Die Jahre 1920 und 1921 erlebt Kelsen als rising star der Wiener juridischen Szene: als Verfassungsberater des Staatskanzlers Karl Renner , Mitglied des Verfassungsgerichtshofs sowie Dekan der Rechts- und staatwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien ist Kelsen in Österreich so einflussreich und bekannt wie kaum ein anderer Rechtswissenschaftler. Trotz seiner vielfältigen Verpflichtungen ist der gerade einmal Vierzigjährige literarisch außerordentlich produktiv. Zu den in HKW 6 abgedruckten 14 Beiträgen zählen die heute als moderner Klassiker der Demokratietheorie geltende Abhandlung "Vom Wesen und Wert der Demokratie", der Beitrag "Das Verhältnis von Staat und Recht im Lichte der Erkenntniskritik" - ein Vorabdruck des Schlussabschnitts der 1922 erscheinenden Monographie "Der soziologische und der juristische Staatsbegriff" - und Kelsens erste eingehende Auseinandersetzung mit dem Marxismus unter dem Titel "Sozialismus und Staat. Eine Untersuchung der politischen Theorie des Marxismus".