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Neuerscheinungen 2019

Stand: 2020-02-01
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Nico Bleutge

Verdecktes Gelände


Gedichte
2. Aufl. 2019. 75 S. 203 mm
Verlag/Jahr: BECK 2019
ISBN: 3-406-64678-6 (3406646786)
Neue ISBN: 978-3-406-64678-2 (9783406646782)

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Traum und Schlaf, Dämmerung und Dunkelheit - Umrisse verschwimmen, Bilder überlagern sich, Orte und Szenen ändern ihre Form. Geräusche sind hier mitunter eindringlicher als Sichtbares, und der Rhythmus faltet Räume auf:
"keller / die nachhallten, gänge, einfach überwölbt, / von feuchte durchzogen. sie zeigte sich vorne, / bewegte sich im hintergrund".

In seinem dritten Gedichtband spürt Nico Bleutge den Übergängen zwischen Wach- und Traumzuständen nach. Und er nähert sich den beweglichen Orten an, wo Wahrnehmungen und Gedanken ineinandergleiten, findet Zwischenmomente, in die sich immer wieder Erinnerungen und Sprachsplitter schieben, aber auch geschichtliche Spuren, erdachte und projizierte Bilder. Im Areal von Gedicht und Erinnerung erkundet er die Atmosphären, die Landschaften und Städte annehmen können. So lassen sich wundersame Entdeckungen machen, die Sprache und Wahrnehmung schärfen, "meeresbeweglichkeit" etwa, "gleisluft" oder "ein ziehen der muskeln im sand". Mit ihren wechselnden Rhythmen sind diese Gedichte aufregende Expeditionen ins Sprachgelände und in die Grenzzonen von Bewusstsein und Welt.
dämmerung .
schwanken

dämmerung. schwanken

am ufer ankommen

strohfäden, einsinkender schnee

im wehen schon

nur seufzen

grauwacke

farnkraut

farnkraut, fast tastbar

rohflächen

noch erhebt sich

muster fixieren

noch einmal die wand entlang

fischhaare finden

wasser im sinn haben

pumpende glaswand

und dann die lampengeschäfte

die mit den broten sprechen

dies brutzeln

eine drift

fischhaare finden

ringsum nacht

noch summt der ton im ohr

die augen meiner mutter

und dann hinunter

nesseln nur, falten

und manchmal, nachts

es sind die instrumente

heut nacht durchschritt ich

verdecktes gelände

(1)

(2)

(3)

Anmerkungen
Nico Bleutge, geboren 1972 in München, studierte Germanistik, Rhetorik und Philosophie in Tübingen, wo er auch lebt. Er arbeitet als Lyriker, Essayist und Literaturkritiker für die "Süddeutsche Zeitung", die "Neue Zürcher Zeitung" und den "Tagesspiegel". Zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien, viele Stipendien und Preise, u.a. Gewinner des "open mike" 2001 und des "Wolfgang-Weyrauch-Preises" beim Literarischen März 2003. 2006 erhielt Nico Bleutge den "Anna-Seghers-Preis" sowie den "Kranichsteiner Literaturförderpreis" und 2011 wurde er mit dem "Wilhelm-Lehmann-Literaturpreis" ausgezeichnet. 2012 erhielt Nico Bleutge den "Erich-Fried-Preis", 2014 den "Christian-Wagner-Preis", 2015 den "Eichendorff-Literaturpreis" und 2016 den "Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik".