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Rán Flygenring, Finn-Ole Heinrich (Beteiligte)

Die Reise zum Mittelpunkt des Waldes


Reuberroman
Illustration: Flygenring, Rán
2018. 184 S. mit zahlreichen 2-farbigen Abbildungen und Tutorials. 209 x 154 mm
Verlag/Jahr: MAIRISCH VERLAG 2018
ISBN: 3-938539-51-8 (3938539518)
Neue ISBN: 978-3-938539-51-4 (9783938539514)

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Es gibt Dinge im Leben, auf die kann man sich nicht vorbereiten. Vater werden ist so etwas. Was braucht es, um eine guter Vater sein zu können? Wo lernt man das, Vatersein?
Diese Fragen stellt sich auch der natürlich restlos fiktionale Erzähler in "Die Reise zum Mittelpunkt des Waldes". Um Antworten zu finden, macht er sich eines Nachts, Hals über Kopf und ohne seinen Liebsten Bescheid zu geben, auf den Weg in einen riesigen, mythischen Wald. In diesem soll der sagenumwobene "Reuber" leben. Ihn, den keiner kennt und den seit Jahren niemand mehr gesehen hat, will er ausfindig machen und von ihm lernen. Bei ihm will er die vielleicht wichtigste Ausbildung absolvieren - nicht im Leuteausrauben natürlich, sondern darin, wie man ein Vater wird, der sein Kind in jeder Lebenslage zu beschützen weiß.
Tatsächlich findet er den Reuber auch, oder besser gesagt: der Reuber findet ihn. Nach deutlichen Annäherungsschwierigkeiten erkennen sie, was sie voneinander lernen können. Das hat mit Feuer machen zu tun, mit Atmen, mit durch die Bäume jagen und damit, wie man sich im Wald ernährt. Und es hat mit Mut zu tun - dem Mut, mindestens so laut zu grölen wie der Reuber, aber vor allem auch dem Mut, irgendwann aus dem Wald zur Familie zurückzukehren, um endlich das sein zu können, was man geworden ist: Ein richtiger Vater.
Die Zeichnerin Rán Flygenring, die schon mehrfach und preisgekrönt mit Finn-Ole Heinrich zusammengearbeitet hat, vervollständigt diesen Text mit ihren wunderbaren, traumwaldhaften Illustrationen und zahlreichen hilfreichen Tutorials. Entstanden ist eine Hommage an die Wucht des Waldes und ein liebevoller Brief an das eigene Kind, der von einem der letzten großen Abenteuer in einer "entabenteuerten Welt" erzählt.
Ein Vorlese-Reuberroman für Töchter, Söhne, Mütter und Väter - und für alle, die mal eines davon werden wollen.
Boumm! Der Boden bebte leicht, etwas war vom Himmel gefallen, direkt hinter mich. Der eben noch zitternde, zwitschernde, lebende, raschelnde Wald war plötzlich still. Hielt die Luft an, wie ich selbst. Kurz darauf spürte ich den kalten Stahl einer riesigen Klinge direkt an meiner Gurgel und das Kratzen eines Barts im Nacken. Dann kroch mir ein fremder Geruch in die Nase, wie von Leder, Holz und Gemüsesuppe.
"Ssshhhh, kein Wort!", machte es in meinem Nacken.
Ich wagte nicht, mich zu rühren, aber in meinem Kopf ratterte es los: Dies war der Moment! Ich hatte ihn gefunden! Ich hatte. Ihn tatsächlich. Gefunden! Oder genau genommen: er mich.
Im nächsten Augenblick warf er mich zu Boden, ich hatte sein Knie im Rücken, dann riss eine Pranke meinen Kopf in den Nacken, wieder spürte ich die Klinge des Reubers an der Kehle.
"Keine Bewegung", rölzte er dicht hinter meinem Ohr. Es war überwältigend, der Reuber war enorm. Ein unerforschtes Wesen, eine Legende, ein Yeti, ein Riese, ein Märchenheld. Er war echt. Und hier.
"Reuber, Reuber", rummte der Reuber. "Ich bins Reuber. Hatterschon als Kind jeen Tag ein Mensch gefress. Unheute isser größer noch, stärker noch, unhat mehr Hungernoch. Bewegsu dich, schlachter dich. Kommsu auffes Feuer rauf, aufgespieß. Reuber dreh dich, würz dich, friss dich auf. Jetzt gibsu, wassu has und machs keinton, sons stirbsu hierunjetz. Machsu, was Reuber sag, kommsu mit dein Leben von. Vielleich. Wenn Reuber will."
"Wow", sagte ich. "Sie sind es wirklich."