollten.
"Mir bleibt doch nix erspart!", denke ich heimlich.