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Klaus Bonn, Fritz Fleischmann, Magaret Fuller, Klaudia Ruschkowski
(Beteiligte)
Sommer über den Seen
Eine amerikanische Reise
Herausgegeben von Fleischmann, Fritz; Übersetzung: Ruschkowski, Klaudia; Musik: Bonn, Klaus
1. Auflage. 2019. 256 S. durchgehend bebildert; mit lyrischen Fotografien. 240 mm
Verlag/Jahr: CORSO, HAMBURG 2019
ISBN: 3-7374-0746-0 (3737407460)
Neue ISBN: 978-3-7374-0746-5 (9783737407465)
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"Miss Fullers Genie erweist sich wohl am besten an ihrem ´Sommer an den Seen´", schwärmte Edgar Allan Poe über Margaret Fuller, eine der wichtigsten Denkerinnen Amerikas. Ralph Waldo Emerson betrachtete sie als Seelenverwandte, Henry David Thoreau versuchte vergeblich, ihr letztes Manuskript vom Strand des Atlantischen Ozeans zu retten ...
Bewundert und umschwärmt galt Margaret Fuller (1810-1850), die im Alter von nur 40 Jahren bei einem Schiffsunglück ertrank, als wichtigste Theoretikerin Amerikas zum Verhältnis der Geschlechter, übersetzte Goethe, war Journalistin und Erzieherin. 1843 unternahm sie eine Reise an die Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada, die ihren Niederschlag in ihrem ersten größeren Prosatext Sommer an den Seen fand. Eine Reise, die in freier, moderner, polyphoner Form einen ebenso subjektiven wie weitsichtigen Einblick gibt in ein wenig bekanntes Amerika der enteigneten Ureinwohner und der neuen Siedlerkolonisten, aber auch eine Reise zu sich selbst und ein höchst aktueller Appell an die Akzeptanz persönlichen Andersseins wie gesellschaftlicher Vielfalt: ein Bewusstseinsstrom aus Empfindungen, Erinnerungen, Beschreibungen, Assoziationen, Reflexionen, Exzerpten und autobiografischen Details.
Ich denke, dass ich, bevor ich mich von den Niagarafällen abwandte, tatsächlich das ganze Wunder der Szenerie erfasste. Nach einer Weile zog es mich so sehr in sich hinein, als ob es eine unbestimmte Furcht erwecken wollte, wie ich sie nie zuvor gekannt hatte, wie sie vielleicht gefühlt wird, wenn der Tod uns in eine neue Existenz überzuleiten gedenkt. Das unablässige Stampfen des Wassers packte meine Sinne. Ich hatte das Gefühl, kein anderes, noch so nahes Geräusch hören zu können, schreckte auf und blickte mich um nach einem Feind. Mir wurde bewusst, dass die Laune der Natur, in der diese Wassermengen mit solch fesselnder Wucht hinab gegossen wurden, identisch war mit jener, durch die auf demselben Boden der Indianer geformt wurde. Denn dauernd gingen mir ungebetene und unwillkommene Bilder durch den Kopf, wie sie mir noch nie zuvor untergekommen sind, von nackten Wilden, die sich mit erhobenen Tomahawks hinter mir anschlichen; dieses Trugbild kehrte ständig wieder, und selbst nachdem ich darüber nachgedacht und versucht hatte, es von mir abzuschütteln, konnte ich nicht anders als zu erschrecken und mich umzublicken.
Als Bild können die Fälle nur von der britischen Seite aus betrachtet werden. Dort sieht man sie in ihren Schleiern, und die Distanz ist groß genug, die märchenhaften Effekte in Licht und Schatten zu bewundern. Vom Schiff aus nehmen sich die Reflexe und Kontraste melodramatischer aus. Auf der Straße zurück vom Whirlpool-Strudel sahen wir sie mit Entzücken als verkleinertes Bild. Am besten gefiel mir jedoch, in der Nähe zum Großen Wasserfall auf Table Rock zu sitzen. Dort kam mir die ganze Energie, die man aufbieten musste, um Details auszumachen, all die gesonderte Besinnung völlig abhanden.
Als ich mich dort gerade niedergelassen hatte, erschien ein Mann, um einen ersten Ausblick zu tun. Er schritt nah an den Wasserfall heran, und nachdem er ihn einen Moment lang auf die Art angesehen hatte, als denke er nach, wie er ihn sich am besten zunutze machen könnte, spuckte er hinein.
Dieser Charakterzug schien vollends einem Zeitalter zu entsprechen, dessen Liebe zur Nützlichkeit solcherart ist, dass Fürst Pückler-Muskau es für wahrscheinlich hält, dass Menschen die Leichen ihrer Eltern in die Felder legen, um den Boden fruchtbar zu machen, und einem Land, wie Dickens es beschrieben hat; doch solcherlei wird, wie ich hoffe, nicht als das wahre Zeitalter oder das wahre Amerika in die Geschichte eingehen. Etwas Hefe säuert die ganze Masse zu einem anderen Brot [...]