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Kurt Holl
Kurt Holl
Autobiografisches Portrait eines 68ers. Ein unbequemer Kölner bis zum Schluss
Neuausg. 2018. 256 S. 39 Abb. 210 x 130 mm
Verlag/Jahr: EDITIONFREDEBOLD 2018
ISBN: 3-944607-21-X (394460721X)
Neue ISBN: 978-3-944607-21-4 (9783944607214)
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Ein wahrer Kölner (Ehren)Bürger!
Uneitel, kompromisslos, nur rücksichtslos gegen sich selbst, wenn es darum ging, denen eine Stimme zu geben, die keine (Mit-) Sprache hatten. Kurt Holl verschrieb sich mit Leib und Seele diesem Motto. Mit seiner beeindruckenden Autobiografie belegt er nachhaltig, dass die Überführung des revolutionären Geistes der 68er Jahre in die heutige Zeit gelungen und lebendig gehalten ist.
Mit Witz und Präzision beschreibt er seine politischen Aktionen von 1960 bis 2015 und zeigt die vielen Facetten eines Lebens als "Berufsrevolutionär". An seinem eigenen Beispiel, seiner Herkunftsfamilie, Lehrer-Kollegen, Gleichgesinnten und Mitstreitern analysiert er die gesellschaftlichen Verstrickungen mit der NS-Vergangenheit und die Auswirkungen der Verleugnung und des Wegschauens.
Da er seine Autobiografie durch seinen unerwarteten Tod nicht vollenden konnte, ergänzen seine Söhne und einige MitstreiterInnen das Bild des Mannes, der uns allen hinterlassen hat, dass es lohnt, sich für Gerechtigkeit - gegen alle Widerstände - einzusetzen.
"Kurt Holl führt uns mit seinen Lebenserinnerungen durch entscheidende Etappen dieser Republik, von 1945 bis in die 2000er Jahre: Ein Unerschrockener mit Witz, ein friedensliebender Anarchist, ein Hochgebildeter des Wortes und der Tat. Das Geschichtsbuch eines Aufrührers und Aufklärers - keine Rechtfertigungsschrift, sondern das literarisch politische Testament eines wahren Menschenfreundes."
Günter Wallraff
"Unsere Gesellschaft braucht Menschen wie Kurt. Menschen, die etwas riskieren, um anderen zu helfen. In diesem Sinne ist Kurt Holl ein Sohn dieser Stadt, denn Köln hat ein Herz für mutige Querdenker."
Hedwig Neven DuMont
Holl, Kurt
Kurt Holl wurde 1938 im schwäbischen Nördlingen geboren. Nach dem Umzug seiner Familie nach Köln besuchte er ab 1955 das Gymnasium Kreuzgasse, das er im Frühjahr 1958 mit dem Abitur verließ. Einem anschließenden Theologiestudium in Bonn, Wuppertal und Heidelberg folgten bis 1967 die Studiengänge Geschichte, Philosophie und Französisch in Heidelberg, Nancy und Köln. Schon als Jugendlicher setzte er sich mit der Entstehung und den Folgen des Nationalsozialismus auseinander und trat fortan für Frieden, Gerechtigkeit und Menschlichkeit ein. Er engagierte sich gegen den Algerienkrieg, nahm an ersten Demonstrationen gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik teil und entfremdete sich in den 1950er und 1960er Jahren zunehmend von der damaligen BRD und ihren politischen Eliten. Nach zahlreichen politischen Aktionen mit dem SDS an der Universität und in der Stadt Köln, liefen 1969 sieben Ermittlungsverfahren u.a. wegen "Landfriedensbruch" gegen ihn. Noch im selben Jahr trat
er aus der SPD aus, deren Mitglied er seit 1959 war. 1974 ereilte ihn als Referendar am Hansa-Gymnasium in Köln, die Mitteilung, dass ihm "wegen fehlender charakterlicher Eignung" die Ausübung des Lehrer-Berufes untersagt sei, was einem Berufsverbot gleichkam. Aus Protest gegen seine Entlassung besetzten Schüler aus mehreren Kölner Schulen das Hansa-Gymnasium. In den 1980er Jahren setzte sich Kurt Holl dafür ein, dass aus dem EL-DE-Haus - der ehemaligen Kölner Gestapo-Zentrale - das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln wurde. 1988 gründete er mit Gleichgesinnten den Rom e.V. und engagierte sich in zahllosen Aktionen für die Bürger- und Menschenrechte der Sinti und Roma. Gemeinsam mit Gunter Demnig entwickelte er die Idee zur Aktion ´Stolpersteine´. 2007 wurde er mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet. 2011 wurde ihm gemeinsam mit Hedwig Neven DuMont die alternative Ehrenbürgerschaft der Stadt Köln verliehen. Kurt Holl ging auf die Barrikaden, wann immer er es für angebracht hielt
- und das war oft der Fall. Mit seinem ureigenen Gespür für Ungerechtigkeit wollte er Staat und Kirche, Kapital und Gesellschaft zu einem menschlichen Antlitz zwingen. Er war ein charismatischer Anführer und Menschenfreund, ein Un-Rechtsverletzer und unerschöpflicher Hoffnungsträger. Bis heute ist sein Vermächtnis in Köln spürbar und lebt in vielen Projekten weiter. Kurt Holl starb am 10. Dezember 2015, dem Tag der Menschenrechte, in Köln.