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Neuerscheinungen 2018

Stand: 2020-02-01
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Manfred J. Foerster

Anmerkungen zur psychopathologischen Dynamik serieller Sexual- und Tötungsdelikter


2018. 108 S. 220 mm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2018
ISBN: 3-9614668-5-8 (3961466858)
Neue ISBN: 978-3-9614668-5-6 (9783961466856)

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Sich mit den dunklen seelischen Abgründen serieller Sexual- und Tötungsdelikter zu beschäftigen und deren Persönlichkeitsprofil zu analysieren, bedeutet, über die kriminologischen Ermittlungen hinaus in präventiver Absicht den potentiellen Täterkreis in strafrechtlicher Hinsicht realistisch einzuschätzen, vor allem in Bezug auf Tatbegehung und Wiederholungsgefahr.
Die hier vorliegende Vorlesungsreihe, gehalten an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und an der Hessischen Justizvollzugsakademie Wiesbaden, folgt in ihren Einschätzungen und Analysen dieses höchst problematischen Personenkreises weitestgehend den empirischen Erkenntnissen und Erfahrungen des Schweizer Modells nach Urbaniok et.al. "Im Zweifelsfall für die Sicherheit der Bevölkerung" und leistet somit einen fachspezifischen Beitrag zur Prävention solch schwerwiegender, strafrechtlicher Tatbestände.
Narzißmus und Pathogenese von Gewalt- und Sexualdeliktern

Frühkindliche Entwicklung und primärer Narzißmus

Die Beziehung zwischen Kind und Mutter während der ersten Lebensphasen spielt im menschlichen Leben eine entscheidende Rolle. Sie ist gewissermaßen die Urerfahrung aller späteren mitmenschlichen Beziehungen und somit die Voraussetzung zu stabilen und ganzheitlichen Objektbeziehungen. In der Entwicklung des Kindes wird die mütterliche Bezugsperson aus Gründen lebensnotwendiger, Abhängigkeit unabdingbar benötigt. Darüberhinaus bedarf es ebenso eines beschützenden Umfeldes, in der Regel die Familie.
Durch die Art und Weise einer mütterlichen Beziehung, die Qualität ihrer versorgenden, beschützenden und emotionalen Intervention sowie die des familialen Umfeldes, entscheidet sich relativ frühzeitig, welche Möglichkeiten und Instrumente dem erwachsenen Menschen späterhin zur Bewältigung seiner Lebensaufgaben zur Verfügung stehen, und wie er aufgrund seiner erworbenen Handlungskompetenz Konfliktsituationen bewältigen kann. Außerdem scheint ebenso die Entfaltung einer positiven Emotionalität, die Entwicklung einer stabilen Ich-Struktur sowie die Präsenz kognitiver (d.h. vom Verstand her) und sozialer Intelligenz im wesentlichen vom dauerhaften Familien- und Erziehungsklima abzuhängen und wie sich innerhalb dieses familiären Umfeldes Urvertrauen entwickeln konnte. Erst wenn diese Voraussetzungen dauerhaft erfüllt sind, kann sich eine unverwechselbare positiv getönte Identität des Kindes entfalten. Der Weg dahin führt entwicklungspsychologisch und pädagogisch über die schrittweise Überwindung des kindlichen primären Narzißmus. Erst die Überwindung des primären Narzissmus und seine Transformation in reifere Formen eines gesicherten, positiven Selbstkonzeptes im Erwachsenenalter, ermöglichen die Entfaltung von Autonomie und Selbstverantwortung. Unter Selbstkonzept verstehen wir jenes Eigenbild, welches wir über uns selbst besitzen und die Art und Weise, wie wir gemäß diesem Eigenbild unsere sozialen Beziehungen gestalten, unsere Stärken erkennen und unser Schwächen und Grenzen akzeptieren lernen. Dieses positiv besetzte Eigenbild oder auch genauer gesagt, unser Selbstverständnis übernimmt im Erwachsenenalter gewissermaßen eine "elterliche" Schutzfunktion um uns vor riskanten Aktionen zu bewahren und unsere Identität zu stabilisieren, so daß wir auch an unvermeidlichen Krisen nicht zerbrechen.
Der Familientherapeut und Psychoanalytiker Helm Stierlin ist der Auffassung, daß das Beziehungsmuster zwischen dem Säugling/Kind und seiner Mutter, bzw. der mütterlichen Bezugsperson, anderen Regeln und Gesetzen unterliegt und spezifisch anderen Bedingungen folgt als jede andere Art der menschlichen Beziehung. Die mütterliche Beziehung deckt die grundsätzliche Verlorenheit und Bedingtheit der menschlichen Existenz auf, die vor jeder Eigenverantwortung steht und deren Bewältigung und Überwindung erst die Voraussetzung zur Selbstständigkeit schafft. Die Eigentümlichkeit jedweder menschlichen Beziehung nach gegenseitiger Anerkennung, Wertschätzung und Bedürfnisbefriedigung scheint hier reduziert auf eine elementare einseitige Abhängigkeit in der Form eines gewissermaßen "autistisch anmutenden Narzißmus" des Säuglings, welcher zu diesem Zeitpunkt das Objekt der Mutter als ein eigenständiges Wesen noch nicht erkennen und sich selbst noch nicht als handelndes Subjekt wahrnimmt. Seine Wahrnehmungsfähigkeit zu diesem frühen Zeitpunkt scheint auf den bloßen Zustand grenzenloser Zufriedenheit oder im negativen Fall existenzbedrohlicher Vernichtungsangst ausgerichtet zu sein, wenn seine lebensnotwendigen Bedürfnisse nicht dauerhaft befriedigt werden.
In der Beziehung zwischen Mutter und Kind treten von Seiten des Kindes soziale und psychische Faktoren in Erscheinung, welche seinen narzißtischen Zustand betonen, der sich durch die bereits erwähnte große Abhängigkeit des Kindes