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Gary Victor
Im Namen des Katers
Kriminalroman. Ungekürzte Ausgabe
2019. 168 S. 214 x 136 mm
Verlag/Jahr: LITRADUKT 2019
ISBN: 3-940435-30-9 (3940435309)
Neue ISBN: 978-3-940435-30-9 (9783940435309)
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Inspektor Dieuswalwe Azémar ermittelt in einer Mordserie, die ihm persönlich nahegeht: Alle Opfer waren wie er dem kleren, dem haitianischen Zuckerrohrschnaps, zugetan und zudem als Konsumenten von Katzenfleisch bekannt, das nach Meinung vieler kleren-Liebhaber besonders gut zu diesem Getränk passt. Als er die Ermittlungen auf Befehl seines Vorgesetzten unterbricht, um einen gewissen Georges zu suchen, den eine Dame aus hochgestellten Kreise als vermisst gemeldet hat, ahnt der Inspektor nicht, in welches Wespennest er sticht. Je weitere Kreise der scheinbar skurrile Fall zieht, desto gefährlicher wird es für Azémar, den auch die Geister der eigenen Vergangenheit bedrängen. Doch wenn auch auf seine engsten Mitarbeiter kein Verlass mehr ist, bleiben ihm doch seine Tochter Mireya, seine Beretta und die zwei W in seinem Vornamen ...
Die Machete in seinen Händen war so schwer, dass er sie eigentlich gar nicht hätte halten können. Eine Machete, wie er sie noch nie gesehen hatte. Sie ähnelte einem Säbel. Er konnte nur zur Kenntnis nehmen, wie geschickt er die Waffe handhabte, denn er war nicht mehr Herr über seinen Körper und seinen Willen. Er wusste, was geschehen würde, aber von seinen Lippen konnte nicht einmal ein Schluchzen abheben. Er war zu einer menschenförmigen, nur noch aus Ohnmacht und Schmerz bestehenden Gestalt geworden. Die Klinge schlug den Kopf mit einem Hieb ab, und warme, vom Schwung des Stahls fortgeschleuderte Tropfen vom Blut seines Opfers besudelten sein Gesicht. Er ließ die Machete fallen; sein Geist, den etwas Schreckliches in seinem Griff gehalten hatte, war wieder frei. Im Erwachen sprang er aus dem Bett, als wäre eine Bande von Dämonen hinter ihm her. Seine Füße verhedderten sich in den Laken, und er fiel der Länge nach auf den feuchten Boden. Mühsam erhob er sich, ihm war schwindelig. Zum Aufstehen musste er sich am Bett festhalten. Eine Frau schlief darin tief und fest. Der Lärm hatte sie nicht geweckt. Wer war sie?, fragte sich Dieuswalwe Azémar. Er erinnerte sich an nichts. Wahrscheinlich eine Nutte, die er nach zu reichlichem soro -Genuss auf der Place du Champ-de-Mars aufgelesen hatte. Schwankend, mit fiebrigem Körper erreichte er das Badezimmer, drehte den Hahn am Waschbecken auf, ließ sich Wasser in die hohlen Hände laufen und besprengte sich damit. Es kam ihm immer noch so vor, als hätte er Blutstropfen auf dem Gesicht, einem angstverzerrten Gesicht, das er in dem seit dem Erdbeben gesprungenen Spiegel - er hatte nie daran gedacht, ihn zu ersetzen - kaum erkannte. Er war noch magerer geworden. Dieser Albtraum war realer gewesen als die früheren. Es hatte einige Tage begonnen, nachdem Landeng, der Magier, ihm diesen garde am Arm unter die Haut genäht hatte. Der Geist namens Loko sollte ihm die Kraft verleihen, es mit denen aufzunehmen, die ihn beschuldigten, einen brasilianischen General ermordet zu haben. Er wurde den Eindruck nicht los, dass die Nacht für Nacht präziser werdende Albtraumwirklichkeit aus dem Bereich des Traums in seinen Alltag hineindrängen und sich darin festsetzen würde. Jedes Mal versuchte er sich dann zu beruhigen, sich zu sagen, dass all das auf den Stress zurückzuführen war, auf die erzwungene Trennung von seiner Tochter Mireya und darauf, dass er in seinen Ermittlungen über mehrere Morde nicht weiterkam. Die Opfer waren allesamt als Alkoholiker, sogenannte kakakleren, und vor allem als große Konsumenten von Katzenfleisch bekannt gewesen. Der Albtraum von dieser Nacht hatte einem ausgefeilteren Szenario gehorcht. Er allein in einer Savanne, in der als einziger Baum eine Königspalme stand. Sein Körper wie eingeschlossen in einen Sarkophag aus Eis. Er konnte nicht die geringste Bewegung machen, bis jemand, er konnte nicht sehen wer, ihm die Machete in die Hand drückte. Die Waffe war so schwer, dass er sie eigentlich nicht so leicht hätte handhaben können. Aus einem unerfindlichen Grund wusste er bereits, was von ihm erwartet wurde, und kämpfte mental mit allen Kräften darum, eine gewisse Kontrolle über seinen Willen zu behalten, uch wenn sein Körper dem Geist gehorchte, von dem er besessen war. Er musste töten. Der scharfe Befehl hallte in seinen Ohren. Die Frau, die mit auf den Rücken gefesselten Händen vor ihm kniete, flehte ihn weinend um Erbarmen an. "Töte!" Jedes Mal kämpfte er mit all der Kraft, die er aufbringen konnte, setzte ein, was ihm an Energie blieb. Ein Feuer pulsierte an seinem Arm, da, wo Landeng ihm den garde eingenäht hatte. In allen vorherigen Albträumen hatte er seinem Peiniger standhalten können, obwohl er wusste, dass seine Kräfte abnahmen und er irgendwann zwangsläufig nicht mehr in der Lage sein würde, die Frau zu verschonen. Er war immer schweißgebadet und mit einer Migräne aufgewacht, die durchaus kein Anreiz gewesen war,