Neuerscheinungen 2019Stand: 2020-02-01 |
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Christoph Pötzsch
Unbekanntes um August den Starken
2019. 88 S. 24 Abb. 180 x 110 mm
Verlag/Jahr: TAUCHAER VERLAG 2019
ISBN: 3-89772-311-5 (3897723115)
Neue ISBN: 978-3-89772-311-5 (9783897723115)
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Sein jüngerer Bruder Friedrich August sah das ganz anders. Für ihn war sein älterer Bruder ein Weichling, ein Stubenhocker. Allerdings waren die Rollen ge-klärt. Friedrich August wollte und konnte sich jedoch nicht damit abfinden, dass sein älterer Bruder, nur weil dieser zufällig vor ihm auf die Welt gekommen war, der künftige Herrscher Sachsens sein sollte. Zeit-zeugen sprechen von Hasstiraden und körperlichen Auseinandersetzungen, bei denen der oft kränkelnde Johann Georg stets unterlegen war und seinem ungestümen jüngeren Bruder damit den schlagenden Be-weis lieferte, der ungeeignete Kandidat für das er-strebte Amt zu sein. Aber das Erstgeburtsrecht war stärker. Friedrich August musste sich schweren Her-zens in seine Rolle als Zweitgeborener fügen. Abfin-den konnte er sich damit nicht. Das Verhältnis der beiden Brüder blieb zeitlebens gespannt.Argwöhnisch wachte die Kurfürstin über ihre beiden zerstrittenen Söhne. Insbesondere der ungebärdige Fried-rich August machte ihr Sorgen. Sehr bald hatte er den Spielraum erweitert, der ihm durch seine Herkunft vorgegeben war. Seine Erzieher waren zunehmend überfordert. An einer systematischen Ausbildung zeig-te er keinerlei Interesse. Seinen Französischlehrer brach-te er regelmäßig zur Verzweiflung. Auch das ständige Mahnen seiner Mutter, dass die französische Spra-che in diesen Kreisen eine unerlässliche Vorausset-zung für höfisches Leben sei, interessierte ihn nicht.Allein der schon bejahrte Festungsbaumeister und Architekt Wolf Dietrich von Klengel vermochte den jugendlichen Heißsporn zu fesseln. Klengel verzichtete auf den beim jungen Kurprinzen verhassten Fron-talunterricht im Studierzimmer. Vielmehr nahm er den unsteten Burschen auf seine Ausflüge mit, besichtigte Festungsanlagen, entwarf mit ihm gemeinsam Straßenzüge und führte statische Berechnungen vor Ort durch. Friedrich August war fasziniert. Als im August 1685 ein großer Teil des rechtselbischen Dres-dens einem Stadtbrand zum Opfer fiel, entwarfen Klengel und sein 15jähriger Schüler am Kartentisch eine vollkommene Neubebauung. Zunächst waren das nur theoretische Überlegungen. Aber Friedrich August behielt diese im Gedächtnis und realisierte sie Jahre später. Von Klengel übernahm Friedrich August später auch den Entwurf eines ringförmigen Stadt-platzes, von dem Straßen strahlenförmig abgehen. Klengel hatte dieses Konzept bei seinen Reisen von der römischen Piazza del popolo übernommen und für Dresden vorgeschlagen. Friedrich August hat diesen Plan später verwirklicht, der sich bis heute als Dresdner Albertplatz in Stein manifestiert hat. Bei Klengel war Friedrich August handzahm. Aber nur bei ihm. War Klengel außer Reichweite, wurde der junge Kurprinz ungebärdig und zum Alptraum des Hofes und vor allem seiner Lehrer.Gänzlich untragbar wurde Friedrich August für seine Mutter, als er im Alter von 16 Jahren sein Interesse für das weibliche Geschlecht entdeckte. Seine Jugend-freunde Gottlob Adolph und Wolf Dietrich von Beich-lingen, beide am Hof nur mühsam geduldete Tunicht-gute, organisierten das erste Liebesabenteuer des Prinzen mit der Hofdame Marie Elisabeth von Brock-dorff. Sie machten das so geschickt, dass die gestrenge Kurfürstin erst Kenntnis von der ruchlosen Tat erhielt, als sie vollzogen war. Sie schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Der Junge drohte zu verwildern. Sofort wurde eine kleine Delegation zusammengestellt, die den umtriebigen Kurprinzen auf einer weiten Reise zu begleiten hatte. Weit weg von Dresden sollte sie führen, und vor allem weit weg von den Hofdamen.Eine Woche nach seinem siebzehnten Geburtstag bricht Friedrich August zu seiner Kavalierstour auf. Südliche Länder sollen besucht werden. Und, obwohl er nicht der potentielle Kurfürst ist, soll er sich auf diplomatischem Parkett zu bewegen lernen. Friedrich Augusts Begleiter hatte die Kurfürstin handverlesen. An der Spitze steht der humorlose Hofmeister Haxt-hausen, dazu der Hofpre