Neuerscheinungen 2019Stand: 2020-02-01 |
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Fred Richter
Die Weltstadt im Licht
Berliner Nachtfotografien von Martin Höhlig aus den Jahren 1925 bis 1932
Herausgegeben von Richter, Fred
2019. 288 S. Schwarz-Weiß-Photographien. 306 x 212 mm
Verlag/Jahr: BUSSERT & STADELER 2019
ISBN: 3-942115-86-7 (3942115867)
Neue ISBN: 978-3-942115-86-5 (9783942115865)
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Martin Höhlig vermittelt in 275 Nachtfotografien einen einzigartigen Gesamtblick auf die moderne aufstrebende Weltstadt Berlin. Besondere Beachtung widmet er der Darstellung prosperierender jüdischer Gewerbetätigkeit.
"Das Licht ist der objektivste Zeuge." Diese Aussage formulierte der Ausnahmenaturforscher und Physik-Nobelpreisträger Albert Einstein am 13.11.1921 unter einem Porträtfoto seiner Person. Das Foto wurde durch den Lichtbildner Martin Höhlig aufgenommen. Der Abzug mit der Widmung Einsteins war ein Belegexemplar für das Archiv des Fotografen. Neben der Danksagung für die gelungene, ausdrucksvolle Arbeit spricht Einstein hiermit gleichzeitig ein Kernthema der Fotografie an, nämlich die Funktion des Lichts im fotografischen Schaffensprozeß. Das Licht wurde mit der rasanten Weiterentwicklung der Fotografie nach dem Ersten Weltkrieg zum wichtigsten und grundlegendsten Faktor in der gestalterischen Tätigkeit des Fotografen.
Die Einsteinsche Feststellung ist Omen und wurde zugleich Credo für die kurze, aber hochintensive Schaffensperiode des Fotografen Martin Höhlig. Er verstand es in hervorragender Weise, das Licht zu gestalten und auf seine einzigartigen Fotos zu bannen. Dabei verband er solide handwerkliche Fähigkeiten, die er sich im Laufe seines Berufslebens angeeignet hatte, mit seiner künstlerischen Intuition und gesellschaftlichen Visionen. Als Ergebnis der Hauptphase seiner künstlerischen kreativen Tätigkeit im Zeitraum von 1925 bis 1932 werden im vorliegenden Bildband 275 Arbeiten des nächtlichen Berlins vorgestellt. Sie umfassen kaleidoskopisch das Stadtbild der Reichshauptstadt und bilden ein in sich geschlossenes Werk sowie ein einzigartiges sozialdokumentarisches Zeugnis dieser Zeit. Über den Fotografen Martin Höhlig war bisher wenig bekannt. Viele seiner Arbeiten wurden in namhaften Publikationen mit dem Hinweis auf einen unbekannten Fotografen veröffentlicht. Aufgrund der fehlenden Fotografenstempel konnte in diesen Fällen die Urheberschaft nicht zugeordnet werden.
Geboren wurde Martin Höhlig am 2. April 1882 im sächsischen Zwickau. Es ist anzunehmen, daß er eine Lehre als Lichtbildner absolvierte und sich in Ateliers namhafter Fotografen seine ausgezeichneten handwerklichen Fähigkeiten aneignete. Schwerpunkt seiner frühen beruflichen Tätigkeit war die traditionelle Porträtfotografie, die Haupterwerbsquelle der Fotografen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Weiterhin verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit der Herstellung von fotografischen Vorlagen für Postkarten. Der Porträtfotografie blieb er zeitlebens treu. Albert Einstein wurde von ihm ein weiteres Mal im März 1923 für das Gesellschaftsmagazin "Vanity Fair" porträtiert. Darüber hinaus fertigte er Porträts anderer Geistesgrößen jüdischer Herkunft, zum Beispiel vom Psychiater und Schriftsteller Sigmund Freud und von dem prominenten Rechtsanwalt und Dramatiker Erich Frey. Der bekannte havelländische Maler Karl Hagemeister stand ebenfalls vor seiner Kamera. Er lichtete Größen des politischen Lebens des Kaiserreichs und der Weimarer Republik ab, so Kaiser Wilhelm II. im Doorner Exil, den Reichspräsidenten Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und Generalfeldmarschall August von Mackensen.
Um 1920 gründete Martin Höhlig ein eigenes Atelier in unmittelbarer Nähe des Potsdamer Platzes, in der Bellevuestraße 21. In derselben Straße hatte auch der prominente Fotograf Nicola Perscheid sein Atelier. Die noble, exponierte Lage des Ateliers und seine hervorragenden Kontakte zu bekannten Persönlichkeiten des gesellschaftlichen Lebens weisen ihn als Fotografen der oberen Gesellschaftsschicht aus.
Grundlegende Veränderungen in der Gesellschaft, insbesondere auch auf dem Gebiet der Kunst, auf die noch näher einzugehen sein wird, prägten den künstlerischen Werdegang von Martin Höhlig entscheidend. Er entwickelte sich zu einem Hauptvertreter der Fotografie der "Neuen Sachlichkeit". Von dieser Stilrichtung maßgeblich befördert, hat er sie selbst nachhaltig und in exponierter Weise mitgestaltet und beeinflußt.