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Neuerscheinungen 2018

Stand: 2020-02-01
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David S. Landes

Wohlstand und Armut der Nationen


Warum die einen reich und die anderen arm sind
5. Aufl. 2018. 683 S. m. Ktn. 21,5 cm
Verlag/Jahr: PANTHEON 2018
ISBN: 3-570-55102-4 (3570551024)
Neue ISBN: 978-3-570-55102-8 (9783570551028)

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Das Standardwerk zur Wirtschaftsgeschichte

Kaum eine Frage ist umstrittener und stärker mit Ideologie befrachtet als die, warum manche Länder wirtschaftlich äußerst erfolgreich sind, während andere unfähig scheinen, aus ihrer Armut herauszufinden. Liegt es am Klima? An der Kultur? An der Politik? In seiner umfassenden Geschichte über die Weltwirtschaft der letzten sechshundert Jahre entwickelt David Landes Antworten auf diese Fragen und bietet zugleich ein Standardwerk zur Geschichte der Weltwirtschaft.
Im Juni des Jahres 1836 fuhr Nathan Rothschild von London nach Frankfurt, um an der Hochzeit seines Sohnes Lionel mit seiner Nichte (Lionels Kusine Charlotte) teilzunehmen und mit seinen Brüdern über den Eintritt seiner Kinder in das Familienunternehmen zu reden. Nathan war vermutlich der reichste Mann der Welt, jedenfalls was flüssige Mittel anging. Unnötig anzumerken, daß er sich alles leisten konnte, wonach ihm der Sinn stand.
Der damals neunundfünfzigjährige Nathan war im allgemeinen bei guter Gesundheit - wenn auch ein bißchen beleibt -, ein Energiebündel von unermüdlichem Arbeitseifer und unbezähmbarem Temperament. Als er London verließ, litt er indes an einer Entzündung am unteren Rücken, nahe dem Ende der Wirbelsäule. (Ein deutscher Arzt diagnostizierte ein Furunkel, aber es könnte sich auch um einen Abszeß gehandelt haben.)2 Trotz medizinischer Behandlung eiterte das Geschwür und wurde schmerzhaft, was Nathan jedoch nicht hinderte, von seinem Krankenbett aufzustehen und an der Hochzeit teilzunehmen. Wäre er im Bett geblieben, hätte man die Hochzeit im Hotel gefeiert. Auch seinen Geschäften widmete er sich weiterhin, wobei er seiner Frau diktierte. Mittlerweile hatte man den großen Dr. Travers von London herbeizitiert, und als dieser das Problem nicht lösen konnte, zog man einen führenden deutschen Chirurgen hinzu, vermutlich um die Wunde zu öffnen und zu säubern. Nichts half; das Gift breitete sich aus, und am 28. Juli 1836 starb Nathan. Es wird erzählt, daß die Taubenpost der Rothschilds die Nachricht nach London brachte: II est mort.
Nathan Rothschild starb wahrscheinlich an einer durch Staphylokokken oder Streptokokken verursachten Sepsis - früher sprach man von Blutvergiftung. Mangels näherer Informationen können wir nicht sagen, ob das Furunkel (Abszeß) ihn umbrachte oder eine sekundäre Infektion durch die Skalpelle der Chirurgen. Die Keimtheorie gab es damals noch nicht und dementsprechend auch keine Vorstellung davon, wie wichtig Sauberkeit ist. Antibakterielle Mittel waren ebenfalls unbekannt, ganz zu schweigen von Antibiotika. Und so starb der Mann, der sich alles kaufen konnte, an einer Allerweltsinfektion, die sich heutzutage ohne Mühe heilen läßt, sofern man sich nicht scheut, einen Arzt, ein Krankenhaus oder auch nur eine Apotheke aufzusuchen.
Die Medizin hat seit den Zeiten von Nathan Rothschild enorme Fortschritte gemacht. Aber eine bessere, wirksamere medizinische Versorgung - die Behandlung von Krankheiten und die Heilung von Verletzungen - erklärt die Veränderungen nur zum Teil. In einem beträchtlichen Maße hat die höhere Lebenserwartung unserer Tage in einer verstärkten Vorbeugung ihren Grund und verdankt sich eher unserem reinlicheren Leben als der verbesserten Medizin. Sauberes Wasser und rasche Abfallbeseitigung, außerdem Fortschritte in der persönlichen Hygiene - darauf kommt es entscheidend an. Lange Zeit waren Magen-Darm-Infektionen der große Todbringer; die Keime gelangten von Abfällen auf die Hände und von dort über Nahrungsmittel in den Verdauungstrakt. Und dieser unsichtbare, aber tödliche Feind, der stets gegenwärtig war, wurde von Zeit zu Zeit noch unterstützt durch epidemisch auftretende Mikroben wie den Vibrio-Bazillus der Cholera. Die beste Gelegenheit zur Übertragung bot der gemeinsame Abort, wo der Kontakt mit Unrat dadurch begünstigt wurde, daß es kein Toilettenpapier und keine waschbare Unterkleidung gab. Wer in ungewaschenem Wollzeug lebt - und Wollzeug wäscht sich nicht gut -, leidet an Juckreiz und kratzt sich. Die Hände waren also verschmutzt, und das große Versäumnis bestand darin, daß man sie vor dem Essen nicht wusch. Aus diesem Grund lagen die Krankheits- und Todesraten bei religiösen Gruppen wie den Juden oder den Muslimen, die Waschungen vorschrieben, niedriger. Dies gereichte ihnen allerdings nicht immer zum Vorteil, da die Menschen sich leicht einreden ließen, daß die Juden weniger zahlreich starben, weil