Neuerscheinungen 2018Stand: 2020-02-01 |
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Heinz Gottwald
Der lange Schatten der Hidschra.
Ein theologiegeschichtlicher Vergleich zwischen Islam und Christentum.
2018. 292 S. 292 S. 233 mm
Verlag/Jahr: DUNCKER & HUMBLOT 2018
ISBN: 3-428-15433-9 (3428154339)
Neue ISBN: 978-3-428-15433-3 (9783428154333)
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Der Autor versucht mit Hilfe eines mentalitäts- bzw. theologiegeschichtlichen Ansatzes zu erklären, warum es seit Beginn der Neuzeit zur soziokulturellen Rückständigkeit islamisch geprägter Regionen gegenüber dem christlich geprägten Abendland kam. Es werden die mittelalterliche Entwicklung des Kalifenamtes, des islamischen Rechts- und Bildungswesens sowie die Entwicklung der islamischen Vorstellung von Gott und der göttlichen Prädestination dargestellt. Anschließend werden die entsprechenden Entwicklungen im mittelalterlichen Christentum erörtert und mit denen im sunnitischen Islam verglichen. Ergebnis des Vergleichs ist, dass während des Mittelalters im Islam getroffene theologische Entscheidungen den Ausgangspunkt der angesprochenen soziokulturellen Rückständigkeit islamisch geprägter Regionen bilden.
Die aktuelle Islamdebatte wird oft durch die Frage bestimmt, warum seit Beginn der Neuzeit die soziokulturelle Entwicklung islamisch geprägter Regionen im Vergleich zum christlich geprägten Abendland zurückgeblieben ist. Angesichts vergleichbarer sozioökonomischer Ausgangsbedingungen im Mittelalter liegt die Vermutung nahe, dass die divergente soziokulturelle Entwicklung der beiden Regionen ihre Wurzeln in der unterschiedlichen Mentalität der jeweiligen Bevölkerung haben könnte. Da in traditionalen Gesellschaften die Mentalität entscheidend durch die Religion geprägt war, wird in der vorliegenden Untersuchung die mittelalterliche Theologiegeschichte der beiden Religionen entsprechend befragt und gegenübergestellt.
Zunächst wird die mittelalterliche Entwicklung des Kalifenamtes sowie des islamischen Rechts- und Bildungswesens in ihrer Verwobenheit mit islamischen Glaubensvorstellungen präsentiert. Zur Verdeutlichung des theologischen Kontextes folgt eine Darstellung der Vorstellung von Gott und der göttlichen Prädestination. Danach wird die Entwicklung der entsprechenden Themenbereiche im abendländischen Christentum dargestellt. Bei dem anschließenden Vergleich der Entwicklungen im sunnitischen Islam mit denen im abendländischen Christentum wird gleichzeitig nach den Gründen der divergenten Entwicklung gefragt. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass die erwähnte soziokulturelle Rückständigkeit islamisch geprägter Regionen auf Entscheidungen der islamischen Theologie während des Mittelalters zurückzuführen ist.
A. Entwicklung des mittelalterlichen Islam bis zum Ende des Bagdader Kalifats 1258
Die Entwicklung des Kalifenamtes - Entwicklung des sunnitischen Rechtswesens - Entwicklung des islamischen Bildungswesens - Verhältnis von göttlicher Prädestination und menschlicher Willensfreiheit - Entwicklung des Gottes- und Koranverständnisses
B. Entwicklung des abendländischen Christentums bis zum Vorabend der Reformation
Entwicklung des Verhältnisses zwischen geistlicher und weltlicher Obrigkeit - Spätantike und mittelalterliche Entwicklung des weltlichen und geistlichen Rechtswesens im westkirchlichen Christentum - Entwicklung des mittelalterlichen Bildungswesens im westkirchlichen Christentum - Entwicklung des Verhältnisses von göttlicher Prädestination und menschlicher Willensfreiheit im westkirchlichen Christentum - Entwicklung des christlichen Gottesverständnisses in Antike und Mittelalter
C. Vergleichende Analyse der dargestellten Entwicklungen im mittelalterlichen Islam sowie im abendländischen Christentum und Auswertung der Ergebnisse dieser Analyse
Vergleichende Analyse der Entwicklungen in den fünf Themenfeldern - Zusammenführung der Teilergebnisse des Vergleichs und deren abschließende Auswertung
Schlussteil: Ausblick auf die negativen Folgen der spätmittelalterlichen Verfasstheit des sunnitischen Islam für die neuzeitliche Entwicklung in dessen damaligem Verbreitungsgebiet
Nachwort: Geltungsanspruch und aktuelle Bedeutung der Untersuchung
Anhänge, Anmerkungen, Literaturverzeichnis, Personen- und Sachregister