Neuerscheinungen 2018Stand: 2020-02-01 |
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Ursi Trexler
Falsche Gewissheiten
Trugschlüsse im deutschsprachigen (populär)wissenschaftlichen Diskurs über ´falsche Erinnerungen´ an sexuellen Missbrauch
2018. 176 S. 220 mm
Verlag/Jahr: DISSERTA 2018
ISBN: 3-9593547-2-X (395935472X)
Neue ISBN: 978-3-9593547-2-1 (9783959354721)
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Die Debatte um therapieinduzierte ´falsche Erinnerungen an sexuellen Missbrauch´ hat politisch-weltanschauliche, fachlich-praktische und wissenschaftliche Seiten, die schwer voneinander zu trennen sind, da es sich um ein extrem emotional aufgeladenes Feld gesellschaftlicher Auseinandersetzung handelt. Die Studie aus dem Jahr 2000 analysiert Diskursbeiträge, die zum damaligen Zeitpunkt innerhalb der deutschsprachigen Debatte wortführend waren und Wissenschaftlichkeit beanspruchten. Wesentliche Thesen zu tatsächlichem Vorkommen sowie Ausmaß und Folgen therapieinduzierter falscher Erinnerungen, zu ihren Entstehungsfaktoren und zur Wissenschaftlichkeit der gegnerischen Positionen werden einer detaillierten Trugschlussanalyse unterzogen. Durch das gewählte Verfahren ist die Studie zugleich eine wissenschaftstheoretische Arbeit.
Textprobe:
Kapitel 3.1.1 Beiträge des skandalisierenden Lagers:
Zum skandalisierenden Lager, das die Produktion ´falscher Erinnerungen´ als ein vordringliches und weitverbreitetes Problem im Zusammenhang mit der Thematik sexueller Gewalt gegen Kinder ansieht, rechne ich die Bücher "Mißbrauch vergißt man nicht" der niederländischen Psychologieprofessoren Hans F. M. Crombag und Harald L. G. Merckelbach (1997), "Die therapierte Erinnerung" der US-amerikanischen Professorin für Gedächtnispsychologie Elisabeth Loftus und der Journalistin Katherine Ketcham (1995), "Der Mythos vom frühen Trauma" der deutschen Psychologin und Redakteurin der Zeitschrift ´Psychologie Heute´ Ursula Nuber (1995), "Die mißbrauchte Erinnerung" des US-amerikanischen Professors für Sozialpsychologie Richard Ofshe und des Journalisten Ethan Watters (1996), "Wenn Helfer Fehler machen" des deutschen Psychotherapeuten Wolfgang Schmidbauer (1997) und "Fehldiagnose: Sexueller Mißbrauch" des US-amerikanischen klinischen Psychologen und Hypnotherapeuten Michael D. Yapko (1996) sowie die Artikel "Die Multiple Persönlichkeit. Die Macht der Suggestion" des deutschen Psychologen (Psychologieoberrat an der Landespolizeischule Niedersachsen) Uwe Füllgrabe (1997), "Der Streit um die Erinnerung" der US-amerikanischen Wissenschaftsjoumalistin und Lehrbeauftragten für Psychologie Carol Tavris (1994) und "Scylla und Charybdis: sexueller Missbrauch oder ´False-memory´- Syndrom? Therapieinduzierte ´Erinnerungen´ an sexuellen Mißbrauch" des deutschen Psychoanalytikers Robert C. Ware (1995).
In dieser Gruppe befassen sich die Bücher von Loftus/ Ketcham, Ofshe/ Watters, Yapko, Nuber und Crombag/ Merckelbach ausführlich und vorrangig mit den Vorwürfen therapieinduzierter Pseudoerinnerungen - Vorwürfe, die sie in unterschiedlichen Varianten erheben. Selbst wiederum wesentliche Bezugspunkte anderer Forscher/inn/en sind aus diesem Kreis v. a. Loftus/ Ketcham, Ofshe/ Watters und Yapko. Crombag/ Merckelbach werden zwar bislang meines Wissens in der einschlägigen Literatur nicht rezipiert, erfüllen aber das ´Originalitätskriterium´, indem sie als einzige explizit die stärkste in der Debatte vorfindbare These (´alle wiedergefundenen Erinnerungen sind Pseudoerinnerungen´) vertreten und sich ebenfalls als einzige ausführlich mit der von der anderen Seite häufig ins Feld geführten Theorie der Dissoziation beschäftigen. Die Texte von Loftus/ Ketcham, Ofshe/ Watters, Yapko und Crombag/ Merckelbach zählen daher zu den zentralen Analyseobjekten dieser Untersuchung.
[...]
3.1.2 Beiträge des beschwichtigenden Lagers:
Zum beschwichtigenden Lager zählen in der vorliegenden Untersuchung die Bücher "Familiengeheimnisse" des US-amerikanischen Psychologen und Theologen John Bradshaw (1997), "Die Narben der Gewalt" der US-amerikanischen Professorin für klinische Psychiatrie Judith Lewis Herman (1993), "Multiple Persönlichkeiten. Überlebende extremer Gewalt" der deutschen Psychologin Michaela Huber (1995) und "Schreckliches Vergessen, heilsames Erinnern" der US-amerikanischen Professorin für klinische Psychiatrie Lenore Terr (1995) sowie die Artikel "Die reine Wahrheit? Psychotherapie und das Syndrom der falschen Erinnerung" der britischen Psychotherapeutin Gwen Adshead (1997), "Die Erfahrung des ´Vergessens´ eines Mißbrauchs in der Kindheit: Eine nationale Befragung von Psychologen" der US-amerikanischen Psycholog/inn/en Shirley Feldman-Summers und Kenneth S. Pope, "Amnesie für traumatische Erfahrungen" der niederländischen Forscher Onno van der Hart und Ellert Nijenhuis (1995) und "Diagnose Trauma: Die Schwierigkeit der Unterscheidung zwischen Erinnerung und Fantasie" der wissenschaftlichen Mitarbeiter an der Universität Columbia Ethell Spector Person und Howard Klar (1997).
In diesem Lager sind von den Buchveröffentlichungen die Arbeiten von Herman und Terr für die vorliegende Untersuchung die zentralen Analyseobjekte. Ausführlich und explizit mit der ´fa