buchspektrum Internet-Buchhandlung

Neuerscheinungen 2018

Stand: 2020-02-01
Schnellsuche
ISBN/Stichwort/Autor
Herderstraße 10
10625 Berlin
Tel.: 030 315 714 16
Fax 030 315 714 14
info@buchspektrum.de

Katja Hünninger

Kopfgewitter in Himmelsfarben


2018. 196 S. 21 cm
Verlag/Jahr: NOVA MD; KARINA VERLAG 2018
ISBN: 3-9611167-0-9 (3961116709)
Neue ISBN: 978-3-9611167-0-6 (9783961116706)

Preis und Lieferzeit: Bitte klicken


Ein außergewöhnliches Werk, das den Weg einer jungen Frau auf tragisch-witzige Weise beschreibt. Mit jeder Seite fiebert der Leser dem Ende der Geschichte entgegen, hoffend, dass das Schicksal sich wendet.
Katja Hünniger begeistert mit ihrem Roman auf jeden Fall.
-Prolog-
Wie das Ende seinen Anfang fand. . .

Ein schmaler Fluss an hellrotem Leben zieht seinen warmen Abschied über fahle Lippen und perlt, mit dem Geräusch sehnsüchtiger Tropfen, von meinem Kinn.
Zusammen mit den salzigen Tränen der Erinnerung, zeichnet sein pulsierendes Dasein den letzten Teil an Kunstgeschichte meines Ich´s auf durchscheinende Haut.
In einem Augenblick geistiger Klarheit, weichen meine vibrierenden Sinne einem emotionsgeladenen Vakuum, das mich überrascht: Ich dachte immer, ich würde Angst empfinden, in diesem Moment. . .
Aus der Gefängniszelle meines Körpers heraus spüre ich, wie mein Kopf langsam nach vorne sackt und kann nichts dagegen tun. Der Kontrollverlust meiner motorischen Fähigkeiten lässt nur noch das schicksalhafte Ergeben zu. Plötzlich legen sich kühle Hände an meine Wangen und heben meinen Verstand an. Eine helle Stimme dringt durch den Gedankennebel an mein Ohr, doch die nebulös gespannte Atmosphäre hüllt mich lähmend ein.
Sie gewährt meinen trüben Augen einen letzten Blick auf den farbenfrohen Blätterregen, mit dem mein Lebensherbst mutmaßlich sein Ende finden soll.
Ich scheine in die Unendlichkeit hineinzugleiten. . . Überwältigt von der neuronalen Explosion in meinem Körper, befreit sich meine Seele und schenkt ihrer Existenz den freien Lauf. Mit ihr falle ich in die grenzenlose Dunkelheit des Nichts hinein und schwebe gleichzeitig auf ein immer heller werdendes Licht zu. Einem sphärischen Tunnel am Ende meines klaren Geistes. Oder am Anfang?
Nur die Fesseln an Brust und Beinen, die meinen Korpus im Rollstuhl fixieren, halten meine fleischliche Hülle zurück, dem leblosen Sein nachzugeben.
Ein Funken an menschlicher Besinnung nimmt die flache Atmung wahr, mit der meine Lunge sich in einem zitternden Spiel erhebt. Eine gefühlte Ewigkeit vergeht, in der ich mich zwischen Zeit und Raum bewege, bevor der immer dumpfer tönende Herzschlag verebbt und einer friedlichen Stille weicht . . .
In dem Glauben, um meinen eigenen Tod, werde ich eines Besseren belehrt: Das Leben kehrt zurück und mein Bewusstsein tritt klar und kraftvoll an seinen Platz! Mit einer subtilen Langsamkeit meines Denkens, die an Schnelligkeit jede bisher aufgestellte Lebensthese überholt, weiß ich plötzlich:
Nichts ist so, wie es zu sein scheint!

Ich verweile in einer Welt, die sich zwischen der Endlichkeit und der Unendlichkeit verborgen hält. Mit meinem Leben geschieht etwas Unfassbares! Die Wendung darin, ist zu einer Atempause geworden und ich stehe dazwischen, in ihrer Mitte, und halte ebenfalls den Atem an.

4 Monate und 17 Tage vorher - Eine Gewitternacht im Juli 2:23 Uhr
Gleißendes Licht durchfährt den sichtbar kosmischen Raum, bringt tief grollende Wolkendecken zum Erleuchten und verliert sich mit einem explodierenden Einschlag im breiten Geäst eines Baumes nicht weit von hier. Genauso wie sich der blitzartige Schmerz tief in mein Gehirn gräbt und mich mit sich aus dem Schlaf reißt.
"Aaahhh!"
Von einem gepressten Schrei begleitet, fahre ich im Bett nach oben und umklammere instinktiv mit beiden Händen meinen Kopf. Die flammende Qual breitet sich in Schallgeschwindigkeit bis zur Schädeldecke aus, wie der Donner über mir, der mit einer massiven Druckwelle das plötzliche Gewitter am pechschwarzen Himmel untermalt.
Aus der Ferne nähern sich leiernde Sirenen.
Rotgold flackernder Schein tanzt als Schattenspiel vor den nachtgefärbten Fensterscheiben meines Schlafzimmers und wird schon bald von einem rotierend eisigen Blau durchbrochen. Der Geruch brennenden Holzes mischt sich in stickige Luft.
Alarmiert schwinge ich vorsichtig die nackten Beine aus dem Bett, die Augen vom Schmerz halb geschlossen und tapse zu dem Fenster, das dem züngelnden Hell am nächsten ist.
Dicke Regentropfen schlagen gegen die Scheibe und dann auch auf meine erhitzte Haut, nachdem ich es geöffnet habe, um nach draußen zu spähen. Ich beuge meinen Oberkörper ein wenig über den