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Stand: 2020-02-01
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Steffi Sam Achilles

queer_sehen: Queere Bilder in U.S.-amerikanischen Fernsehserien von 1990-2012


Dissertationsschrift
2018. 332 S. 83 Abb. 220 mm
Verlag/Jahr: DISSERTA 2018
ISBN: 3-9593541-2-6 (3959354126)
Neue ISBN: 978-3-9593541-2-7 (9783959354127)

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In vielen aktuellen Fernsehformaten werden queere Menschen scheinbar selbstverständlich gezeigt, sind Teil von Erzählungen, sind teilweise gar Hauptcharaktere in Fernsehserien. Doch wann begann diese Entwicklung? In welcher Weise hat sich die Darstellung queerer Menschen in US-amerikanischen Fernsehserien verändert? Wie ist die aktuelle Darstellung queerer Menschen gesellschaftlich zu bewerten? Und welche Rolle spielten und spielen dabei realpolitische Entwicklungen?

Durch seine weltweit umfassende Verbreitung spielt Fernsehen eine nicht zu unterschätzende Rolle in der gesellschaftlichen Meinungsbildung. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, ob diese Serien und die zunehmende Anzahl von Darstellungen queerer Charaktere in den Massenmedien lediglich ein kommerzieller Erfolg sind oder auch ein Erfolg queerer Emanzipation. Führt das vermehrte Aufkommen von Serien mit queeren Inhalten und Charakteren zwangsläufig zu vielfältigeren Identitätsdarstellungen?
Textprobe:
Kapitel 5: Methodisches Vorgehen:
5.1: Kategorien zur queeren Bildanalyse:
Wie in Kapitel 4.1 mit Bezug auf Doty und Simbürger ausgeführt, gibt es unterschiedliche Arten des Queer Readings. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf nur einen der drei beschriebenen Bereiche (vgl. Kapitel 4.1, Seite 85) und zwar auf die Analyse von offen dargestellten queeren Charakteren. Der Begriff "queer" wird dabei für Identitäten verwendet, die nicht-heterosexuell sind, hier vor allem LGBTQA (lesbian, gay, bisexual, trans, (gender-) queer, asexual, vgl. Kapitel 3.2.1, Seite 57). Wie sich während der Sichtung der Fernsehserien herausgestellt hat, waren im untersuchten Zeitraum keinerlei intergeschlechtliche Charaktere als Hauptfiguren in den Fernsehserien dargestellt, daher fehlt an dieser Stelle das I in LGBTQ(I)A.
Vor allem in Anlehnung an die Kategorien von Winker und Degele wurden für die vorliegende Arbeit die Kategorien Race, Class, Gender und Body übernommen. Generell ist anzumerken, dass die Begriffe männlich/weiblich sowie maskulin/feminin, die in der vorliegenden Arbeit mitunter verwendet werden, in ihrer Binarität simplifizierend sind. Dabei ist es zudem wichtig, den Unterschied männlich vs. maskulin und weiblich vs. feminin zu beachten: Während "maskulin" nicht zwingend mit "männlich" verknüpft sein muss, so muss auch "feminin" nicht zwingend mit "weiblich" verknüpft sein. In diesem Sinne hat Marcus Recht in seiner Arbeit Der sympathische Vampir "Feminisierung" beispielsweise in Verbindung gesetzt zur "Annahme von ´klassisch´ weiblichen Eigenschaften", zu "stereotyp weiblichen Charaktereigenschaften" sowie zu Darstellungen, die traditionellerweise durch Frauen besetzt werden (vgl. RECHT 2011: 44 f.). Solchen Auffassungen von Maskulinität und Femininität liegt keine prädiskursive Naturhaftigkeit zu Grunde, sie sind vielmehr Ausdruck kultureller Entwicklungen, Politiken und generell Machtverhältnissen der (westlichen) Gesellschaft.
Die vier Kategorien von Winker und Degele (Race, Class, Gender, Body) wurden für die vorliegende Arbeit wie folgt definiert:
- Race: Ethnizität, Hautfarbe, Nationalität
- Class: Ausbildung und Beruf, Karriere, Bildungsstand, soziale Schicht, Freizeitbeschäftigung
- Gender: Geschlechtsidentität
- Body: Alter, Fitness, Krankheit, Behinderung, Ernährung, Drogengebrauch, körperliche Gewalterfahrungen
Für diese Arbeit schien Winker und Degeles Einordnung von politischer Einstellung und Religiosität zum Überbegriff Race (vgl. Kapitel 3.2, Seite 52) schwierig, da Ethnizität und Hautfarbe Merkmale sind, die nicht verändert werden können, während religiöse und politische Überzeugungen weitestgehend selbst gewählt sind (zumindest in weitaus stärkerem Maße als Race). Aus diesem Grund wurde die Kategorie Mindset eingeführt und von der Kategorie Race getrennt. Mit Mindset sind Überzeugungen samt Religiosität und politischer Einstellung gemeint. Pierre Bourdieu betont die enge Verknüpfung von kulturellen Praktiken, zu denen auch Meinungen und somit Geschmack gehören, und dem Bildungskapital von Menschen sowie ihrer sozialen Herkunft (vgl. BOURDIEU 2007/1982: 31; 34). Auch aus dieser Logik leitet sich die Wichtigkeit der eigenen Kategorie Mindset ab. Gender (Geschlechtsidentität), Sex (biologisches Geschlecht) und Desire (sexuelles Begehren) trennen Winker und Degele nicht. In Bezug auf Butler argumentieren beide, dass Sex, Gender und Desire nicht als voneinander trennbar zu sehen seien, sondern einen sich gegenseitig stützenden Machtkomplex darstellen. In der vorliegenden Arbeit wurde jedoch Desire von Gender getrennt betrachtet, schon allein weil Desire für queere Identität maßgeblich bildend ist und Sex/Gender und Desire nicht zuletzt auf unterschiedlichen Ebenen vergesellschaftet werden (vgl. Kapitel 3.2.1, Seite 57). Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der Darstellung von queeren Identitäten, so dass die Trennung von Sex/Gender und Desire