Neuerscheinungen 2018Stand: 2020-02-01 |
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A. A. Reichelt
Haderlump / Brezensalzer, 2 Bde.
Eine Bayernkomödie
2018. 320 S. 19 cm
Verlag/Jahr: ACABUS 2018
ISBN: 3-86282-686-4 (3862826864)
Neue ISBN: 978-3-86282-686-5 (9783862826865)
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Haderlump und Brezensalzer - Nun gibt es die Bayernkomödien im Doppelpack!
Das niederbayrische Pfarrkirchen wir von einer Einbruchserie heimgesucht, und als das geeignete Mittel erscheint die Anschaffung eines Hundes.
Doch der ,Haderlump´, wie die Boxerhündin schon bald genannt wird, bringt das Leben der ganzen Familie erst einmal gehörig durcheinander.
Als es schließlich doch zu einem Einbruch kommt, kann die Hündin ihr Verhalten bei drohender Gefahr unter Beweis stellen.
Außerdem bekommt der Niederbayer es in seiner neuen Praxis mit anhänglichen Angestellten mit psychopathischen Zügen zu tun, und der einzige Hoffnungsschimmer ist für ihn der Sylt-Urlaub mit seiner Familie.
Doch als ihm am Strand ein Verletzter vor die Füße fällt, bekommt er es auf der Insel erneut mit der Polizei zu tun. Und mit der bayerisch-preußischen Sprachbarriere ...
Leseprobe aus "Brezensalzer":
Die neue Praxis
Alt.
Er wurde langsam alt.
Mehr konnte er zu solch früher Morgenstunde kaum denken.
Alt und fett.
Aber vor allem alt. Zehn Minuten saß er morgens zumeist auf der Bettkante, bis er genug Energie beisammen hatte, um sich zu erheben. An guten Tagen dachte er während dieser Zeit darüber nach, wie müde er war. Heute reichte es nur für drei Buchstaben, die ihm durch den Kopf gingen: ´alt´.
Langsam erhob er sich und schleppte seinen Körper leicht humpelnd Richtung Bad. Nach der Morgentoilette war es Zeit, sich dem Frühstück zu widmen. Auf den letzten Metern vor der Küchentür konnte er seine Kinder aufgeregt plappern hören.
Da er alles andere als wach war, fiel es ihm schwer, diesen Geräuschpegel zu ertragen. Vor der Tür stehend holte er zweimal tief Luft und betrat anschließend die Küche.
"Hallo Papa!", hörte er seine zwei ´Spätze´ rufen.
"Morgen Kinder!", antwortete er so fröhlich, wie er nur konnte. Als er dazu lächeln wollte, fühlte sich sein Gesicht wie das vom Joker aus den Batman-Filmen an: leicht verzerrte Mundwinkel, kombiniert mit blasser Haut und zerrauftem Haar. Vor seinem geistigen Auge sah er den Superhelden auf sich zu sprinten, um ihm den Garaus zu machen. Diesen Gedanken abwehrend schüttelte er kurz den Kopf, wischte sich den Schlaf aus den Augen und setzte sich an den Frühstückstisch. Seine Frau gab ihm einen Kuss auf die Stirn und kredenzte ihm einen frisch gebrühten Espresso. Er trank diesen in einem Zug aus und starrte in das Innere der Tasse. Gab es etwas Deprimierenderes als den blanken Boden einer jüngst noch gut gefüllten Espressotasse?
"Na, hast wieder deine ´Bodensehdepression´, Schatz?", frotzelte sie.
Sie nahm ihm die Tasse aus der Hand und füllte sie an der Espressomaschine. Das Hinunterdrücken des Handhebels in Kombination mit dem auf Porzellan auftreffenden Heißgetränk war derzeit sein Lieblingsgeräusch. Er schloss die Augen und genoss es.
"Jetzt gib endlich die Butter her!", holte ihn eine seiner Töchter aus seinen Gedanken.
Als er zu ihnen hinüber sah, hatte die Große der Kleinen gerade die Butterschale aus der Hand gerissen, woraufhin diese langsam die Mundwinkel zu verziehen begann.
"Brauchst doch nicht ...", versuchte er noch rechtzeitig einzuschreiten.
Zu spät. Seine Kleine heulte los.
"Uwäää!"
Ein ganz normaler Morgen.
´Frühstück 2.0´ würde man es heute wohl nennen.
Eine Stunde später saßen seine Kinder im Bus zur Grundschule beziehungsweise zum Kindergarten. Sein Schatz war damit beschäftigt, die Wohnung zu putzen. Er selbst machte sich zum ersten Mal auf den Weg in seine neue Praxis. Oder zumindest in die Räume, die einmal seine Praxis beherbergen würden. Tags zuvor hatte er die Schlüssel bekommen. Nun galt es, die genaue Anordnung des Mobiliars festzulegen sowie entsprechende Ergänzungen vorzunehmen, wo nötig.
Mit 50 Jahren hatte er es gewagt, sich selbstständig zu machen. Einen eigenen Betrieb zu gründen. ´Midlife Crisis´ hatten es seine Freunde genannt. Er solle sich ein schnelles Auto kaufen, hatte man ihm geraten. Die Haare färben. Oder sich einen Vollbart und lange Haare wachsen lassen. Doch er hatte weder Interesse an Sportwägen noch an aufwendigen Frisur- oder Bartexperimenten. Aber sein eigener Chef sein, das lag ihm schon eher im Blut. Und da ihn seine Ehefrau darin bestärkte, freute er sich nun auf den neuen Lebensabschnitt.
Der Fußweg zum künftigen Arbeitsplatz führte ihn nun durch einen Teil Pfarrkirchens, der nicht gerade ein Luxusviertel zu sein schien. Je weiter er in diesen Abschnitt seiner Heimatstadt vordrang, desto häufiger waren die Wände mit Graffiti beschmiert. Von manchen Fassaden bröckelte der Putz, was aber nicht verhinderte, dass an jedem Balkon mindestens eine Satellitenschüssel montiert war.
Er schritt weiter einen Hang hinab und erreichte nun seine neue Praxis. In dem Altbau befanden sich bereits drei weitere medizinische Einricht