Die moderne Großstadt macht wahnsinnig. Dieser Befund wurde bereits von den Zeitgenossen um 1900 diskutiert. Dabei war die Großstadt weder alleiniger Produzent psychischer Störungen noch sorgte die Psychiatrie nur für deren Abhilfe. Zugleich markieren Phänomene des Andersartigen bis heute den besonderen Reiz großer Städte: Zwischen Verdichtungen und Vermischungen, Regulierungen und Störungen liegen Zonen des Unvorhersehbaren. Der Band untersucht die Entstehung der modernen Psychiatrie und die Formierung der Großstadt als wechselseitigen Prozess. Dabei setzen die Beiträge dem vorgefertigten Narrativ von der Großstadt als Quelle des modernen Wahnsinns alternative Lesarten entgegen.Volker Hess lehrt und forscht an der Charité Berlin zur Geschichte des Wahnsinns, medizinischen Praktiken und kulturellen Techniken.
Beate Binder ist Professorin am Institut für Europäische Ethnologie und am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien der Humboldt-Universität zu Berlin.
Cornelius Borck leitet das Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung der Uni-versität zu Lübeck und ist Sprecher des Zentrums für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck.