Auch in jüngerer Zeit noch ist die literaturwissenschaftliche Forschung darauf fokussiert, in der DDR-Literatur vornehmlich Lebenswelten arbeiterlicher Milieus gespiegelt zu finden. Eine intensive Auseinandersetzung mit den Texten erweist jedoch, dass darüber hinaus Aspekte des Bürgerlichen von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind. Elemente von Bürgerlichkeit und bürgerlicher Kultur sind auf der inhaltlichen Ebene ebenso zu erkennen wie hinsichtlich der vermittelten geistesgeschichtlichen und sozialhistorischen Kontexte. Außerdem treten sie formal z. B. durch Gattungskonventionen und bestimmte literarische Schreibweisen in Erscheinung. Das wird im vorliegenden Buch anhand eines umfangreichen Textkorpus nachgezeichnet. Beginnend bei den Aufbauromanen der frühen 1950er Jahre wird die Frage der Bürgerlichkeit im 20. Jahrhundert im Kontext der DDR-Literaturgeschichte neu perspektiviert. Neben spezifischen Transformationen sind dabei vor allem die Kontinuitäten von Belang.