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Petra Breitkreutz, Friedrich Stoltze (Beteiligte)

Mit ergebenstem Gruß Ihr Friedrich Stoltze


Briefe des Frankfurter Literaten
Herausgegeben von Breitkreutz, Petra
1. Auflage. 2018. 310 S. s/w-Abbildungen. 200 mm
Verlag/Jahr: KRAMER, FRANKFURT 2018
ISBN: 3-7374-0478-X (373740478X)
Neue ISBN: 978-3-7374-0478-5 (9783737404785)

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Friedrich Stoltze zählte seinerzeit zu einem der bedeutendsten und geachtetsten Bürger Frankfurts. Er war als Journalist und Mundartdichter tätig und veröffentlichte zudem die Satire-Zeitschrift Frankfurter Latern, in der er poetisch und humorvoll zahlreiche aktuelle Geschehen kritisierte. Wie kein anderer verkörperte Stoltze Heimatgefühl, was in seinen Gedichten und Schreiben gänzlich unübersehbar ist. Er war stets überzeugter Demokrat und ein Autor, der seine politischen Standpunkte immer offen darlegte. Doch er war auch Ratgeber, Freund und Familienmensch. In dieser beachtlichen Auswahl an Briefen aus seinem Nachlass erhält der Leser einen privaten Einblick in das facettenreiche Leben Friedrich Stoltzes: wofür er kämpfte, was ihn bewegte und vor allem wie er lebte.
"Aber ich bin dich doch zu gewöhnt um dich nicht jede Sekunde zu vermissen"

Liebe Marie!

Uns ist ein schwerer Stein vom Herzen genommen, daß es mit Friedrich nicht so gefährlich steht wie wir befürchteten u. daß er in so guter Pflege ist. Daß er dich in der Nähe weiß, wird ihn gewiß sehr beruhigen. Jedenfalls bleibst du bei ihm bis er auf dem Wege der Besserung ist oder vielmehr bis er die Fahrt u. Reise nach Frankfurt vertragen kann. -

Wir waren auch in nicht wenig Sorge um dich selbst. Ich konnte vom Mittwoch auf Donnerstag die ganze Nacht kein Auge schließen. Ich sah dich immer bei Nacht u. Sturm in dem dunklen Waggon durch die Lande jagen. Wir zählten immer nach der Uhr die Stationen wo du jetzt sein könntest. - Am Donnerstag war ich ganz fertig und wir warteten mit der peinlichsten Sehnsucht von Stunde zu Stunde auf dein Telegramm. Endlich kam´s, - um halb fünf. Du hattest es um 1 Uhr 45 Minuten in Zürich aufgegeben. -

Vergangene Nacht habe ich besser geschlafen. Ich ging nach 10 Uhr in´s Bett, schlief bis 1 Uhr, wachte dann 1 Stunde u. schlief dann wieder bis um 6 Uhr. -

Die ´Latern´ ist geschrieben. Ich wurde gegen 8 Uhr mit ihr fix u. fertig. Die Lyda liest eben noch Correctur u. dann gehen wir in die Rosenau. - Sei wegen mir ganz außer Sorgen, ich will mich munter halten. Aber ich bin dich doch zu gewöhnt um dich nicht jede Sekunde zu vermissen. Bleibe nur ganz ruhig bei Friedrich, den von uns allen recht herzlich grüße. Wenn du Geld brauchst, so will ich den Wechsel schon anbringen. - Neues gibt´s sonst bei uns nichts. Die Lyda hat mit Bode die Annoncen besorgt. Der Postbrief hat eine kl. Einzahlung, ich glaube von 6 M. gemacht.

Grüße Herrn Dr. Pauli u. sprich ihm meinen herzlichsten Dank aus für seine so freundliche Fürsorge für Friedrich. -

Herzliche Grüße von uns allen u. noch ein mal extra von deinem Fritz
Breitkreutz, Petra
Petra Breitkreuz, geboren 1958 in Frankfurt, studierte Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, ist sonst aber überzeugte Frankfurterin. Seit 1989 ist sie als Mitarbeiterin der Frankfurter Sparkasse zuständig für das Stoltze-Museum der Frankfurter Sparkasse, seit 1998 als dessen Leiterin und Kurautorin zahlreicher Ausstellungen zu Friedrich Stoltze und seinem Sohn Adolf.