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Anja Barbian-Stiller
Die Air Berlin Affäre
... aus Sicht einer Stewardess
2018. 182 S. m. 5 Abb. 211 x 150 mm
Verlag/Jahr: BEST-OFF-VERLAG 2018
ISBN: 3-9613305-2-2 (3961330522)
Neue ISBN: 978-3-9613305-2-2 (9783961330522)
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Ich schreibe dieses Buch, weil ich fassungslos bin. Fassungslos darüber, was bei Air Berlin mit Unterstützung der Bundesregierung möglich wurde. Die Air Berlin bricht auseinander. Die Flugzeuge werden von anderen Airlines übernommen, die Strecken, die Start- und Landerechte (Slots), für alles ist gesorgt, für alles gibt es eine Lösung. Nur für uns, die Mitarbeiter, interessiert sich niemand. Wir sind kein Teil des Deals. Wir sind ganz einfach raus!
Es gibt Menschen, die singen und schreiben Songs, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Andere malen Bilder, in denen sich ihre Gefühle widerspiegeln. Ich kann weder singen noch malen, ich schreibe Tagebücher. Ich habe immer viel geschrieben, Schreiben habe ich ja schließlich gelernt.
Ich bin nicht gläubig, aber ich stelle mir schon die Frage, ob Menschen, die sich, wenn auch nicht immer rechtlich bestrafbar, aber ohne Moral auf Kosten der Allgemeinheit bereichern, nicht doch irgendwo zur Rechenschaft gezogen werden. Ich hoffe, dass es mehr gibt als das, was wir mit unseren Sinnesorganen wahrnehmen können. Verhalten hat immer Konsequenzen. Ich vergleiche die Allgemeinheit gerne mit den Passagieren auf meinen Flügen. Auf dem Airbus A330 haben wir ca. 300 Passagiere. Von diesen 300 Passagieren sind 295 Personen nett, freundlich und höflich. Sie wissen, wie sie sich verhalten müssen, damit ein Flug fair und sicher für alle durchgeführt werden kann.
15. August 2017 - Air Berlin ist insolvent. Hunderttausende Passagiere sitzen in ihren Urlaubsdomizilen im Ausland, ebenso viele sitzen auf gepackten Koffern, um in den nächsten Tagen den Sommerurlaub anzutreten. Und jetzt ist die Fluggesellschaft pleite. Die Bundesregierung reagiert; binnen Tagen wird ein Kredit von 150 Millionen Euro bereitgestellt. Air Berlin kann weiterfliegen, zunächst einmal. Das beruhigt nicht nur die Kunden der Air Berlin. Auch die mehr als 8.000 Mitarbeiter des Unternehmens, deren Existenz auf dem Spiel steht, atmen auf. Zu früh, wie sich in den nächsten Wochen zeigen sollte. Eine Stewardess erzählt, wie es weiterging und wie die Crews der Air Berlin das Ganze erleben. Keine Informationen vom Unternehmen, erschreckende Presseberichte, Gerüchte und Konflikte, die in den sozialen Medien ausgetragen werden und dort eskalieren. Permanente Ungewissheit, widersprüchliche Auskünfte. "Stay United" wird zum Schlachtruf. Die Belegschaft der bankrotten Fluggesellschaft gibt nicht auf, sondern kämpft.
Die Autorin schafft es, trotz des sehr unerfreulichen Anlasses, ein unterhaltsames Buch zu schreiben. Das Insolvenzverfahren hat die Züge eines Wirtschaftskrimis, die Sicht einer Betroffenen macht das sehr deutlich. Immer wieder fließen aber auch Ereignisse aus einem fast dreißigjährigen Fliegerleben ein. Von tragischen wie witzigen Erlebnisse an Bord und bei den Aufenthalten an vielen Orten auf dieser Welt kann sie berichten. Eines durchdringt die ganze Erzählung: Die tiefe Liebe der Autorin zu ihrem Beruf (eben kein "Job") und ihre Begeisterung für den Umgang mit den Menschen, ihren Passagieren.