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Anselm Roth
Ein Tag in ... Hermannstadt
2018. 28 S. farbige Abbildungen. 21 cm
Verlag/Jahr: SCHILLER VERLAG 2018
ISBN: 3-946954-32-4 (3946954324)
Neue ISBN: 978-3-946954-32-3 (9783946954323)
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Viele Menschen aus dem Westen Europas, die zum ersten Mal Bilder von Hermannstadt sehen, wundern sich: So weit östlich in Europa, fern "auf dem Balkan", hätten sie niemals eine Stadt vermutet, die so sehr an eine mittelalterliche deutsche Stadt erinnert - und doch irgendwie ganz fremdartig anmutet. "Eine grosse statt nit viel kleiner dann wien ...", staunte der deutsche Kosmograph Sebastian Münster schon im Jahr 1550 über Hermannstadt. Die Ähnlichkeit kommt nicht von ungefähr, schließlich war es früher eine Art deutsche Kolonie.
Transsylvanien gehörte zu Ungarn, und dessen Könige hatten sich, so, wie die Bundesrepublik Deutschland ein knappes Jahrtausend später die Gastarbeiter, im 12. Jahrhundert Fachkräfte aus dem Ausland geholt (diese Deutschen wurden sogar lateinisch hospites = "Gäste" genannt), - es waren Bauern und Handwerker, die Urväter der Siebenbürger Sachsen, die die Grenzen gegen Mongolen- und Tatareneinfälle schützen und das Land kultivieren sollten. Dass sie Sachsen genannt wurden, lag wohl daran, dass die Ungarn alle Deutschen Szászok (Sachsen) nannten, so wie auch heute alle Deutschen für die Franzosen Allemands (Alemannen) sind. Sie kamen vom Rhein und nicht aus dem Gebiet des heutigen gleichnamigen Bundeslandes, aber auch nicht aus Sachsen-Anhalt oder Niedersachsen.
Die Siebenbürger Sachsen stammen vorwiegend aus den linksrheinischen Gebieten Rheinpfalz, Rheinhessen, Trier, Luxemburg, Lothringen sowie aus Franken, in geringerer Zahl auch aus Bayern, Schwaben und den österreichischen Alpenländern.
Vom ungarischen König Géza II., so lautet eine der Erklärungen, wurden etwa 500 Familien, also etwa 2000 bis 2500 Menschen, nach Siebenbürgen gerufen. Um 1150 gründeten deutsche Siedler Villa Hermani (Hermannstadt). Offenbar waren es sehr fleißige Menschen, denn Cibinium, so der alte lateinische Name, wuchs rasch und überholte bald seine Nachbarorte. Hermann soll der angebliche Gründer sein, über ihn ist aber nicht mehr bekannt als die Geschichte von der Ochsenhaut, die er in dünnste Streifen zerschnitt, um so eine große Fläche Land zu umfassen, die das Hermannstädter Gebiet sein sollte. Doch leider wird diese Geschichte in sehr vielen Städten auf der Welt erzählt, und darum legen wir sie im Fach Fabeln ab.
Realistischer ist wohl die Annahme, dass der kleine Ort an dem Fluss Zibin schon seit dem 12. Jahrhundert vor allem Handwerker anlockte, denen die Lage gut gefiel: Nicht weit südlich führte ein Pass durch die sonst reichlich unwegsamen Karpaten, außerdem lag der Ort am Schnittpunkt zweier Fernstraßen - es gab also einfach eine Menge Laufkundschaft, und die deutschen Siedler bauten am Fluss Zibin fleißig zuerst die heutige Unterstadt, dann ab 1200 auch die Oberstadt.