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Niels-Arne Münch, John H. Speke (Beteiligte)

Die Entdeckung der Nilquellen


Am Victoriasee 1861-1862
Übersetzung: Münch, Niels-Arne
2019. 368 S. zahlr. s/w Abbildungen. 210 mm
Verlag/Jahr: EDITION ERDMANN 2019
ISBN: 3-7374-0003-2 (3737400032)
Neue ISBN: 978-3-7374-0003-9 (9783737400039)

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John Hanning Speke war auf seiner ersten Expedition zu den Quellen des Nils immer wieder mit seinem Partner, dem berühmten Forscher und Abenteurer Richard F. Burton, in Konflikt geraten. Als Speke vor Burton nach England zurückkehrt und das Gros seiner Erkenntnisse der Öffentlichkeit berichtet, stiehlt er Burton endgültig das Rampenlicht. Ein legendärer persönlicher und wissenschaftlicher Konflikt entbrennt. Auf seiner zweiten - hier dokumentierten - Reise bestätigt Speke endgültig seine spektakulären Ergebnisse und geht mit der Lösung des "Nilproblems" in die Entdeckungsgeschichte ein. Doch zwischen den Zeilen ist Spekes Reisetagebuch viel mehr als nur das Dokument einer geographischen Sensation. Aus erster Hand berichtet, erfährt der Leser von der komplexen kulturellen und politischen Landschaft Afrikas.
Zu den Ripon-Fällen, 28. Juli 1862 - Ein ordentlicher Tagesmarsch führte uns über Hügel, durch ausgedehnte Graslandschaften und ausgedehnte Bananenplantagen, die allerdings erst vor Kurzem von Elefanten verwüstetet worden waren: Die Tiere hatten alles gefressen, was nur irgendwie fressbar war, und das übrige mit ihren Rüsseln zerstört, sodass nicht eine einzige Bananenstaude oder größere Pflanze übrig war. Dann waren wir endlich am Ziel unserer Reise, den fernsten Punkt, den die Expedition je erreichte, auf demselben Breitengrad wie Mutesas Palast und rund 65 Kilometer östlich von ihm. Wir wurden reich belohnt: Die "Steine", wie die Waganda die Fälle nennen, waren der mit Abstand interessanteste Anblick, den ich je in Afrika zu sehen bekam.

Obwohl der Weg lang und ermüdend gewesen war, rannten alle sofort los, um sie zu betrachten, sogar mein Skizzenbuch wurde genutzt. Obwohl schön, entsprach die Szene nicht ganz meinen Erwartungen, denn der Kamm eines Hügels entzog die weite Wasserfläche des Sees unseren Blicken, und die vielleicht 4 Meter hohen und 120 bis 150 Meter breiten Fälle waren von Felsen unterbrochen. Dennoch fesselte der Anblick die Augen des Betrachters über Stunden: Das Wasser rauschte, Tausende Wanderfische versuchten mit aller Macht, die Fälle empor zu springen, an allen Felsen lagen Fischer der Wasoga und Waganda in ihren Booten mit Angelruten und Haken auf der Lauer, Flusspferde und Krokodile ließen sich schläfrig im Wasser treiben, die Fähre oberhalb der Fälle, und das Vieh, das man hinab ans Ufer trieb, um dort zu saufen - all dies machte, zusammen mit der Schönheit der Landschaft, den niedrigen Hügeln mit ihren mit Gras bewachsenen Kuppen, bewaldeten Tälern und Gärten auf den unteren Hängen ein so faszinierendes Bild, wie man es sich nur wünschen konnte.
Speke, John Hanning
John Hanning Speke (1827-1864) wurde in Devon geboren, schlug eine Offizierslaufbahn ein und nahm am Ersten Sikh-Krieg teil. Gemeinsam mit Richard F. Burton, den er 1854 im Jemen kennenlernt, bereist er im selben Jahr Somalia; beide kehren schwer verwundet zurück. Im Anschluss dient Speke im Krimkrieg. 1856 macht sich das Forscherduo erneut nach Ostafrika auf, um die Nilquellen und die Großen Seen zu finden. Sie entdecken den Tanganjikasee, doch auch diese Reise ist entbehrungsreich und geprägt von Krankheiten. Getrennt von Burton, entdeckt Speke den Victoriasee, was zu Rivalitäten mit Burton führt, denn Speke kehrt 1859 einige Tage früher als dieser zurück nach England und tritt mit seinen Entdeckungen vor die Öffentlichkeit, ohne auf seinen Kollegen zu warten. In 1860 reist Speke nach Uganda, von wo aus er sich westlich hält und erneut in die Gegend des Victoriasees gelangt. Im Gebiet um das nördliche Ufer entdeckt er 1862, dass der See den Nil speist. In der
Heimat geht Burton vehement gegen Spekes Entdeckungen vor. Im Herbst 1864 wird eine öffentliche Debatte angesetzt, doch einen Tag zuvor geht Speke auf die Jagd und stirbt durch einen selbstausgelösten Schuss.

Münch, Niels-Arne
Niels-Arne Münch, Jahrgang 1972, ist Sozialwissenschaftler und arbeitet seit 2005 als freier Lektor, Übersetzer und Journalist. Er lebt mit seiner Familie in Göttingen. Für die Edition Erdmann hat er u.a. übersetzt: Mary Kingsley, Reisen in Westafrika und John Wesley Powell, Die Erforschung des Colorado Rivers und des Grand Canyons.