Anders als etwa in Frankreich fand im 17. und 18. Jahrhundert der Handel mit verbotenen Lesestoffen im deutschsprachigen Raum nicht im literarischen Untergrund statt, sondern bildete sich im semiöffentlichen Raum heraus. Der Sammelband zeigt anhand von zahlreichen Fallbeispielen die länderübergreifenden verlagswirtschaftlichen Verflechtungen und Distributionsstrategien des erotischen Buchmarkts in Europa auf und untersucht die Dimension der von den Zensurbehörden oftmals tolerierten Wirkungslosigkeit von kirchlichen und staatlichen Regelwerken. Dabei werden die eigens entwickelten Geschäfts- und Finanzierungsmodelle sowie Vermarktungsstrategien erotisch-pornografischer Lesestoffe rekonstruiert und es wird der Kodierung erotisch-pornografischer Lesestoffe durch spezielle Paratexte auf Seiten der Verleger ebenso nachgespürt wie deren sachkundiger Dekodierung durch Leser und Kenner dieses Marktsegments. Auf diese Weise gibt der Band einen bisher ungekannten Einblick in die spezifischen Produktions- und Distributionsprozesse verbotener Literatur zur Zeit der Aufklärung und im 19. Jahrhundert.